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PTA-Fortbildung 07/14

HAARPFLEGE

Das Kopfhaar bestimmt maßgeblich unser Aussehen. Kein Wunder, dass sehr viel Geld für Haarpflegeprodukte ausgegeben wird.

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Die Art, wie wir unser Kopfhaar tragen, verhilft uns zu einem Stück Individualität. Bei Männern signalisiert volles Haar seit jeher Macht und Stärke, auch wenn der modische Mann zurzeit gerne mal kahl rasiert ist. Bei Frauen steht eine gepflegte Haarpracht für Schönheit und Sinnlichkeit. Ergrauen dagegen ist ein Signal fürs Altern und Schuppen oder fettiges Haar gelten als ungepflegt. Aber zum Glück kann man da mit den passenden Pflegemitteln gegensteuern.

Haartypen und Entwicklung Am menschlichen Körper unterscheidet man drei Haartypen nach Länge und Stärke. Nasen- und Ohrenbehaarung, Wimpern und Augenbrauen bezeichnet man aufgrund ihrer geringen Länge und ihrer Stärke als Borstenhaare. Unter der Bezeichnung Langhaar werden Kopf-, Bart- Scham- und Achselhaar zusammengefasst. Die übrige feine Körperbehaarung wird Woll- oder Flaumhaar genannt. Die Behaarung verändert sich in den verschiedenen Altersabschnitten in charakteristischer Weise.

Das erste Haarkleid des Menschen, das Lanugohaar, entwickelt sich bereits im dritten Schwangerschaftsmonat. Es sind meist feine und pigmentarme Haare, die den ganzen Körper bedecken. Normalerweise bildet sich diese Primärbehaarung noch im Mutterleib oder kurz nach der Geburt zurück. Frühgeborene zeigen gelegentlich noch eine starke Behaarung im Gesicht.

Als Sekundärbehaarung bezeichnet man die der Kinder bis zur Pubertät. Das Kopfhaar der Kleinen ist häufig feiner und weicher als das von Erwachsenen, weshalb man auch von Woll- oder Vellushaar spricht. Meist ist die Sekundärbehaarung schwach pigmentiert. Mit der Pubertät beginnt langsam die Ausbildung der Terminalbehaarung. Das Haarkleid wird kräftiger, es bilden sich Achsel-, Bart- und Schambehaarung. Die Ausbildung der Terminalbehaarung kann sich bis zum 50. Lebensjahr erstrecken.

Aufbau Wenn ein Haar in der Haut entsteht, bildet die Keimzone der Epidermis eine kleine schlauchartige Einstülpung bis tief in die Lederhaut. Diese Einstülpung nennt man Haarfollikel. Eingebettet in diesen liegt die Haarwurzel mit ihrem verdickten Ende, der Haarzwiebel. Sie umschließt eine zapfenartige Verdickung der Lederhaut, die Papille. In diese hinein ragen Kapillaren, die das Haar mit allen wichtigen Nährstoffen versorgen. Eine Ernährung auf anderem Wege ist nicht möglich.

Die direkt über die Papille gestülpte Zelllage wird als Matrix bezeichnet. Die Zellen selbst heißen wie die Zellen der Epidermis Keratinozyten. Hier entstehen durch Zellteilung Tochterzellen, die wie durch einen Kanal nach oben geschoben werden. Die Keratinozyten gelangen zunächst in die Differenzierungszone, wo sie sich in der Form zu unterscheiden beginnen. Etwas später bilden sich zum einen die Zellschichten der Wurzelscheide, von denen die innere Wurzelscheide schon in einem sehr frühen Stadium verhornt und eine feste Rohrwandung bildet, innerhalb derer die übrigen Zellschichten nach oben gepresst werden.

AUFGABEN DER HAARE
Neben der ästhetischen Funktion übernehmen Haare auch eine Schutzfunktion. Das Kopfhaar kann die Kopfhaut weitgehend vor Kälte und UV-Strahlung schützen. Die Körperbehaarung erfüllt die Schutzfunktion beim Menschen nur noch sehr unvollständig. Die Augenbrauen bewahren jedoch die Augen vor hineinlaufendem Schweiß, indem sie ihn in Richtung Schläfen ableiten. Die Wimpern schützen die Augen vor Staub und kleinen Insekten. Die Kopf- und Körperbehaarung spielt aber auch eine Rolle als Sinnesorgan. Über so genannte Haarwurzelrezeptoren werden Berührungen wahrgenommen.

