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Giftpflanzen

HERKULESSTAUDE

Der Riesenbärenklau ist, wie sein Name schon sagt, eine außerordentlich große und aufsehenerregende Erscheinung. Auch sein Synonym Herkulesstaude nimmt darauf Bezug.

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Heracleum mantegazzianum ist ein Doldenblütler aus der Familie der Apiaceae. Er erreicht eine Wuchshöhe von bis zu vier Metern und ist damit nicht zu übersehen. Auch sein dicht behaarter, hohler Stängel hat mit etwa zehn Zentimeter Durchmesser imposante Maße. Er ist häufig mit weinroten Flecken übersäht und trägt an seiner Spitze einen dekorativen Blütenstand, der einen Durchmesser von etwa einem halben Meter erlangen kann. Dieser besteht aus auffällig großen Dolden, die aus tausenden weißen Einzelblüten zusammengesetzt sind, die im Juni und Juli erscheinen. Seine tief eingeschnittenen Blätter sind vielfach gefiedert und haben die Größe von Regenschirmen. Mit Stiel können sie Längen von bis zu drei Metern erreichen.

Stark verbreitet Der Riesenbärenklau wurde Ende des 19. Jahrhundert aus dem Kaukasus wegen seines repräsentativen Wuchses bei uns eingeführt und zunächst zur Zierde in botanischen und privaten Gärten kultiviert. Später pflanzten Imker die aufsehenerregende Solitärpflanze als Bienenweide, da ihre Blüten gerne von Bienen besucht werden. Auch Jäger nutzten sie als Deckungspflanze für das Wild. Da der Doldenblütler keine besonderen Bodenansprüche stellt und als bei uns ursprünglich nicht heimatete Pflanze so gut wie keine natürlichen Feinde wie Fressschädlinge oder Parasiten besitzt, hat er sich in den letzten Jahren an den verschiedensten Standorten angesiedelt.

KONTAKT VERMEIDEN
Besonders gefährdet sind spielende Kinder, welche die hohlen Pflanzenstängel gerne als Blas- oder Fernrohre und die großen Blätter als Fächer zum Spielen verwenden. Aber auch Erwachsene müssen beim Spazierengehen und bei Gartenarbeiten aufpassen, nicht mit der Pflanze in Berührung zu geraten. Der lichtsensibilisierende Pflanzensaft kann selbst die Kleidung durchdringen und auch das Einatmen toxischer Gase ist an heißen Tagen möglich und sollte vermieden werden.

Seine große Anpassungsfähigkeit erlaubt selbst in Mittelgebirgslagen abseits von Gewässern ein ungebremstes Wachstum. Die Pflanze ist mittlerweile in weiten Teilen Mitteleuropas an Flussufern, Waldwegen und Straßenrändern anzutreffen – mit zunehmender Tendenz. Ihre gewaltige Samenproduktion – eine Pflanze bildet bis zu 100 000 Samen im Jahr – und ihre große Blattmasse trägt zudem zu ihrer rasanten Ausbreitung bei.

Die riesigen Blätter beschatten den Boden derart stark, dass das Wachstum anderer, standorttypischer Pflanzen weitgehend unterdrückt wird. Inzwischen bildet der Riesenbärenklau partiell fast waldartige Bestände, die für Natur und Mensch jedoch zur Plage und gesundheitlichen Gefahr geworden sind.

Brennende Gefahr Alle Pflanzenteile enthalten Furanocumarine mit stark phototoxischen Eigenschaften. Das bedeutet, dass sie bei Hautkontakt in Verbindung mit UV-Strahlung zu gefährlichen Hautreaktionen führen können. Während die Berührung des Gewächs selber noch nicht schmerzhaft ist, stellen sich ein bis zwei Tage danach verbrennungsähnliche Hautveränderungen ein, die sich durch direkte Sonneneinstrahlung, hohe Luftfeuchtigkeit oder Schweiß verstärken können.

Diese auch als Wiesendermatitis bezeichnete Entzündung der Haut äußert sich zunächst durch eine brennende und juckende Hautrötung, die später in scharf begrenzte Areale mit Blasenbildung übergehen kann. Bisweilen heilen die schmerzhaften Hautveränderungen nur langsam ab. Häufig bleiben auch Narben und eine Hyperpigmentierung zurück.

Dauerhafte Bekämpfung Die Behörden ordnen vielerorts Bekämpfungsmaßnahmen an, um eine weitere Ausbreitung des Riesenbärenklaus zu verhindern. Allerdings führt ein einfaches Abschneiden der oberen Pflanzenteile nicht automatisch zum Absterben, da nach einem Rückschnitt immer wieder neue Triebe aus der Wurzel gebildet werden. Am wirksamsten ist daher das Ausgraben der Wurzel, die – ebenso wie die oberen Pflanzenteile – anschließend über den Restmüll entsorgt werden muss.

Wichtig ist eine kontinuierliche Nachkontrolle des Areals. Im Boden verbliebene Samen können noch viele Jahre keimfähig bleiben und in den Folgejahren nachwachsen. Am besten werden diese frühzeitig entfernt, ehe sie eine stärkere Wurzel gebildet haben. Während der Arbeiten sollte unbedingt Schutzkleidung getragen werden, die alle Körperteile bedeckt. Unerlässlich sind nicht nur lange Ärmel, lange Hosen und säurefeste Gummihandschuhe, sondern auch festes Schuhwerk. Zu denken ist ferner an eine Schutzbrille, um einen gefährlichen Augenkontakt zu vermeiden.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 10/14 ab Seite 96.

Gode Meyer-Chlond, Apotheker

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