Tiere in der Apotheke

HEKTOR HAT HUSTEN

Verschiedene Viren und Bakterien können bei der Entstehung von akuten respiratorischen Infektionen des Hundes beteiligt sein. Zu den häufigsten Atemwegserkrankungen gehört die infektiöse Tracheobronchitis, der sogenannte Zwingerhusten.

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Akute respiratorische Infektionen bei Hunden werden unter dem Begriff „Caniner infektiöser respiratorischer Krankheitskomplex“ (canine infectious respiratory disease; CIRD) zusammengefasst. Klinische Anzeichen dafür sind milde bis starke Episoden von keuchendem oder würgendem Reizhusten sowie weitere Beschwerden wie Nasenausfluss, Niesen und Dyspnoe. Vor allem Hunde, die in einer dichten Hundepopulation gehalten werden, wie beispielsweise in Tierheimen, Hundeschulen, Welpen-Spielgruppen oder Hundepensionen sind betroffen. Aber auch Stress, Parasitenbefall, lange Transporte oder Besitzerwechsel begünstigen Erkrankungen der oberen Atemwege.

Die häufigste Erkältungskrankheit bei Hunden ist der sogenannte Zwingerhusten (Kennel Cough, infektiöse Laryngotracheitis, canine infektiöse Tracheobronchitis). Die hochansteckende akute Atemwegserkrankung wird von einem oder mehreren Krankheitserregern verursacht, wobei vor allem das canine Adenovirus 2 (CAV2), das canine Parainfluenzavirus (CPIV) und Bordetella bronchiseptica von Bedeutung sind. Daneben werden das canine Influenzavirus, das canine respiratorische Coronavirus, das canine Herpesvirus und das canine Staupevirus als auslösende Pathogene diskutiert.

Canines Parainfluenzavirus (CPIV) Das CPIV spielt eine wichtige Rolle in der Ätiologie des Zwingerhustens. Eine Infektion mit dem CPIV korreliert dabei mit der Dichte der Hundepopulation. Haben Hunde untereinander engen Kontakt, kann sich das Virus sehr schnell verbreiten, sodass ein großer Anteil der Hunde in kurzer Zeit eine Infektion entwickelt. CPIV wird etwa acht bis zehn Tage nach der Infektion über Sekrete des Respirationstrakts ausgeschieden. Da freigesetzte Viren in der Umwelt nur kurz überleben, findet eine Infektion durch eine kontaminierte Umgebung selten statt. Das bedeutet, dass sich Hunde in der Regel ausschließlich durch den direkten Kontakt mit infizierten Hunden anstecken. Auch Katzen können mit dem CPIV infiziert werden, erkranken aber nicht daran.

Da sie das Virus jedoch ausscheiden, stellen sie ein Reservoir für Hunde dar. Eine Monoinfektion mit dem CPIV kann bei Hunden in jedem Alter auftreten und betrifft meist den oberen Respirationstrakt mit milden klinischen Symptomen. Zu Komplikationen kann es vor allem bei jungen und immunsupprimierten Hunden durch Sekundärinfektionen kommen. Schwere klinische Symptome können sich dann entwickeln, wenn zu einer CPIV-Infektion eine weitere virale oder bakterielle Infektion hinzukommt. Leitsymptom ist in diesem Fall ein trockener Husten, teils verbunden mit Würgereiz, manchmal sogar Erbrechen, der wenige Tage bis mehrere Wochen andauern kann. Zusätzlich können Pharyngitis, Tonsillitis, seröser Nasenausfluss sowie eine leicht erhöhte Körpertemperatur beobachtet werden. Ist das Immunsystem geschwächt, kann sich auch eine Pneumonie entwickeln.

Der Zwingerhusten erinnert an den beim Menschen auftretenden Keuchhusten. Typisch für das Krankheitsbild ist ein anhaltender trockener Husten.

Canines Adenovirus Typ 2 (CAV2) Das canine Adenovirus (CAV) wird in das CAV-1, das die infektiöse canine Hepatitis verursacht, und das CAV-2, das die canine Laryngotracheitis hervorruft, eingeteilt. Infektionen mit dem CAV-2 kommen bei verschiedenen Säuge- tierarten vor, wobei vor allem Hunde, Rotfüchse, Wölfe und Kojoten eine erhöhte Empfänglichkeit zeigen. CAV-2-Infektionen entwickeln sich vor allem bei Welpen mit einem nicht ausreichenden Immunschutz durch maternale Antikörper und bei adulten Tieren, die keine vollständige Impfung erhalten haben. Die Infektion erfolgt oronasal durch Inhalation von Viruspartikeln. Das CAV-2 verursacht eine milde Infektion der oberen Atemwege, die sich durch Husten und Nasenausfluss äußert.