Zum anderen kann man an den Zellen direkt oberhalb der Papille beobachten, dass sie sich in Richtung der Follikelachse spindelförmig verformen und sich feine Faserstrukturen bilden, die den Innenraum der Zellen mehr und mehr ausfüllen. Diese Zellen bilden den Faserstamm des Haares , das Innere des Haarschafts. Die Keratinozyten, die weiter außerhalb der Matrix gebildet werden, verlängern sich, werden flach, neigen sich nach außen und schieben sich übereinander. Dabei bildet sich eine überlappende Zellschicht, die Cuticula.

In der anschließenden Keratinisierungszone werden die Mikrofibrillen in den Cortexzellen in eine feste Masse eingebettet und verhornen ebenso wie die Cuticulazellen. Die Keratinisierung ist damit abgeschlossen. Die Zellschichten der Wurzelscheide haben jetzt ihre formgebende Funktion bei der Bildung des Haares verloren. Auf Höhe der Talgdrüsen werden sie vermutlich durch ein darin gebildetes Enzym abgebaut und aufgelöst.

Zyklus Das Wachstum der Haare verläuft nicht kontinuierlich, sondern schubweise. Die zeitliche Folge dieser charakteristischen Schübe bezeichnet man als Zyklus. Er setzt sich aus drei Phasen zusammen. Die Phase, in der ein Haar wächst, nennt man Anagenphase. Im Durchschnitt dauert diese zwei bis sechs Jahre. Die Haare heißen in dieser Zeit Papillarhaare.

An die Wachstumsphase schließt sich die Übergangsphase, die Katagenphase an. Die Papille stellt die Nährstoffversorgung der Matrix allmählich ein, woraufhin sich die Zellteilung verlangsamt und schließlich ganz endet. Die Matrixzellen lösen sich von der Papille und wandern mit den Zellen der inneren Wurzelscheide in Richtung Hautoberfläche. Der Haarfollikel schrumpft auf circa ein Drittel seiner ehemaligen Länge. Die Katagenphase dauert etwa zwei bis drei Wochen.

Danach folgt die Ruhephase, die Telogenphase. Die Haarzwiebel ist verdickt. Sie befindet sich jetzt im so genannten Kolbenlager, kurz unterhalb der Talgdrüsen. Die Telogenphase hat eine Dauer von zwei bis vier Monaten. Gleichzeitig erhält die Haarpapille wieder ihre ursprüngliche Form und Größe und nimmt ihre Funktion wieder auf. Ein neuer Haarkeim entsteht. Haare, die nicht durch mechanische Beanspruchung, wie Waschen oder Frisieren ausfallen, werden von dem wachsenden neuen Haar herausgeschoben.

Das neue Haar durchläuft nun auch wieder die drei Phasen des Haarzyklus. Im Durchschnitt hat man etwa 100 000 Kopfhaare, die täglich um circa 0,2 Millimeter wachsen. Unsere Kopfhaut produziert am Tag also ungefähr 20 Meter Haar. Beim Menschen findet das ganze Jahr über ein weitgehend gleichmäßiger Haarwechsel statt, der hormonell und genetisch gesteuert wird. Bei den meisten Tieren befinden sich alle Haare zeitlich in der gleichen Phase. Fallen die alten Haare aus, spricht man vom Fellwechsel oder bei Vögeln von der Mauser.

Oberfläche und Farbe Streift man mit Daumen und Zeigefinger vom Haaransatz zur -spitze, so fühlt sich das Haar glatter an als in umgekehrter Richtung. Man fühlt dabei die Cuticula, die Schuppenschicht, die das Haar an der Oberfläche umgibt. Die Cuticulazellen sind meist farblos und durchscheinend. Sie haben aber immerhin einen Anteil von etwa 13 Prozent an der gesamten Haarmasse. Durch ihre große chemische und mechanische Resistenz schützt die Cuticula das Haarinnere vor Beschädigung und Veränderungen infolge von Umwelteinflüssen.

