Frau isst einen Apfel.© PeopleImages / iStock / Getty Images
Die Bedeutung von Prävention, Vorsorge und Gesundheitsförderung nimmt immer weiter zu.

Gesundheitsleistungen

GESUNDHEIT ERHALTEN UND FÖRDERN

Vorsorge ist besser als Nachsorge – das gilt auch und gerade für die Gesundheit. Versicherte haben daher Anspruch auf zahlreiche Check-ups und Vorsorgeuntersuchungen. Diese neue Serie bietet einen aktuellen Überblick.

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Am besten wäre es, eine Krankheit von vornherein zu verhindern. Wenn sie trotzdem ausbricht, sollte man sie möglichst so früh entdecken, dass sie noch heilbar ist. Und wenn auch das nicht gelingt, dann wäre es gut, zumindest den Verlauf zu bremsen, Komplikationen zu vermeiden und Rückfälle zu verhindern. 

Abhängig davon, wann Maßnahmen ansetzen, spricht man von Primär-, Sekundär- oder Tertiärprävention. Einen weiteren Blickwinkel eröffnet die Gesundheitsförderung, die nicht die Vermeidung von Krankheit, sondern die Stärkung von Gesundheit zum Ziel hat. Oft ist eine saubere Trennung allerdings kaum möglich.

Primärprävention

Gesunde Menschen sollen gesund bleiben – an sie richten sich Maßnahmen der Primärprävention. Wie wichtig diese sind, zeigen beispielhaft folgende Fakten:

  • Fast jede zweite Krebserkrankung ist auf vermeidbare Faktoren wie ungesunde Ernährung, Rauchen, Alkohol und dreckige Luft zurückzuführen.
  • Die wichtigsten Risikofaktoren (neben erblicher Veranlagung) für Diabetes Typ 2 sind ungesunde Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel.
  • Gleiches gilt für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Psychische Erkrankungen wie Depressionen können beispielsweise durch eine gute Stressbewältigung vorgebeugt werden.

Verhältnis- und Verhaltensprävention

Die Primärprävention gestaltet sich anhand zweier Gesichtspunkte. Bei der Verhältnisprävention sollen die Lebensverhältnisse der Menschen so gestaltet werden, dass Krankheiten möglichst nicht auftreten: die Wohn- und die Arbeitsumgebung, die Bildung oder das Einkommen erzielen einen nachweisbaren Effekt auf die Gesundheit – diese Faktoren liegen in den Händen der Politik. 

Bei der Verhaltensprävention kommt allen Institutionen im Gesundheitswesen, Krankenkassen, Ärzten und Apotheken, eine aktive Rolle bei der Beratung zu.

Bei der Verhaltensprävention kommt es wiederum auf den betroffenen Menschen an: Er soll sich so verhalten, dass er möglichst gesund bleibt. Dabei greifen Verhalten und Verhältnisse ineinander – so wird man beispielsweise den Weg zur Arbeit eher mit dem Fahrrad zurücklegen, wenn Fahrradwege existieren, die dorthin führen – oder im Supermarkt eher zu gesundem Gemüse greifen, wenn es nicht teurer ist als die Fertigpizza. 

Krankenkassen übernehmen Kosten der Primärprävention
Einen hohen Stellenwert hat darüber hinaus die Gesundheitsförderung. Deshalb übernehmen Krankenkassen die Kosten (oder zumindest einen Teil davon) für zahlreiche Kurse zu den Themen
+ Ernährung,
+ Bewegung,
+ Stressbewältigung,
+ Entspannung sowie
+ Suchtprävention.
Voraussetzung ist, dass die Kurse und ihre Leiter durch die Zentrale Prüfstelle Prävention zertifiziert sind.

Sekundärprävention

Trotz allen guten Voraussetzungen, ist der Mensch vor Krankheit nicht gefeit – hier greift die Sekundärprävention. Sie zielt darauf ab, Krankheiten möglichst frühzeitig zu entdecken. Hierunter fallen beispielsweise die Früherkennungsuntersuchungen für verschiedene Krebsarten oder Check-up-Untersuchungen beim Hausarzt, auf die Erwachsene ab 35 Jahre alle drei Jahre Anspruch haben.

Tertiäre Prävention

Selbst im Falle einer Diagnose ist es noch nicht zu spät für Prävention – wie das? Tertiäre Prävention hat das Ziel, die Folgen der Erkrankung zu lindern und Rückfälle zu verhindern. Oftmals ist sie identisch mit medizinischer Rehabilitation.

Prävention, Vorsorge und Gesundheitsförderung sind in jedem Alter sinnvoll. So beginnen die von den Krankenkassen erstatteten Untersuchungen bereits vor der Geburt mit den Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft, reichen über das Neugeborenenscreening, die U- und J-Untersuchungen während Kindes- und Jugendalters und hausärztlichen Check-ups während des Erwachsenenalters bis hin zu Krebsvorsorgeuntersuchungen, die im fortgeschrittenen Alter zunehmen. Auch die Schutzimpfungen und die Kontrollen beim Zahnarzt gehören zu den Leistungen, auf die Versicherte Anspruch haben.

Welche Leistungen genau von den Krankenkassen übernommen werden, wird vom Gemeinsamen Bundesausschuss G-BA festgelegt.

Insbesondere mit Blick auf die immer älter werdende Bevölkerung und der damit verbundenen Zunahme der Kosten für das Gesundheitswesen kommt der Verhinderung von vermeidbaren Erkrankungen eine immer wichtigere Rolle zu.

Wann lohnt sich eine IGeL?

Zusätzlich bieten viele Ärzte Leistungen an, deren Kosten nicht von den Krankenkassen übernommen werden, sondern die die Patienten selbst zahlen müssen – sogenannte Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL). Dabei handelt es sich meist um Leistungen, deren Nutzen nicht belegt ist oder noch nicht durch den G-BA geprüft wurde. 

Aber auch Reiseimpfungen gehören nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen und müssen daher selbst bezahlt werden.

Einen umfassenden Überblick bietet der IGeL-Monitor des Medizinischen Dienstes Bund (dieser ist seit diesem Jahr der Nachfolger des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS)). Laut einer Umfrage des IGeL-Monitors befinden sich unter den zehn am häufigsten angebotenen oder nachgefragten IGeL überwiegend folgende Vorsorgeuntersuchungen:

  • Augeninnendruckmessung zur Glaukom-Früherkennung,
  • Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke zur Krebsfrüherkennung,
  • Ultraschalluntersuchung der Brust zur Krebsfrüherkennung,
  • Ultraschalluntersuchung (transvaginal) des Bauchraums,
  • PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs.

Der IGeL-Monitor sichtet die Literatur zu den einzelnen Leistungen und gibt darauf basierend Empfehlungen ab, wie sinnvoll diese sind. Diese bewegen sich zwischen positiv, tendenziell positiv, unklar, tendenziell negativ und eindeutig negativ. 

Allerdings erhielten von insgesamt 55 untersuchten IGeL nur zwei die Bewertung tendenziell positiv, bei der Mehrheit war die Nutzen-Schaden-Abwägung unklar oder tendenziell negativ; einige wenige werden sogar angeboten, obwohl der Schaden den Nutzen überwiegt.

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