Leistungssteigerung/Arzneimittelmissbrauch

GEHIRN-DOPING GEGEN LEISTUNGSDRUCK

Suchtexperten warnen vor dem Missbrauch von Medikamenten, um die Leistung des Gehirns im Alltag zu steigern.

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Der Trend, dass gesunde Menschen regelmäßig zu Arzneimitteln greifen, verschärft sich, wie der Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen , Raphael Gaßmann, am Montag in München sagte. Besonders beliebt seien Psychostimulanzien, um die geistige Leistungsfähigkeit zu steigern, Medikamente aus der Alzheimer-Therapie für eine bessere Gedächtnisleistung und Lernfähigkeit oder Antidepressiva, um das Wohlbefinden zu verbessern.

Der Erfolgsdruck im Beruf ist laut DHS ein Indikator, warum Menschen ihr Gehirn dopen. „Der Missbrauch verschreibungspflichtiger Medikamente ist der Versuch, noch den absurdesten Leistungsanforderungen gerecht zu werden“, so Gaßmann. Zwei Millionen Beschäftigte zwischen 20 und 50 Jahren und damit fünf Prozent der Befragten gaben laut DHS in einer Umfrage der Deutschen Angestellten-Krankenkasse aus dem Jahr 2009 an, als Gesunde schon einmal leistungssteigernde und stimmungsaufhellende Medikamente eingenommen zu haben. Das Motiv „Ich will besser sein als mein Nachbar“ treibe immer mehr an, zu Medikamenten zu greifen, sagte das DHS-Kuratoriumsmitglied Gerd Glaeske.

Internet als Beschaffungsressource
Obwohl die Arzneimittel verschreibungspflichtig sind, sei der Zugang vor allem über das Internet ganz einfach. Doch nicht nur die Markenprodukte seien dort käuflich, sondern auch viele Fälschungen. „Diese sind oft überdosiert und gefährlich“, warnte Glaeske. Sorge mache den Experten neben dem Gebrauch auch die hohe Bereitschaft zu einem potenziellen Hirndoping. Eine ständige Überforderung in der zur Verfügung stehenden Zeit, treibe Menschen dazu, sich für leistungssteigernde Medikamente zu interessieren, sagt Glaeske. „Es ist das Gefühl des Getriebenseins und keine Erfolge zu haben.“ Die Experten raten, sich Alternativen zu suchen, um das Wohlbefinden zu steigern. Ausreichend Schlaf, Denksport oder eine gute Organisation am Arbeitsplatz etwa gäben dem Alltag Struktur. Quelle: aerzteblatt.de

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