Neben den bereits genannten Keratinozyten findet man in der Matrix einen weiteren Zelltyp, die Melanozyten. Sie bilden den farbgebenden Stoff, das Melanin. Die Melanozyten lagern chemische Vorstufen des Melanins, die Prämelanine, an die Keratinzellen an. Während des Verhornungsprozesses bilden sich daraus Pigmentkörnchen. Das Melanin wächst mit der übrigen Haarsubstanz an die Oberfläche.

Wie in der Haut auch unterscheidet man zwischen Eumelaninen, also den dunklen, braunschwarzen Pigmenten, und Phäomelaninen, die heller sind und gelbrötlich erscheinen. Die Haarfarbe ist zum einen von der Gesamtmenge an Melanin, zum anderen vom Mischungsverhältnis von Eu- und Phäomelanin abhängig.

Reinigung Haar und Kopfhaut müssen regelmäßig gewaschen werden, denn nur dann können sie ihre Aufgaben erfüllen. Die Pflege der Haare unterscheidet sich deutlich von der der Haut, denn während Letztere unterhalb der Hornschicht aus lebenden Zellen besteht, ist der Haarschaft totes Material. Zweck von Shampoos ist die Entfernung von körpereigenem Talg, Schweiß und Hautabschilferungen sowie Schmutz, Rückständen von Pflegeprodukten und Gerüchen aus Haar und Kopfhaut. Außerdem soll das Haar anschließend glänzen, griffig und leicht zu frisieren und nicht elektrostatisch aufgeladen sein.

Man erwartet von einem Shampoo eine gründliche, jedoch milde und nicht zu stark entfettende Reinigung, damit das Haar bei Bedarf täglich gewaschen werden kann. Der pH-Wert des Shampoos sollte im schwach sauren bis neutralen Bereich liegen, im Alkalischen quillt das Haar auf. Als Haarwaschmittel werden heute fast ausschließlich alkalifreie Shampoos verwendet. Bei Verwendung von Seife als Haarwaschmittel würden außerdem Ablagerungen der Kalkseifen das Haar stumpf aussehen lassen. Auch die Schleimhautverträglichkeit ist ein Kriterium für seine Qualität, da in die Augen gelaufenes Shampoo nicht brennen soll.

Wesentliche Bestandteile jedes Haarwaschmittels sind die waschaktiven Substanzen. Hier finden die gleichen Stoffe Verwendung, die auch zur Herstellung von Syndets verarbeitet werden, also beispielsweise Alkylethersulfate, Sulfosuccinate, Olefinsulfonate und Eiweißfettsäurekondensate sowie Zuckertenside. Man kombiniert anionenaktive Tenside meist mit anderen Tensiden, da bei ihrer alleinigen Anwendung die Haare stark statisch aufgeladen würden. Teilweise sind auch rückfettende Substanzen enthalten.

Zur Verbesserung der Kämmbarkeit enthalten Shampoos so genannte Konditionierer oder Conditioners. Dies sind Substanzen, die üblicherweise in Duschgelen und Waschemulsionen nicht zu finden sind. Man sagt, sie besitzen eine Substantivität zum Haar, also eine Affinität zum Keratin des Haares und ziehen auf das Haar auf. Sie sollen für leichte Kämmbarkeit, Fülle und Glanz sorgen und eine elektrostatische Aufladung verhindern.

DIAGNOSE VON HAARWACHSTUMSSTÖRUNGEN
Das Mengenverhältnis von Haaren in den einzelnen Phasen des Haarzyklus wird als Haarwurzelmuster oder Trichorhizogramm bezeichnet. Für eine Untersuchung beim Arzt wurde früher ein Büschel Haare, bestehend aus ungefähr 100 Haaren, ausgerissen und sofort unter dem Mikroskop untersucht. Die heutige Vorgehensweise ist deutlich patientenfreundlicher. Statt Haare auszureißen wird eine kleine Stelle der Kopfhaut kurz geschoren und der Haarstatus fotografiert.

Anschließend wird die Stelle rasiert. Wird nun nach drei Tagen erneut fotografiert, kann man leerbleibende Follikel erkennen. Sie stehen für Haare im Telogenstadium, nachwachsende Haare zeigen Follikel in der Anagenphase an. Auf einem gesunden Haarboden befinden sich etwa 85 Prozent der Haare in der Anagenphase, 1 Prozent in der Katagenphase und 14 Prozent in der Telogenphase. Befinden sich wesentlich weniger als 85 Prozent der Haare in der Anagenphase, so liegt eine Haarwachstumsstörung vor.

