© william87 / iStock / Getty Images
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Akne

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Ein paar Pickel sind noch keine Akne. Erst wenn sie sich durch eine Infektion mit Aknebakterien entzünden, entstehen Akneknötchen. Sie können auch am Rücken und am Dekolleté auftreten. Wie behandelt man Akne heute?

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Wenn die Haut vermehrt Talg produziert, entstehen Mitesser (Komedonen). Bei beiden Geschlechtern steigern Androgene die Talgdrüsensekretion, während Estrogene sie vermindern. Dabei muss kein überhöhter Androgenspiegel vorliegen, vielmehr scheint es sich in den meisten Fällen um eine erblich bedingte Überempfindlichkeit der Talgdrüsen gegen Androgene zu handeln. Kommt dazu noch eine vermehrte Verhornung im Bereich der Talgdrüsenausgänge, so staut sich der Talg. Ursache für diese Verhornungsstörung können durch mikrobielle Zersetzung entstandene körpereigene Stoffe sein. Aber auch als komedogen (komedonenauslösend) bezeichnete Substanzen in Pflegeprodukten, die die Haut im Bereich der Follikel reizen, sind in der Lage, die Verhornung anzuregen.

Als komedogen gelten beispielsweise Cetylalkohol, freie Fettsäuren, Kakaobutter, Lanolin, Isopropylmyristat und Schwefel. Auch eine Erhöhung des pH-Wertes der Hautoberfläche durch die Benutzung von Seifen verändert die Hautflora, wobei die Anzahl der Aknebakterien zunimmt. Kann das Gemisch aus Hornsubstanz und Talg nicht abfließen, so bildet es einen festen Pfropf im Talgdrüsenausgang. Talgdrüsen befinden sich immer um einen Haarfollikel herum. Haarfollikel und Talgdrüsen füllen sich nun mit dieser Masse und schwellen dabei an.

Jetzt liegt ein weißer oder geschlossener Mitesser vor. Auf der Haut ist ein kleines, weißlich-gelbes, vorstehendes Knötchen zu sehen. Durch die sich weiter vermehrende Hornsubstanz-Talg-Masse erweitert sich die Follikelöffnung meist nach einiger Zeit. Durch den Kontakt mit Sauerstoff kann ein schwarzer oder offener Mitesser entstehen. Den Zustand mit zahlreichen Mitessern nennt man auch unreine Haut, was zunächst noch keinen pathologischen Charakter hat, sondern typisch für den fett-feuchten Hautzustand ist. Allerdings stören die Mitesser das äußere Erscheinungsbild und auch das Selbstwertgefühl kann leiden, vor allem, wenn sich die Komedonen entzünden und zu Pickeln werden.

Vom Pickel zur Akne In diesem Hornsubstanz-Talg-Gemisch gedeihen anaerobe Mikroorganismen, vor allem Propionibacterium acnes, prächtig. Dadurch geht der Komedo in ein entzündliches Stadium über. Die Vermehrung der Aknebakterien aktiviert das Immunsystem, es treten erste Entzündungszeichen auf. Die Bakterien produzieren im Komedo Enzyme, die die Follikelwand zusätzlich angreifen. Reißt die bereits vorgeschädigte Follikelwand ein, weil der Inhalt nicht nach oben abfließen kann oder weil der Betroffene unsachgemäß daran manipuliert hat, ergießt sich die Masse in das umliegende Gewebe. Nun entstehen entzündete, eitergefüllte Pusteln und Papeln, die, je nach Verbreitung in die Umgebung, nur noch unter Narbenbildung abheilen.

Durch eine Schädigung der elastischen Fasern, die sich nicht regenerieren können, klafft die Follikelöffnung weit auseinander, die Haut wird grobporig und bleibt auch so. Die Hautreinigung und die anschließende Hautpflege entspricht der des fett-feuchten Hautzustandes. Die Reinigung sollte gründlich und in normalem Maße, jedoch ohne irritierende Substanzen oder komedogen wirkende Inhaltsstoffe durchgeführt werden. Syndets ist gegenüber Seifen der Vorzug zu geben, da Seifen durch ihre alkalische Reaktion das Keratin aufquellen lassen und damit die Mitesserbildung noch begünstigen. Peelings können Verhornungen entfernen und Komedonen öffnen.

