Die PTA ermittelt. © Sergey Nivens / 123rf.com

Tatort Apotheke

GERINNUNGSHEMMER

Patienten, die Gerinnungshemmer einnehmen, benötigen in der Selbstmedikation ein besonderes Augenmerk von PTA und Apotheker. Zahlreiche Wirkstoffe können zu Wechselwirkungen führen und Einfluss auf die Blutgerinnung haben.

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Frau Schmitz ist eine alte Stammkundin der Apotheke. Die PTA weiß, dass sie nach einem Herzinfarkt zur Reinfarktprävention seit einem Jahr Phenprocoumon bekommt. Heute berichtet sie der PTA von ihren Rückenschmerzen nach einem Hexenschuss. Da sie sonst nie Schmerztabletten brauche, sei sie zum Arzt gegangen. Sie war direkt beim Orthopäden und dieser habe ihr Tabletten gegen die Schmerzen verordnet.

Auf dem Rezept sieht die PTA Ibuprofen 600 Milligramm und stutzt. Sie wirft einen Blick in die Kundenkartei und erfährt, dass Frau Schmitz weiterhin Phenprocoumon einnimmt. Zur Sicherheit macht die PTA einen Interaktionscheck mit Ibuprofen und den bisherigen Dauermedikamenten. Und sie wird fündig!

Pharmakologischer Hintergrund Werden nicht-steroidale Antirheumatika wie Ibuprofen und Antikoagulanzien wie Phenprocoumon kombiniert, steigt das Risiko für gastrointestinale Blutungen. NSAR haben einen hemmenden Effekt auf die schleimhautschützenden Faktoren im Gastrointestinaltrakt. Diese Interaktion ist deshalb klinisch relevant, weil sich durch die addierenden Mechanismen das Risiko für gastrointestinale Blutungen bei einer dauerhaften oralen Einnahme erhöht.

Zur Diskussion steht außerdem, ob diese Kombination auch einen Einfluss auf die Blutgerinnung hat. Unter Ibuprofen und Diclofenac wird die Blutungsneigung im Gegensatz zu Salicylaten in der Regel nicht beeinflusst. Vor der gleichzeitigen Einnahme von Ibuprofen und oralen Antikoagulantien sollte sorgfältig das Risiko-Nutzen-Verhältnis abgewogen werden. Die kurzfristige Anwendung kann unter ärztlicher Kontrolle sinnvoll und aufgrund der Beschwerden angezeigt sein.

Zurück zum Fall Die PTA fragt die Kundin, ob sie dem Orthopäden von ihrer Phenprocoumonmedikation berichtet habe. Diese verneint das und erkundigt sich verunsichert, ob das etwa ein Problem sei. Nach Rücksprache mit der Approbierten entscheidet sich die PTA, beim Hausarzt von Frau Schmitz anzurufen und das Problem zu klären.

Da Frau Schmitz bisher keine Magenbeschwerden hatte und die Ibuprofentabletten zunächst nur für einige Tage eingenommen werden sollten, stimmt der Hausarzt der Verordnung zu. Er bittet jedoch die Patientin vorstellig zu werden, falls die Beschwerden länger als vier Tage anhalten.

Die PTA erklärt Frau Schmitz die Einnahme der Ibuprofentabletten zur Mahlzeit mit einem großen Glas Wasser. Außerdem erläutert sie ihr, dass die Schmerztabletten nur bei Langzeitanwendung zusammen mit dem Gerinnungshemmer zum Problem für den Magen werden können. Falls sie einmal ein Schmerzmittel ohne Rezept in der Apotheke kaufen wolle, solle sie am besten Paracetamol wählen, weil dieses mit Phenprocoumon die geringsten gastrointestinalen Probleme mache. Zur weiteren Linderung der Rückschmerzen empfiehlt sie der Kundin außerdem noch Wärmepflaster, die die Durchblutung verbessern. Dankend nimmt Frau Schmitz das Angebot an.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 04/14 auf Seite 28.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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