Dazu eignen sich Eiweißhydrolysate, wie Kollagenhydrolysat, quartäre Ammoniumverbindungen, die man auch als Quats bezeichnet und Silikonverbindungen. Letztere werden inzwischen kritisch betrachtet, denn sie können das Haar so umschließen, dass auch Feuchtigkeit und Pflegestoffe ausgeschlossen werden. Die quartären Ammoniumverbindungen können sich als kationenaktive Tenside besonders gut an geschädigtes Haar anlagern, da dieses einen Überschuss an sauren Gruppen und damit negativen Ladungen enthält.

Die Quats überziehen das Haar und bleiben beim Ausspülen des Shampoos haften. Letztere sollen trotzdem immer gründlich ausgespült werden. Je nach Schädigung des Haares bleibt genügend Conditioner auf der Oberfläche. Als Faustregel gilt: Fünf Mal länger ausspülen als einschäumen. Unvollständiges Auswaschen kann die Kopfhaut reizen und zu Schuppenbildung führen.

Shampoos gegen Schuppen Unter Kopfschuppen (Pytiriasis simplex capitis) versteht man eine über das normale Maß hinausgehende Abschuppung der behaarten Kopfhaut, jedoch ohne entzündliche Reaktion des Haarbodens. Zugrunde liegt in aller Regel eine Seborrhoe, also eine gesteigerte Talgproduktion. In diesem Milieu können Mikroorganismen, wie der Kopfhautpilz Pityrosporum ovale, auch Mallassezia furfur genannt, leben und sich vermehren. Dieser Hefepilz gehört zu unserer körpereigenen Hautflora und ist auf dem Kopf und an anderen lipidreichen Stellen zu finden.

Erst wenn das Kopfhautmilieu aus dem Gleichgewicht gerät, breitet sich der Pilz massiv aus und vermehrt sich auch in den Haartalgkanälen. Von den Pilzen produzierte Enzyme lassen freie Fettsäuren und Lipoperoxide aus dem Talg entstehen, die eine Reizung der Kopfhaut verursachen. Durch diesen permanenten Reiz kommt es zur Hyperkeratose. Es werden vermehrt Epidermiszellen gebildet, die nun in kürzerer Zeit an die Hautoberfläche wandern.

Durch Talg, Schweiß und interzelluläre Kittsubstanz verkleben die Schüppchen zu größeren Gebilden und werden mit bloßem Auge sichtbar. Der Juckreiz, der mit Kopfschuppen einhergeht, ist ebenfalls durch die permanente Reizung der Kopfhaut zu erklären. Kratzen bewirkt eine zusätzliche Irritation und begünstigt das vermehrte Abschuppen der Epidermis.

In Europa leidet etwa jeder Zweite unter Schuppen. Sie treten normalerweise erst nach der Pubertät auf. Zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr findet man sie am häufigsten, im Alter verlieren sie sich wieder. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Auch die Jahreszeit kann eine Rolle spielen. Meist bessern sich Schuppen im Sommer.

Kinder mit Kopfschuppen sind kein Fall für die Selbstmedikation, dahinter verbirgt sich in der Regel eine andere Erkrankung. Gleiches gilt für Schuppen bei Erwachsenen, die mit einer deutlichen Rötung der Kopfhaut oder gar Haarausfall einhergehen. Je nach Aktivität der Talgdrüsen kann man zwei Arten von Kopfschuppen unterscheiden. Auf trockener Kopfhaut entstehen kleine, trockene, weiße Schüppchen, die sich leicht von der Kopfhaut lösen und aus den Haaren rieseln.

Fettige Schuppen sind grob und eher gelblich. Sie heften am Haar und auf der Kopfhaut, wo sie zu größeren Zellklumpen verkleben. Dort bieten sie auch anderen Mikroorganismen einen guten Nährboden. Anti-Schuppen-Shampoos sollen in erster Linie mild sein, um eine zusätzliche Reizung der Kopfhaut zu vermeiden. Trotzdem müssen sie gut reinigen und die losgelösten Schuppen entfernen, um den Kopfhautpilzen das Nährmedium zu entziehen. Ihr pH-Wert sollte im schwach Sauren liegen. Eine zu starke Entfettung ist unerwünscht, da sonst die Talgdrüsen zu einer zusätzlichen Produktion angeregt werden.

