© Die PTA in der Apotheke
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Kinderkrankheiten

GEFÜRCHTETE EMBRYOPATHIE

Bei Röteln handelt es sich um eine typische Kinderkrankheit. Vor allem bei Mädchen wird eine Impfung empfohlen, um insbesondere Schädigungen des Ungeborenen während einer Schwangerschaft zu vermeiden.

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Da deutsche Ärzte die Viruserkrankung zum ersten Mal beschrieben haben, werden in der englischen Sprache Röteln auch als „German Measles“ bezeichnet. Rubella sind weltweit verbreitet. Das Leiden tritt meist im Kindesalter auf, erfolgt durch Tröpfcheninfektion (z. B. durch Husten oder Niesen) und ist hochinfektiös. Die Inkubationszeit liegt bei etwa zwei bis drei Wochen. Danach spüren Patienten zunächst Symptome wie leichtes Fieber, geschwollene Lymphknoten oder entzündete Schleimhäute.

Nach kurzer Zeit bildet sich ein fleckiger, für Röteln charakteristischer Hautausschlag, der sich zuerst hinter den Ohren entwickelt und sich von dort über den Hals, das Gesicht und schließlich über den gesamten Körper ausbreitet, bis er nach etwa drei Tagen wieder verschwindet. Oft sind in dieser Phase die Lymphknoten schmerzhaft vergrößert, zudem begleiten Bindehautentzündungen, Kopf- oder Gelenkschmerzen gelegentlich die Infektion. Rötelnviren befallen nur Menschen und hinterlassen eine lebenslange Immunität.

Hintergrund Bei Kindern sind Röteln in der Regel harmlos und in den meisten Fällen beschwerdefrei. Infizieren sich Erwachsene mit dem Virus, kommt es häufiger zu Komplikationen: Die Gefahr, zusätzlich an Gelenk-, Herzmuskel-, Gehirnentzündungen, Bronchitis oder Otitis zu erkranken, steigt mit zunehmenden Lebensalter. Besonders schwerwiegend verlaufen Infektionen während der Schwangerschaft, insbesondere im ersten Drittel (Rötelnembryopathie).

Die Rubellaviren werden diaplazentar auf das ungeborene Kind übertragen und schädigen dessen Organe: Herzfehler, Innenohrschwerhörigkeit oder Trübungen der Linse des Auges sind mögliche Folgen. Man spricht vom so genannten Gregg-Syndrom, das nach dem australischen Augenarzt Sir Norman McAllister Gregg (1892 bis 1966) benannt wurde. Er führte die Fehlbildungen bei Neugeborenen erstmals auf eine Rötelninfektion in der Schwangerschaft zurück.

Ungeborene Kinder können weiterhin eine schwere Blutarmut, Leberentzündungen, Wasseransammlungen, Herzmuskelentzündungen oder Vergrößerungen von Leber und Milz aufweisen. Zudem ist das Geburtsgewicht unter Umständen sehr niedrig und nicht selten kommt es zu Früh- oder Fehlgeburten. Daher ist die Untersuchung auf Röteln im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge unverzichtbar.

Behandlung Es liegt keine ursächliche Therapie vor, daher werden die Beschwerden symptomatisch behandelt. Wenn der Verlauf es erfordert, setzt man fiebersenkende Wirkstoffe oder entzündungshemmende Schmerzmedikamente (bei Gelenkbeteiligung) ein. Bei einer Rötelnembryopathie müssen die Kinder nach der Geburt umfassend betreut werden, häufig sind Operationen notwendig, später brauchen Betroffene gegebenenfalls ein Hörgerät und die Förderung durch Krankengymnastik und Logopädie.

Prävention Der MMR-Impfstoff bietet einen sicheren Schutz gegen Masern, Mumps und Röteln. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt sie in Deutschland für alle Kinder ab dem zwölften Lebensmonat sowie bei Erwachsenen, die über keine IgG-Antikörper gegen die Viren verfügen. Nach der Impfung können harmlose Reaktionen wie Fieber, Rötungen, Schmerzen oder Schwellungen an der Einstichstelle auftreten.

In seltenen Fällen zeigen sich kurzfristig abgeschwächte Formen der Infektionskrankheiten, die durch den Lebendimpfstoff hervorgerufen werden. Trotz aller möglichen Nebenwirkungen überwiegen die Vorteile gegenüber einer Infektion auf klassischem Wege. Für Schwangere, die Kontakt zu Infizierten hatten, besteht innerhalb von 72 Stunden die Möglichkeit, eine postexpositionelle, passive Impfung mit spezifischen Immunglobulinen durchzuführen. Ein sicherer Schutz existiert dann allerdings nicht mehr.

Ansteckung verhindern Kinder, die an Röteln erkrankt sind, dürfen bis zu sieben Tage nach dem Ausbruch der Hautausschläge Einrichtungen wie Kindergarten oder Schule nicht besuchen, Erwachsene sollten den Arbeitsplatz meiden.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 01/14 ab Seite 32.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

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