Tierheilpraxis

HEILKRÄUTER FÜR TIERE

Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen, sagt ein altes Sprichwort. Und das gilt auch für Tiere. Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass Tiere manchmal instinktiv die Pflanzen fressen, die sie gerade benötigen?

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Die Therapie mit Heilkräutern, ist wohl die ältestes Therapieform und eine wichtige Säule in der Naturheilkunde. Auch in meiner Praxis setze ich Heilkräuter vielseitig bei Tieren ein. So verwende ich sie bei Atemwegserkrankungen, Stoffwechselproblemen, Magen- und Darmbeschwerden, Allergien, Hautproblemen, Schmerzzuständen und vielem mehr. Sie können sowohl innerlich als Futterzugabe oder Teezubereitung als auch äußerlich in Form von Umschlägen, Sprays, Salben oder Cremes angewendet werden. Sie werden zur Akutbehandlung sowie bei chronischen Erkrankungen eingesetzt.

Heilkräuter enthalten viele wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe, die sich antimikrobiell, antiviral, schmerzlindernd, zellschützend und vitalisierend auf den Organismus der Tiere auswirken. Sekundäre Pflanzenstoffe besitzen keine direkte Funktion im Basisstoffwechsel der Pflanze. Die Pflanze nutzt sie, um sich beispielsweise vor Fressfeinden oder vor zu hohem Lichteinfluss zu schützen, aber auch zur Anlockung von Insekten. Pflanzen enthalten zum Beispiel ätherische Öle, Gerbstoffe, Saponine, Flavonoide, Bitterstoffe, Alkaloide, Glycoside, Schleimstoffe sowie Mineralstoffe und Spurenelemente.

Katzen sind besonders Damit man Krankheitsverläufe beeinflussen kann, muss man im Körper einen gewissen Wirkstoffspiegel erreichen. Die verwendeten Heilpflanzen werden gezielt aufgrund ihrer enthaltenen Wirkstoffe eingesetzt. Man kann sie als Einzeldrogen verwenden oder in Mischungen so zusammenstellen, dass sie sich in ihrer Wirkung ergänzen. Heilpflanzen werden meist über einen begrenzten Zeitraum eingesetzt, damit es nicht zu ungewollten Gewöhnungseffekten kommt.

Ich empfehle sie gerne für Hunde, Pferde und Katzen, wobei Katzen in der Phytotherapie eine Sonderstellung einnehmen. Wenn man an Kräuter und Katzen denkt, fallen einem sofort Katzenminze und Baldrian ein, die auf viele Samtpfoten eine euphorisierende Wirkung haben. Aufgrund des besonderen Stoffwechsels der Katze muss man Heilkräuter bei ihnen aber mit großem Bedacht anwenden und genau wissen, welche Kräuter für Katzen geeignet sind und welche nicht.

Fellwechsel beim Hund Viele Hunde verlieren zwar das ganze Jahr über Haare, jedoch wird das Fell in der Regel zweimal pro Jahr gewechselt. Dies geschieht im Frühling und im Herbst. Neben einer intensiven Fellpflege kann der Organismus während des Fellwechsels aber auch innerlich unterstützt werden. Durch das tägliche Bürsten werden die alten Haare entfernt und die Haut wird stärker durchblutet, was den Wachstumsprozess der neuen Haare unterstützt und die Haut stärkt. Eine Unterstützung des Organismus beim Fellwechsel von Innen ist grundsätzlich immer sinnvoll, da es durch die Neubildung der vielen Haare im Körper zu einem Mangel an verschiedenen Stoffen kommen kann.

Ich empfehle eine Kräutermischung aus Birkenblättern, Löwenzahn, Gänseblümchen, Himbeerblättern und Mädesüß. Diese Kräuter stärken die Haut beim Fellwechsel. Sie helfen auch gegen trockene Haut und Schuppen. Der geeignete Fütterungszeitraum für diese Mischung ist Februar bis Ende April. Die Mischung wirkt entschlackend, entwässernd und blutreinigend. Die Dosierung erfolgt nach dem Körpergewicht des Hundes.

Stress beim Pferd Der 16-jährige Araberhengst Sultan wurde mir von seiner Besitzerin vorgestellt mit immer wiederkehrenden Koliken und Fressunlust. Es war auffällig, dass er sehr oft gähnte. Auch das Satteln war ihm sehr unangenehm. Sobald der Sattelgurt seinen Bauch berührte, zeigte er eine deutliche Abwehrreaktion. Schulmedizinisch bekam er nur im Akutfall Schmerzmittel und ein krampflösendes Medikament sowie einen Magenschutz über 14 Tage. Doch das war keine langfristige Lösung für sein Problem. Allgemein machte er einen sehr niedergeschlagenen Eindruck. Er lebte mit einem Wallach zusammen in einem Offenstall. Sein Mitbewohner vertrieb ihn oft von der Heuraufe und das Zusammenleben war wenig harmonisch, sodass Sultan sehr viel Stress hatte.

Pferde sind sehr anfällig für Stress und es kommt in den meisten Fällen zu Magenschleimhautentzündungen bis hin zu Magengeschwüren. Gerade wenn sie als „Dauerfresser“ nicht die Möglichkeit haben ständig kleine Mengen Heu aufzunehmen. Beim Fressen von Heu, was Pferde sehr langsam kauen und dabei einspeicheln, entsteht Natriumbicarbonat. Dies wird benötigt um die Magensäure zu neutralisieren. Kommt es zu langen Fresspausen, wird die Magensäure nicht neutralisiert und greift somit die Magenschleimhaut an. Ist das Pferd zusätzlich permanentem Stress ausgesetzt, kommt es noch dazu verstärkt zur Übersäuerung des Magens. Die Anamnese ergab die Diagnose von Magengeschwüren und einer Störung der Darmflora. Der Therapieansatz begann mit der Vermeidung der Ursachen. Sultan bekam einen eigenen Paddock, wo er ungestört fressen konnte und zur Ruhe kam.

Er wurde auch nicht mehr geritten bis er wieder gesund war, da ihm das Anlegen des Sattelgurtes Schmerzen verursachte. Dies ist in den meisten Fällen ein Indiz für Magenprobleme. Er durfte stattdessen lange Sparziergänge mit seiner Besitzerin genießen. Ich verordnete eine Heilkräutermischung aus Kamillenblüten, Pfefferminzblättern, Salbei- blättern, Melissenblättern und Fenchelfrüchten. Er bekam täglich 50 Gramm dieser Mischung als Teezubereitung komplett mit den Pflanzenteilen über eine kleine Menge eingeweichter Heucobs verabreicht. Zusätzlich bekam er für 14 Tage pulverisierte Süßholzwurzel in sein Futter, dies dient zum Aufbau der Darmflora.

Bereits nach zehn Tagen ging es Sultan wesentlich besser. Er war munter, das vermehrte Gähnen hatte aufgehört und er fraß viele Stunden am Tag ganz entspannt. Nach einer Therapiezeit von acht Wochen war er wieder völlig gesund. Es traten keinerlei Beschwerden mehr auf. Nach sechs Monaten gab mir die Besitzerin Rückmeldung, dass er keine Probleme mit Koliken und Verdauungsproblemen mehr hatte. Die ganzheitliche Therapie ist zur Heilung des Tieres von enormer Wichtigkeit. Man muss die Ursache der Erkrankung beseitigen, damit das Tier gesund werden kann. Nur die Symptome zu behandeln, bringt keinen nachhaltigen Therapieerfolg.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 05/2021 ab Seite 52.

Elvi Scheffler, PTA und Tierheilpraktikerin

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