GRAUE HAARE GIBT ES NICHT
Mit zunehmendem Alter des Menschen nimmt die Bildung des Melanins ab. Die Melanozyten bilden keine vollständigen Pigmentkörnchen mehr und verkümmern schließlich ganz. Anstelle der Melanozyten findet man bei älteren Menschen in der Matrix Hohlräume. Haare, die in Ermangelung von Melanozyten kein Melanin mehr bilden können, sind farblos und erscheinen dem Betrachter weiß. Sind neben den farblosen auch noch pigmentierte Haare vorhanden, sehen die Haare in Summe grau oder meliert aus.

Zahlreiche kosmetische und medizinische Wirkstoffe werden in Shampoos gegen Schuppen eingesetzt. Man kann sie nach ihrer Wirkung in verschiedene Gruppen einteilen. Keratolytika, wie Salicylsäure, ihr lipophileres Derivat, die Lipohydroxysäure, Schwefel und organische Schwefelverbindungen, lösen vorhandene Schuppen von der Kopfhaut und erweichen Hornmaterial. Sie verfügen auch über eine geringe fungistatische Wirkung.

Zellteilungshemmende Substanzen, wie die Pyrithion-Metallverbindungen und Selendisulfid, sollen regulierend auf die erhöhte Zellteilungsrate wirken. Selendisulfid vermindert auch die Zellteilung von Pityrosprum ovale. So wird die Flora normalisiert und Juckreiz und Entzündung werden verringert. Ein Vorteil von Selendisulfid ist, dass es sich an die Kopfhaut anlagert und dadurch lange wirkt. Selendisulfid-haltige Shampoos sollen zwei bis drei Minuten auf die Kopfhaut einwirken und zwei Mal pro Woche angewandt werden.

Auch Pflanzenteerextrakte hemmen die Zellteilung. Aufgrund des unangenehmen Geruchs und der abstoßenden Farbe werden heute meist farblose und nicht abfärbende Teerextrakte verwendet. Steinkohlenteer ist wegen des Kanzerogenitätsverdachts seit einiger Zeit nicht mehr für Kosmetika, jedoch noch für Arzneimittel zugelassen. Maximal zwei Anwendungen pro Woche über einen Zeitraum nicht länger als drei Monate sollen ungefährlich sein. Schwangerschaft und Stillzeit sind Kontraindikationen für teerhaltige Shampoos.

Fungistatisch wirkende Substanzen sind Ketoconazol, Climbazol und Ciclopirox. Die Haare sollen damit zwei bis drei Mal wöchentlich über einen begrenzten Zeitraum, beispielsweise vier Wochen, behandelt werden. Wichtig ist hierbei, die Einwirkzeit zu beachten, um eine ausreichende Wirkung zu erzielen. Als weitere fungistatisch wirksame Substanzen finden Piroctonolamin und die ungesättigte Fettsäure Undecylensäure in kosmetischen Präparaten Verwendung.

Einige Produkte gegen Kopfschuppen enthalten ätherische Öle oder deren Bestandteile. Teebaumöl eignet sich hierfür ebenfalls. Es besitzt eine antimykotische Wirkung, birgt jedoch auch ein hohes Risiko für Allergien. Bei fettigen Schuppen kann es sinnvoll sein, zusätzlich talgreduzierende Substanzen wie Zink-Pyrrolidoncarbonsäure einzusetzen. Das Oberflächenanästhetikum Polidocanol, aber auch ein Zusatz von Harnstoff lindern den Juckreiz, der gelegentlich mit den Schuppen einhergeht. Darüber hinaus wirkt Harnstoff befeuchtend und löst die Schuppen von der Kopfhaut.

»Kinder mit Kopfschuppen sind kein Fall für die Selbstmedikation, dahinter verbirgt sich eine andere Erkrankung.«

Prinzipiell kann mit geeigneten Präparaten das Schuppenproblem gelöst werden, in den meisten Fällen ist jedoch eine Dauerbehandlung oder die vielfache Wiederholung einer kurmäßigen Behandlung notwendig.

