© Die PTA in der Apotheke
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Tatort Apotheke

GLUKOKORTIOIDE

Vorsicht: Unter Glukokortikoiden kann es zu einer Hyperglykämie kommen, denn die Medikamente wirken diabetogen und können so zum Anstieg der Blutzuckerspiegels führen.

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Manfred Wittke ist langjähriger Kunde der Apotheke, er ist Typ-1-Diabetiker und leidet zusätzlich unter allergischem Asthma. Heute löst er ein Rezept über Prednisolon 20 Milligramm ein. Die PTA stellt bei Überprüfung der Medikationshistorie der letzten sechs Monate fest, dass die Kortisontabletten das erste Mal verordnet worden sind. Bisher erhielt der Kunde immer inhalative Glukokortikoide.

Sie fragt nach und erfährt den Grund für die Verschreibung. Herr Wittke hatte vor zwei Tagen einen akuten Asthmaanfall nach Kontakt mit einer Katze und soll nun für eine Woche die Tabletten einnehmen und diese dann langsam ausschleichen. Dazu habe er auch ein Einnahmeschema, so der Kunde. Im Interaktionscheck fällt der PTA der Warnhinweis im Zusammenhang mit der Insulinapplikation auf.

Pharmakologischer Hintergrund Es handelt sich bei der Interaktion zwischen Glukokortikoiden und Antidiabetika um eine pharmakodynamische Wechselwirkung, die Hyperglykämien hervorrufen kann. Glukokortikoide senken die Glukoseempfindlichkeit, die für die Aufnahme von Glucose aus dem Blut in die Zellen entscheidend ist und reduzieren die Glukoseverwertung im peripheren Gewebe, zum Beispiel in der Muskulatur. Zusätzlich erhöhen sie die Glukoneogenese in der Leber. Diese Wechselwirkung betrifft insbesondere die systemische Anwendung.

Inhalative Glukokortikoide lösen diese Effekte nur selten und in hohen Dosierungen aus, topische haben in der Regel keine Auswirkungen auf die Blutzuckerspiegel. Die einzelnen Wirkstoffe aus der Gruppe der Glukokortikoide unterscheiden sich außerdem untereinander in der Potenz der Blutzuckererhöhung, so wirkt zum Beispiel Dexamethason besonders stark diabetogen. Die Relevanz der Interaktion ist außerdem von der Dauer der Einnahme beziehungsweise Anwendung abhängig. So gilt es im Beratungsgespräch diese einzelnen Aspekte genau abzufragen, um die Bedeutung der Glukokortikoideinnahme für Blutzuckerveränderungen zu beurteilen und dem Patienten wichtige Hinweise zum Blutzuckermanagement zu geben.

Zurück zum Fall Die PTA erkundigt sich bei Herrn Wittke nach seinen derzeitigen Blutzuckerwerten. Diese seien zufriedenstellend, er käme sehr gut mit seinem Insulin zurecht und messe ein Mal pro Tag. Auch der Langzeitwert, der letztens in der Arztpraxis überprüft wurde, sei in Ordnung. „Warum interessiert Sie eigentlich mein Zucker? Heute komme ich doch wegen der Luftnot und den neuen Tabletten zu Ihnen“, so seine Frage an die PTA. Diese erklärt ihm, dass die Kortisontabletten sehr wirksam gegen eine Allergie und allergisches Asthma seien, aber möglicherweise den Zuckerspiegel erhöhen könnten. Die PTA empfiehlt Herrn Wittke in den folgenden Tagen den Blutzucker noch etwas häufiger zu messen und die Insulineinheiten eventuell nach Rücksprache mit dem Arzt zu erhöhen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 12/14 auf Seite 92.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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