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Infektionskrankheiten

HÄUFIG, ABER MEIST HARMLOS

Nicht mehr als ein ringförmiger DNA-Doppelstrang und eine Hülle aus Protein – aus Sicht der Erreger jedoch ein Erfolgsmodell: Humane Papillomaviren (HPV) sind die häufigsten sexuell übertragenen Viren.

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Nach Schätzungen infizieren sich mindestens 80 Prozent aller sexuell aktiven Frauen und Männer ein oder mehrere Male in ihrem Leben mit dem ausschließlich beim Menschen vorkommenden Virus. Meist heilt die Infektion von allein und symptomlos ab. Nur in wenigen Fällen führt sie zu gesundheitlichen Problemen. Rund 200 verschiedene Typen sind den Wissenschaftlern bekannt. Sie befallen die Zellen von Haut oder Schleimhäuten und können einfache Hautwarzen, andere auch Feigwarzen an den Genitalien auslösen. Einige Erreger führen zu Gewebeveränderungen und sind in seltenen Fällen an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs und Karzinomen an Vulva, Vagina, Anus, im Mund-Rachen-Bereich oder am Penis beteiligt.

Zu den HPV-Viren, die bei einer chronischen Infektion mit einem erhöhten Risiko für Krebsvorstufen oder Krebserkrankungen im Bereich des Afters und der Geschlechtsorgane einhergehen, gehören laut Angaben des Robert Koch-Institutes (RKI) zurzeit 15 verschiedene Typen (16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58, 59, 68, 73 und 82). Sie werden als Hochrisiko-Typen bezeichnet. Etwa 70 Prozent der Gebärmutterhalskrebs-Fälle werden mit den Virus-Typen 16 und 18 in Verbindung gebracht. Während Gebärmutterhalskrebs weltweit als zweithäufigste Krebstodesursache bei Frauen gilt, ist in den medizinisch gut versorgten Ländern die Zahl der erkrankten Frauen und auch die Sterblichkeit in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Waren in den 1970er-Jahren noch 35 von 100 000 Frauen erkrankt, registrierte das RKI im Jahr 2010 noch 9,3 Frauen.

Infiziert heißt nicht erkrankt In den vergangenen Jahren gab es viel Wirbel um die HPV-Infektion. Nachdem die ersten Impfstoffe 2006 und 2007 auf den Markt kamen, ist das Thema in aller Munde. Dabei entstand viel Panik und große Verunsicherung – vor allem bei den Frauen. Wie gefährlich sind die HPV-Viren und wann entsteht nach einer Infektion Gebärmutterhalskrebs? Beim Geschlechtsverkehr gelangen die Erreger an den Gebärmutterhals. Hier dringen sie in die Schleimhautzellen ein. In 90 Prozent der Fälle bekämpft das Immunsystem die Eindringlinge erfolgreich. In zehn Prozent persistieren die Erreger, das heißt sie verbleiben im Körper, vermehren sich mit der Zellteilung und können – müssen aber nicht – Zellveränderungen, sogenannte Dysplasien hervorrufen. Diese Dysplasien gelten als eine Vorstufe von Krebs.

Die gute Nachricht: Auch diese Vorstufen bilden sich in den meisten Fällen wieder zurück. Die Diagnose vom Frauenarzt ist deshalb noch kein Grund, in Panik zu geraten, aber durchaus ein Anlass, die Situation durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen im Auge zu behalten. Denn in ein bis drei Prozent der Fälle entwickeln sich innerhalb von meist mehr als zehn Jahren Gebärmutterhalskrebs. Dass Gebärmutterhalskrebs und vor allem die Letalität in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen sind, lässt sich in erster Linie auf die Früherkennungsuntersuchungen zurückführen.

Wird die Krankheit dabei früh genug erkannt, liegen die Heilungschancen bei annähernd 100 Prozent. Etwa ab dem 20. Lebensjahr sollten Frauen einmal jährlich den Gynäkologen zu einer Krebsfrüherkennungsuntersuchung aufsuchen. Zu dieser gehört ein Zellabstrich vom Gebärmutterhals, der sogenannten Pap-Test, benannt nach dem Arzt George N. Papanicolaou, der diese Nachweismethode entwickelte. Dieser wird von Zytologen auf Zellveränderungen untersucht. Seit Anfang dieses Jahres können Frauen ab dem 35. Lebensjahr alle drei Jahre zusätzlich kostenfrei an einem Screening auf HPV-Viren teilnehmen. Ihr Abstrich wird dann zusätzlich auf Viren-DNA untersucht.

Gebärmutterhalskrebsrisiko

… wird reduziert durch:
+ Verwendung von Kondomen
+ Genitalhygiene
+ Früherkennungsuntersuchungen
+ Impfung
+ Spirale

… steigt durch:
+ Rauchen
+ jahrelange Einnahme der Pille
+ häufiger Partnerwechsel
+ weitere sexuell übertragbare Erkrankungen

Was leistet die HPV Impfung? Seit einigen Jahren gibt es eine Impfung gegen die häufigsten HPV-Hochrisiko-Typen. Sie verhindern die Ansteckung mit Virus-Typ 16 und 18 sowie je nach Impfstoff mit weiteren krebserregenden und Genitalwarzen-auslösenden HPV-Viren. Bei bereits bestehender Infektion mit den Erregern ist die Impfung weitgehend unwirksam, sodass eine Impfung empfohlen wird, bevor die Jugendlichen sexuell aktiv werden. In Deutschland empfiehlt die Ständigen Impfkommission (STIKO) die Impfung seit 2018 für Mädchen und Jungen zwischen 9 und 17 Jahren. Die Kosten übernimmt bis zum 18. Geburtstag die Krankenkasse. Bei Kindern im Alter zwischen 9 und 14 Jahren sollen im Abstand von 5 bis 13 Monaten zwei Impfdosen in den Oberarm appliziert werden, Jugendliche (15 bis 17 Jahre) erhalten innerhalb eines Jahres drei Impfungen.

Studien konnten zeigen, dass die HPV-Impfung vor Dysplasien am Gebärmutterhals schützt, da aus diesen der eigentliche Krebs nach vielen Jahren entsteht, wird erwartet, dass sich durch die Impfung auch die Krebsrate und die Zahl der Krebstoten reduzieren lässt. Dazu wurden jedoch noch keine endgültigen Studienergebnisse publiziert. Auch über die Dauer des Impfschutzes muss noch geforscht werden. Derzeit geht man davon aus, dass die Schutzimpfung bis zu zwölf Jahre anhält. In Sicherheit darf man sich trotz Impfung jedoch nicht wiegen, denn nicht gegen alle potenziellen Krebsauslöser kann zurzeit geimpft werden.

Den Artikel finden Sie auch in der Sonderausgabe Frauengesundheit der PTA IN DER APOTHEKE ab Seite 80.

Dr. Susanne Poth, Apothekerin/Redaktion

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