Shampoos für schnell fettendes Haar Eine Überproduktion der Talgdrüsen lässt die Haare meist schon einen Tag nach der Wäsche wieder fettig und strähnig aussehen. Sie werden je nach Haarlänge zumindest am Ansatz mit Talg überzogen, die für den Halt der Frisur notwendige Reibung zwischen den Haaren geht verloren und die Frisur fällt zusammen. Die Fettung des einzelnen Haars geschieht nicht durch den Talg der eigenen Follikelöffnung, sondern durch Berührung mit den benachbarten Follikelöffnungen. Enganliegende Frisuren oder häufiges Kämmen und Manipulieren mit den Händen fördern daher die Nachfettung der Haare.

Durch eine leichte Aufrauhung der Haaroberfläche wird einerseits der zu enge Kontakt der Haare zur Kopfhaut und andererseits der Haare untereinander, verhindert. Außerdem wird so die Oberfläche des Haares vergrößert und es kann mehr Fett gebunden werden, bis das Haar strähnig erscheint. Substanzen, die eine derartige Aufrauhung der Haaroberfläche bewirken, sind Eiweiß-Abietinsäure-Kondensate, aber auch Extrakte aus Pflanzen, wie Meerestang, Schachtelhalm, Rosmarin, Huflattich und Brennnessel, aber darüber hinaus Kamille, Salbei und Rosskastanie.

Shampoos gegen fettiges Haar sollen neben einer guten Reinigungswirkung mild und damit für die tägliche Haarwäsche geeignet sein und möglichst wenig bis keine rückfettenden Substanzen und kationischen Tenside enthalten. Da fettiges Haar keinen Überschuss an sauren Gruppen aufweist, sind konditionierende Wirkstoffe überflüssig beziehungsweise wegen der Überpflegungsgefahr sogar unerwünscht. Mit dem richtigen Shampoo fördert tägliches Haarewaschen die Talgdrüsenaktivität entgegen der häufig geäußerten Meinung nicht.

Shampoos für trockenes und geschädigtes Haar Trockenes Haar entsteht durch eine verminderte Talgdrüsensekretion oder durch mechanische und chemische Belastungen. Durch zu heißes Fönen, Benutzen von ungeeigneten Shampoos oder aggressive friseurtechnische Maßnahmen, wie Dauerwellen oder häufiges Färben, wird die Oberfläche des Haares geschädigt. Dabei wird durch oxidative Einflüsse die Aminosäure Cystin aus dem Keratin in Cysteinsäure überführt, was zu einem Überschuss an sauren Gruppen am Haarschaft führt. Die Haare sind spröde und glanzlos. Dieser Zustand ist irreversibel.

Man kann jedoch durch geeignete Shampoos und weitere Pflegepräparate die Oberfläche des Haares glätten und wieder Glanz und Spannkraft ins Haar bringen. Sind die Spitzen gespalten, so spricht man von Spliss. Hier hilft langfristig nur Abschneiden. Shampoos für trockenes und geschädigtes Haar sollen mild und schwach sauer sein sowie einen hohen Anteil an rückfettenden und pflegenden Substanzen besitzen.

Bewährte Inhaltsstoffe sind Konditionierer, wobei neben den quartären Ammoniumverbindungen auch Eiweißhydrolysate wie Seidenproteinhydrolysat oder Weizenproteinhydrolysat Verwendung finden. Letztere verbessern unter anderem das Wasserhaltevermögen des Haares. Pflanzliche Öle, Lanolinderivate, Panthenol und Feuchthaltesubstanzen, wie Propylenglykol oder Harnstoff und verschiedene Kräuterextrakte, verstärken die pflegende Wirkung.

So genannte Two-in-one-Shampoos enthalten besonders hohe Anteile an pflegenden und vor allem konditionierenden Inhaltsstoffen. Sie sollen Reinigung und Pflege gleichwertig nebeneinander bieten. Da dies jedoch kaum zu steuern ist und das Haar durch zu viel Konditionierer schnell schwer und strähnig wird, haben sie sich in der Apothekenkosmetik nicht durchgesetzt.

