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Tiere in der Apotheke

HÄUFIG UND SCHMERZHAFT

FORL steht für feline odontoklastische resorptive Läsionen. Dabei handelt es sich um eine spezielle Zahnerkrankung der Katze, bei der Löcher in den Zähnen entstehen und die sehr schmerzhaft ist.

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Auch Katzen leiden unter Erkrankungen der Zähne und des Zahnhalteapparates wie unter anderem Gingivitis, Zahnstein, Wurzelspitzenabszesse, Zahnfehlstellungen – oder eben FORL. Typische Symptome sind Schmerzen, Mundgeruch, verminderter Appetit und verändertes Verhalten. Aufgrund der sehr starken Schmerzhaftigkeit bei Zahnproblemen und der möglichen Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit – Erkrankungen der Zähne können auch bei Tieren insbesondere Herz, Nieren und Leber schädigen – sollten die Zähne mindestens einmal jährlich im Rahmen der routinemäßigen tierärztlichen Untersuchung untersucht und Erkrankungen der Zähne umgehend behandelt werden. Vor allem bei älteren Tieren ist eine Mundhöhlensanierung wichtig.

FORL ist keine Karies FORL ist nur bei Katzen bekannt. Die Defekte an den Zähnen wurden früher als Neck Lesions bezeichnet, da sie häufig am Übergang von der Krone zur Wurzel (Neck) auftreten. Es handelt sich bei den Löchern nicht um Karies, ob wohl die Erkrankung umgangssprachlich auch „Katzenkaries“ genannt wird. Karies beim Menschen wird durch Bakterien verursacht, bei FORL sind jedoch keine Bakterien beteiligt. Vielmehr wird durch die Aktivierung von körpereigenen Zellen, den Odontoklasten, die Zahnhartsubstanz abgebaut, wobei zunächst oft nur der Schmelz betroffen ist.

Bei Ausdehnung der Läsionen wird auch das Dentin angegriffen und der Wurzelkanal möglicherweise freigelegt. Das Zahnfleisch kann durch die Entzündung gerötet und geschwollen sein. Je stärker die Entzündung ist, die zum Beispiel durch Plaque und Zahnstein entstehen kann, desto wahrscheinlicher kommt es zu massiven, sehr schmerzhaften Läsionen, von der auch Zahnkrone und Zahnwurzel betroffen sein können. Da Zahnstein kleinere Löcher im Zahn überdecken kann, wird FORL oft erst im Endstadium entdeckt.

Viele Samtpfoten sind betroffen Die Ursache von FORL ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass der Alterungsprozess, Zahnstein und Entzündungen die Entwicklung von FORL fördern. Auch eine virale Genese, chronische Stomatitiden, Autoimmunerkrankungen und hormonelle Störungen werden diskutiert. FORL gehören zu den häufigsten und schmerzhaftesten Erkrankungen der Katze. So weist jede zweite Katze ab einem Alter von fünf Jahren resorptive Läsionen auf. In anderen Studien konnte gezeigt werden, dass sogar bis zu 75 Prozent der Katzen an FORL leiden. Insbesondere Perser- und Siamkatzen sind bereits ab einem Alter von drei Jahren davon betroffen.

Die sogenannte „Katzenkaries“ wird nicht durch Bakterien verursacht, sondern durch körpereigene Zellen, die die Zahnhartsubstanz abbauen.

Chattering und KieferklappernDie Katzen vermeiden es aufgrund der starken Zahnschmerzen, Trockenfutter oder kaltes Futter zu fressen, kauen einseitig und schreien beim Fressen auf oder zeigen ein Aufzucken. Futterstücke werden aus dem Maul fallen gelassen. Typisch sind zudem Mundgeruch, Kopfschiefhaltung, Zähneknirschen, ungewöhnliche Kaubewegungen und verstärktes Speicheln. Die Katzen magern ab und reagieren durch die Schmerzen auch aggressiv auf Berührungen. Ein Hinweis auf FORL kann das sogenannte Chattering sein, ein für Zahnschmerzen typisches Kieferklappern. Die Besitzer bemerken allerdings oft nichts, da Katzen nur still leiden und ihre Schmerzen meist nicht zeigen.

Gute Zähne, gesunde KatzeKatzenbesitzer sollten daher das Gebiss ihrer Katze untersuchen lassen, sobald ihnen eines dieser Symptome auffällt, aber auch, um beispielsweise nicht sichtbare eitrige Wunden in der Maulhöhle zu erkennen. Bei Tieren ist eine gute Mundhygiene genauso wie bei Menschen sehr wichtig, da auch bei ihnen die Zahngesundheit einen wesentlichen Einfluss auf den gesamten Körper hat. Der Fokus der Therapie liegt daher auch bei Vierbeinern auf Schmerzfreiheit und der Erhaltung der Gesundheit.

Diagnose durch digitales Dentalröntgen Die Diagnose „FORL“ erfolgt vor allem mittels Röntgen, denn nur durch dentales Röntgen können auch krankhafte Prozesse entdeckt werden, die möglicherweise im Bereich der Zahnwurzel, des Zahnhalteapparates und der Kieferknochen vorliegen und die bei der alleinigen Untersuchung der Maulhöhle nicht erkannt werden können. Mit dentalem Röntgen können diese Strukturen sichtbar gemacht werden und der Tierarzt kann beurteilen, um welchen Schweregrad es sich handelt und inwieweit die Zähne und/oder das umgebende Gewebe betroffen sind.

Das ist wichtig für die nachfolgende Behandlung im Sinne einer einwandfreien Zahnsanierung. Denn würde lediglich Zahnstein entfernt, wären damit die schmerzhaften Probleme nicht behoben. Nur anhand des dentalen Röntgenbildes kann auch über den Erhalt oder den Verlust eines oder mehrerer Zähne korrekt entschieden werden. Je nach Schweregrad müssen nur die Krone oder auch abgebrochene Wurzelreste entfernt werden.

TherapieDie Behandlung richtet sich nach dem Grad der Schädigung der Zähne. Füllungen werden nur bei oberflächlichen Defekten gemacht und helfen in der Regel nur kurzzeitig. Bei fortgeschrittenen Schädigungen ist eine Extraktion des Zahnes/der Zähne unter Narkose die einzige Möglichkeit, je nach Ausmaß müssen zudem der Kieferknochen geöffnet und alle Wurzelreste entfernt werden. Bei einer Gingivitis müssen zusätzlich Antibiotika verabreicht werden. Im Gegensatz zu Karies kann der Prozess der Zahnauflösung bei Katzen nicht gestoppt werden.

FORL ist folglich nicht heilbar, sodass einer guten Mundhygiene, sprich der regelmäßigen Kontrolle der Zähne und der Zahnsteinentfernung als präventive Maßnahmen, besondere Bedeutung zukommt. Die Art des Futters hat bei Katzen eher einen geringen Einfluss auf die Zahngesundheit. Günstig könnten sich hier eventuell Dentalkroketten auswirken. Verhindern kann man das Entstehen von FORL leider nicht, aber bei einer Früherkennung ist die Wahrscheinlichkeit größer, die noch gesunden Zähne zu erhalten. Zudem lassen so höchstgradige Zahnschmerzen vermeiden.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 10/2020 ab Seite 114.

Dr. Astrid Heinl, Tierärztin

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