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Gesundheitsberufe

HEILPÄDAGOGE

Sie erziehen, fördern und unterstützen Menschen mit Beeinträchtigungen: Für ihren Job brauchen Heilpädagogen nicht nur eine fundierte Ausbildung, sondern auch ein hohes Maß an Empathie.

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Heilpädagogen sind zunächst einmal Pädagogen, also Menschen, die sich insbesondere um Bildung und Erziehung kümmern. Im Gegensatz zu anderen Pädagogen und pädagogischen Fachkräften wie Lehrern und Erziehern fördern, unterstützen und begleiten Heilpädagogen jedoch Menschen, die unter erschwerten Bedingungen oder mit Beeinträchtigungen leben. Zu ihren Klienten zählen zum Beispiel Menschen mit Verhaltensauffälligkeiten, mit psychischen Erkrankungen und mit Behinderungen – das Kind mit ADHS ebenso wie der alte Mensch mit Sinnesbehinderung, der Jugendliche mit Asperger-Autismus ebenso wie der Erwachsene mit geistiger Behinderung.

Eine zentrale Aufgabe des Heilpädagogen besteht darin, dazu beizutragen, dass seine Klienten – ganz unabhängig von Art und Ausmaß der individuellen Beeinträchtigung – am Leben in der Gemeinschaft teilhaben können. Die gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen – Experten sprechen in diesem Zusammenhang von Inklusion – ist auch ein zentrales und übergeordnetes Anliegen des Berufs- und Fachverbandes Heilpädagogik (bhp, www.bhponline.de), der heute bundesweit rund 5000 Mitglieder zählt.

Fördern, unterstützen, begleiten Durch den Einsatz entsprechender pädagogischer und therapeutischer Maßnahmen fördern Heilpädagogen – nach vorheriger Diagnose der vorliegenden Probleme und Störungen – die vorhandenen Fähigkeiten ihrer Klienten. Zu ihren Aufgaben gehört aber auch, einer drohenden Behinderung von Kindern mit Entwicklungsauffälligkeiten durch geeignete Angebote vorzubeugen, Jugendliche mit Verhaltensauffälligkeiten zu fördern und Angehörige zu unterstützen. Heilpädagogen erstellen individuelle Behandlungspläne und dokumentieren den Therapieverlauf. Um ihre Klienten bestmöglich zu fördern, setzen sie ganz unterschiedliche pädagogische und therapeutische Maßnahmen ein: Sie spielen, basteln und werken mit ihren Klienten, in Gruppen- oder auch in Einzelstunden, sie nutzen therapeutische Elemente aus Bewegung, Tanz und Musik, bieten therapeutisches Reiten an oder machen behinderte Menschen mit speziellen Computerprogrammen vertraut.

Schwerstbehinderten helfen sie auch bei der körperlichen Hygiene, beim Waschen und Ankleiden. Ziele der heilpädagogischen Therapie: Die Persönlichkeit, Eigenständigkeit, Gemeinschaftsfähigkeit sowie die persönlichen Kompetenzen des zu betreuenden Menschen zu fördern. Heilpädagogen arbeiten im Sozial- und Gesundheitswesen, zum Beispiel in Wohn- und Pflegeheimen, Tagesstätten für behinderte Menschen, Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, integrativen Kindergärten, Förder- und Regelschulen, Frühförderstellen, kinder- und jugendpsychiatrischen Praxen und Kliniken oder auch selbstständig – beispielsweise in der eigenen heilpädagogischen Praxis.

Wege ans Ziel Auf unterschiedlichen Wegen kann bei uns die Qualifikation zum Heilpädagogen erworben werden: Möglich ist es beispielsweise, dass sich ausgebildete Erzieher oder Heilerziehungspfleger mit einer gewissen Berufserfahrung entsprechend weiterqualifizieren. Die Weiterbildung zum „staatlich anerkannten Heilpädagogen“ beziehungsweise zur „staatlich anerkannten Heilpädagogin“ erfolgt an Fachschulen oder Fachakademien (Bayern) und dauert in Vollzeit etwa anderthalb bis zwei Jahre, berufsbegleitend rund drei bis vier Jahre. Ein anderer Weg ans Ziel führt über ein Studium. In sechs bis sieben Semestern können Studierende hierzulande den Bachelor-Studiengang Heilpädagogik absolvieren und den Abschluss Bachelor of Arts (BA)/Heilpädagogik erlangen. Das Studium zum Master of Arts (MA)/Heilpädagogik umfasst drei bis vier Semester.

Mit dem Master in der Tasche stehen Heilpädagogen auch Arbeitsfelder in Wissenschaft und Forschung offen. Um eine Einrichtung leiten und für diese heilpädagogische Konzepte erarbeiten zu können, wird häufig ebenfalls ein entsprechender Hochschulabschluss erwartet. Grundsätzlich gilt: Um den Beruf ausüben zu dürfen, ist eine staatliche Anerkennung erforderlich, die mit dem erfolgreichen Abschluss der Weiterbildung beziehungsweise des Studiums erteilt wird. Für eine Tätigkeit mit Kindern und Jugendlichen brauchen Heilpädagogen unter Umständen auch ein erweitertes Führungszeugnis.

Empathie ist Pflicht Eine fundierte Ausbildung ist die Basis für den beruflichen Erfolg, aber längst nicht alles, was einen guten Heilpädagogen ausmacht. Vielmehr sollte jeder Heilpädagoge eine gute Beobachtungsgabe, ein gewisses Maß an Kreativität und sehr viel Einfühlungsvermögen mitbringen. Interesse am Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen und Verständnis für andere Lebenssituationen sollten selbstverständlich sein. Nicht zuletzt müssen Heilpädagogen auch belastbar sein – sowohl physisch als auch psychisch. Denn der tägliche Umgang mit Menschen mit körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen erfordert viel persönliches Engagement und kann auch an den eigenen Kräften zehren. Deshalb sollten Heilpädagogen in der Lage sein, mit eigenen Belastungen adäquat umgehen zu können. 

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 05/17 ab Seite 110.

Andrea Neuen, Freie Journalistin

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