„Hundegrippe“ – Canines Influenzavirus (CIV) Erstmals wurden in den 80-er Jahren bei Hunden Antikörper gegen Influenzaviren nachgewiesen. Überall, wo viele Hunde aufeinandertreffen und miteinander Kontakt haben, besteht ein erhöhter Infektionsdruck. Hunde jeglichen Alters, unabhängig von der Rasse und dem Gesundheitsstatus, können betroffen sein. Die Übertragung des CIV erfolgt durch direkten Kontakt oronasal oder durch die Inhalation von ausgeschiedenen Viruspartikeln durch Husten oder Niesen; die Inkubationszeit beträgt zwei bis vier Tage. Etwa 80 Prozent der Hunde entwickeln klinische Symptome, die restlichen 20 Prozent sind subklinisch infiziert. Klinische Symptome treten bereits zwei bis drei Tage nach einer Infektion in Erscheinung, wobei am häufigsten seröser Nasenausfluss, Niesen, Apathie, Augenausfluss, nicht- produktiver Husten, Lethargie und Anorexie beobachtet werden.

In der Regel verläuft eine Infektion mit dem CIV ohne Komplikationen. Eine zusätzliche bakterielle Pneumonie kann allerdings zu einem schweren Krankheitsverlauf mit hohem Fieber, Inappetenz, produktivem Husten, erhöhter Atemfrequenz und Dyspnoe führen. In den vergangenen Jahren konnten auch das Canine Herpesvirus (CHV) sowie weitere virale Erreger bei Hunden mit Atemwegsinfektionen nachgewiesen werden, deren Rolle bei der Entstehung von respiratorischen Erkrankungen aber noch nicht eindeutig zugeordnet werden können. Neben viralen Erregern sind auch Bakterien beteiligt. Diese fungieren vor allem als Sekundärerreger und führen zur Verschlechterung der klinischen Symptome einer viralen Primärinfektion.

Bordetella bronchiseptica Das Bakterium Bordetella bronchiseptica wird als ein Haupterreger bei der Entstehung caniner infektiöser respiratorischer Erkrankungen angesehen. Die Übertragung erfolgt über den direkten oder indirekten Kontakt zu infizierten Tieren mittels Tröpfcheninfektion. Das charakteristische Symptom einer Infektion mit Bordetella bronchiseptica ist ein trockener, keuchender, krampfartiger Husten, der bei Bewegung und Aufregung stärker wird. Weitere Symptome sind Nasenausfluss, Würgereiz, Anorexie, Apathie und Fieber. Die Symptome können einige Tage bis über mehrere Wochen anhalten.

Ruhe statt Antibiose Das canine Parainfluenzavirus und Bordetella bronchiseptica sind die Haupterreger von respiratorischen Infektionen beim Hund, wobei auch gesunde Tiere Träger sein können und damit eine potenzielle Infektionsquelle sind. Grundsätzlich ist die canine Tracheobronchitis eine selbst-limitierende Erkrankung, die oft spontan ausheilt und bei der das Allgemeinbefinden in der Regel nicht wesentlich gestört ist. Wichtig ist eine etwa einwöchige Ruhephase, Anstrengung und Aufregung für das Tier sollten vermieden werden. Auf diese Weise kann eine Reizung der Atemwege durch ständiges Husten reduziert werden. Auch Antitussiva lindern die Beschwerden, sollten jedoch nicht bei produktivem Husten eingesetzt werden.

Eine Antibiotikatherapie ist in den wenigsten Fällen indiziert, da vielfach Viren beteiligt sind und es außerdem keine nachweislich effektive Antibiotikatherapie gegen Bordetellen gibt. Im Allgemeinen werden Antibiotika daher nur bei deutlich reduziertem Allgemeinzustand, Fieber oder Hinweisen auf eine Beteiligung der unteren Atemwege wie Pneumonie oder Bronchopneumonie eingesetzt. Zu den Antibiotika, die gegen verschiedene Bordetellenisolaten eine Wirksamkeit zeigen, gehören Doxycyclin, Chloramphenicol und Amoxicilin-Clavulansäure. Generell sollten Antibiotika bis fünf Tage nach dem Verschwinden der Symptome und mindestens über zehn Tage verabreicht werden. Glucocorticoide sind kontraindiziert. Die Prognose einer unkomplizierter Tracheobronchitis ist gut.

Prävention Für die Prophylaxe gegen Zwingerhusten stehen Einzel- oder Kombinationsimpfstoffe zur Verfügung. Die Wirksamkeit besteht in einer Reduktion der klinischen Symptomatik. Die Impfung wird bei Hunden in Phasen mit erhöhter Infektionsgefahr empfohlen, zum Beispiel vor einer Hundeausstellung oder dem Aufenthalt in einer Tierpension.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 11/19 ab Seite 95.

Dr. Astrid Heinl, Tierärztin und Medizinjournalistin

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