Spülungen und Kuren Vor allem bei trockenem und geschädigtem Haar sind diese sinnvoll. Beides sind meist flüssige Emulsionen oder Gele, die nach der eigentlichen Wäsche auf das handtuchtrockene Haar aufgetragen und einmassiert werden. Während Spülungen eher dünnflüssige O/W-Emulsionen sind und nach wenigen Minuten ausgewaschen werden, ist eine Kur oder Packung von cremiger Konsistenz und sollte etwa zehn Minuten einwirken. Haarkuren lässt man häufig mit einem Handtuch abgedeckt unter Wärmezufuhr einwirken. Danach werden auch diese wieder ausgespült.

WIRKWEISE VON FESTIGERN
Beim Föhnen der Haare verdampft das Lösungsmittel und der Filmbildner lagert sich auf die Schuppenschicht der Cuticula. Das einzelne Haar wird mit einem Film überzogen, der allerdings nicht das ganze Haar lückenlos überzieht. Durch die eher unregelmäßige Verteilung des Films auf dem Haar wird das Vorbeigleiten der Haare aneinander erschwert. Das Haar erhält mehr Fülle und Volumen. Bei der nächsten Haarwäsche wird der Film wieder restlos entfernt.

Gelegentlich findet man statt dem Begriff Haarkur auch die Bezeichnung -maske. Erstere ähneln in ihrer Zusammensetzung den Spülungen, enthalten die Wirkstoffe jedoch in höher konzentrierter Form. Ziel beider Pflegeprodukte ist primär eine Konditionierung, also eine Erhöhung des Glanzes und des Haarvolumens, eine bessere Kämmbarkeit und eine Verminderung der elektrostatischen Aufladung. Erreicht wird dies durch Konditionierer, die die wesentlichen Wirkstoffe von Spülungen und Kuren sind.

Durch die im Vergleich zu Shampoos längere Einwirkzeit und das Fehlen von Tensiden sind diese Produkte sehr wirksam. Achtung: Bei zu häufiger Verwendung dieser Pflegeprodukte kann es durch die wiederholte Anlagerung der Substanzen an den Haarschaft zu einem Additionseffekt oder Build-up-Effekt kommen. Das Haar wird schwer und die Frisur fällt zusammen. Weitere Wirkstoffe sind Pflanzenextrakte und -öle sowie Panthenol, Milchsäure und Zitronensäure.

Festiger Mit ihnen ist eine Vielzahl von Gestaltungen möglich, denn sie erhöhen den Halt der fertigen Frisur. Sie werden nach dem Waschen gleichmäßig im feuchten Haar verteilt und nicht ausgespült. Es sind filmbildende Substanzen aus komplexen Mischpolymerisaten wie Polyvinylpyrrolidon/Vinylacetat- Copolymer in geeigneten Lösungsmitteln.

In flüssigen Festigern wird der Filmbildner meist in Ethanol oder Isopropanol gelöst, Schaumfestiger sind in der Regel wässrige Zubereitungen ohne Alkohol, die mit Treibmitteln wie Propan oder Butan in einen Schaum überführt werden. Weitere pflegende Zusätze wie kationische Tenside und Mineralöle sollen die Kämmbarkeit verbessern und den Glanz erhöhen. Weichmacher halten den Film elastisch. Auch Festiger sind für verschiedene Haarzustände erhältlich.

Sprays, Lacke und Gele Sie dienen zum Fixieren. Haarlacke bewirken einen stärkeren Effekt. Beide bestehen wie die Haarfestiger aus Filmbildnern in alkoholischer Lösung und werden mit Treibgasen in Druckgaspackungen oder als Pumpsprays angeboten. Statt FCKW werden heute umweltfreundlichere Treibgase wie Dimethylether verwendet. Die Sprays überziehen nach Ausbilden des Films die gesamte Frisur und verbinden die einzelnen Haare miteinander wie ein unsichtbares Haarnetz.

Auch hier werden Weichmacher und pflegende Substanzen zugesetzt. Gele sind Schleimbildner natürlichen oder synthetischen Ursprungs, beispielsweise Alginate oder Cellulosederivate, die mit mineralischen Ölen und Weichmachern versetzt werden. Mit ihrer Hilfe ist es möglich, besondere Effekte im Haar zu erzielen. Man kann beispielsweise nur einzelne Strähnen modellieren.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 07/14 ab Seite 34.

Sabine Bender, Apothekerin / Redaktion

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