In hochentzündlichen oder eitrigen Stadien der Akne sind sie kontraindiziert. Keinesfalls sollte die Haut zu intensiv gereinigt werden, dies kann die Entzündung weiter befeuern. Problematisch ist der Begriff der „unreinen Haut“, er könnte Betroffene zu übertriebener Hygiene animieren. Die Behandlung einer reinen Komedonenakne kann im Rahmen der Selbstmedikation erfolgen. Schwere oder lang andauernde Aknefälle, dies sind etwa 15 bis 30 Prozent, gehören auf jeden Fall in die Hand des Dermatologen.

Verschiedene Formen der Akne

+Acne vulgaris häufigste Form der Akne, tritt vor allem in der Pubertät auf
+Acne comedonica Akne mit überwiegend Mitessern, die aber in Knötchen und Eiterbläschen übergehen können
+Acne papulopustulosa Akne mit zahlreichen Knötchen und Eiterbläschen
+Acne conglobata schwerste Form der Akne, tritt nahezu am ganzen Körper auf
+Acne tarda Spättyp-Akne, die deutlich nach der Pubertät auftritt
+Acne cosmetica Akne durch die Anwendung ungeeigneter (zu fetter und komedogener) Kosmetika

Mit Sauerstoff gegen Anaerobier Bei leichteren Fällen von Akne sowie zu ihrer Nachbehandlung wird Benzoylperoxid als Gel oder Suspension auch in der Selbstmedikation angewandt. Durch den Zerfall der Substanz in Benzoesäure und Sauerstoff wirkt Benzoylperoxid vor allem auf anaerobe Keime antibakteriell. Außerdem wird eine entzündliche Reaktion in der Epidermis ausgelöst. Als Folge schuppt sich die Haut, wodurch auch Komedonen abgestoßen werden. Hautreizungen in Form von Juckreiz und Brennen sowie Austrocknen der Haut werden als Nebenwirkungen beschrieben. Zur besseren Verträglichkeit kann man mit schwächeren Dosierungen beginnen.

Unangenehm ist die Bleichwirkung auf Haut und Textilien. Salicylsäure und Milchsäure werden wegen ihrer keratolytischen Wirkung zur Erweichung der obersten Hautschichten eingesetzt. Auch Azelainsäure verfügt über eine keratolytische und zusätzlich antibakterielle Wirkung. Hautirritierende Nebenwirkungen sind deutlich seltener als bei Benzoylperoxid. Die lokale Anwendung der Antibiotika Erythromycin, Clindamycin und Tetrazyklin wird inzwischen wegen der Resistenzproblematik kritisch gesehen. Vitamin-A-Säure (Tretinoin), Isotretinoin und Adapalen bewirken eine erhöhte Mitoserate der Hautzellen, wobei gleichzeitig die Keratinsynthese gehemmt wird.

Dies bewirkt eine Verdünnung und Auflockerung insbesondere der Hornschicht, sodass sich die oberflächlichen Zellen leicht abschälen und Komedonen abgestoßen werden. Zu Beginn der Therapie treten häufig Entzündungsreaktionen auf. Nach einigen Tagen bis Wochen klingen diese jedoch wieder ab und das Hautbild hat sich meist deutlich verbessert. Alle retinoidhaltigen Zubereitungen unterliegen in der therapeutisch notwendigen Konzentration der Verschreibungspflicht. Bei besonders schweren, ansonsten therapieresistenten Formen der Akne kann Isotretinoin oral appliziert werden. Die Therapie gilt als die wirksamste. Isotretinoin bewirkt eine deutliche Verkleinerung der Talgdrüsen und reduziert die Talgproduktion um bis zu 80 Prozent.

Nach etwa vier bis sechs Monaten wird bei den meisten Patienten auch nach Absetzen des Präparates ein dauerhafter Therapieerfolg erzielt. In der Schwangerschaft ist Isotretinoin kontraindiziert. Auch Antiandrogene wie Cyproteronacetat, Chlormadinonacetat, Dienogest, Desogestrel oder Drospirenon werden zur Behandlung der Akne eingesetzt. Die Substanzen besitzen neben ihrer antiandrogenen Wirkung auch eine starke gestagene Wirkung, weshalb sie in einigen oralen Kontrazeptiva als Gestagene eingesetzt werden. Diese Pillen sind dann für Aknepatientinnen besonders geeignet.

Den Artikel finden Sie auch in der Sonderausgabe Apothekenkosmetik der PTA IN DER APOTHEKE ab Seite 62.

Sabine Breuer, Apothekerin/Chefredaktion

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