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Malaria-Impfung

GEFÄHRLICHE STICHE

Bei Reisen in Malariagebiete ist besondere Vorsicht geboten. Da die Erkrankung trotz Chemoprophylaxe auftreten kann, ist jedes unklare Fieber bei Reisen in Risikogebiete grundsätzlich malariaverdächtig.

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Selbst bei einer nicht-fieberhaften Erkrankung muss bei Aufenthalten in einer Malariaregion stets eine Malariainfektion in Erwägung gezogen werden, vor allem bei Kindern, bei denen eine atypische Symptomatik möglich ist. Auch nach Rückkehr aus einem Endemiegebiet ist noch Monate später beim Auftreten von Fieber an die Tropenkrankheit zu denken.

Häufiger als man denkt Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation erkrankten im Jahr 2013 etwa 198 Millionen Menschen weltweit an Malaria. Darunter wurden 637 Malaria-Fälle bei deutschen Reisenden registriert, wie das Robert Koch-Institut (RKI) berichtet. 95 Prozent der Malariafälle wurden in Afrika erworben (vor allem in Ghana, Kamerun, Nigeria, Togo, Uganda, Kongo, Sierra Leone, Burkina Faso, Guinea, Elfenbeinküste und Gambia), lediglich vier Prozent in Asien und nur ein Prozent in Australien/ Ozeanien.

Malariaformen Malaria wird von einzelligen Parasiten der Gattung Plasmodium (P.) hervorgerufen, die hauptsächlich durch den Stich einer weiblichen Stechmücke (Moskito) der Gattung Anopheles übertragen werden. Es existieren verschiedene Plasmodienarten, wobei P. falciparum, P. ovale, P. vivax, P. malariae und in Südostasien P. knowlesi humanpathogen sind. Die verschiedenen Plasmodienarten lösen eine unterschiedliche Symptomatik aus.

Bei den meisten der gemeldeten Fälle (81 Prozent) erkrankten die Betroffenen an der Malaria tropica (Erreger P. falciparum). Dabei handelt es sich um die gefährlichste Art, die unbehandelt in bis zu 20 Prozent der Fälle zum Tod führen kann. Die Symptome sind vielgestaltig und nicht immer eindeutig einer Malaria zuzuordnen. Häufig kommt es anfangs zu Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen, Durchfällen und unregelmäßigen fieberhaften Temperaturen.

Rhythmische Wechselfieberverläufe sind nicht zu verzeichnen. Diese sind hingegen typisch für die sehr viel seltenere Malaria tertiana (Erreger P. ovale und P. vivax), die lediglich in sieben Prozent der Fälle registriert wird und nur selten tödlich verläuft. Diese Form ist durch rhythmische Fieberanfälle charakterisiert, die alle 48 Stunden auftreten. Auch die äußerst selten auftretende Malaria quartana (Erreger P. malariae) zeichnet sich durch rhythmisches Fieber aus, das aber einen 72-Stunden- Rhythmus aufweist.

MALARIA-IMPFSTOFF

Nachdem seit Jahrzehnten daran geforscht wird, einen Impfstoff gegen Malaria zu entwickeln, hat GlaxoSmithKline kürzlich den ersten weltweit verfügbaren Malaria-Impfstoff herausgebracht. Allerdings ist dies kein Reise-Impfstoff, der bei uns zugelassen und in den Apotheken verfügbar sein wird. Es handelt sich hingegen um eine Vakkzine, die zur Impfung gegen Malaria für Kleinkinder südlich der Sahara indiziert ist, um die Todesraten bei afrikanischen Kindern zu reduzieren. Bislang wurde der Impfstoff nur in Pilotstudien in Afrika eingesetzt. Da aber die Effektivität der Vakkzine zu begrenzt ist und die dafür nötige Impfroutine zu aufwändig, rät die WHO noch zu weiteren Studien, bevor der Malaria-Impfstoff routinemäßig zum Einsatz kommt.

Malariarisiko nicht unterschätzen Da gegen die von der Anopheles- Mücke übertragene Infektionskrankheit noch kein Impfschutz für jedermann existiert, sollten Reisende in Malariagebieten unbedingt eine Expositionsprophylaxe (z. B. Repellents, Moskitonetze, lange Kleidung) betreiben. Sie kann das Risiko an Malaria zu erkranken deutlich reduzieren.

Ergänzend können abhängig von der Reiseregion noch eine medikamentöse Vorsorge (Chemoprophylaxe) und/oder die Mitnahme eines Notfallmedikamentes (Standby- Therapie) für die Einnahme im Falle einer Erkrankung sinnvoll sein. Eine Chemoprophylaxe hilft, das Erkrankungsrisiko zu reduzieren, und die Stand-by-Therapie kann eine notfallmäßige Selbstbehandlung bis zum Erreichen ärztlicher Hilfe vor Ort einleiten.

Die Auswahl des Präparates richtet sich neben individuellen Gegebenheiten (z. B. Schwangerschaft) nach der Erregerempfindlichkeit in der jeweiligen Region. Dabei spielen in den verschiedenen Gegenden in unterschiedlichem Ausmaß existierende Resistenzen eine große Rolle. Eine konkrete Empfehlung berücksichtigt aber nicht nur das Reiseziel. Bedeutsam sind auch die Reisezeit, die Reisedauer und der Reisestil.

Mögliche Wirkstoffe Es sind beispielsweise Atovaquon und Proguanil als fixe Kombination erhältlich. Die Wirkstoffkombination wird sowohl zur Chemoprophylaxe als auch als Stand-by-Medikament angewandt. Chloroquin wird zur Prophylaxe und Therapie lediglich in Regionen eingesetzt, in denen noch keine relevanten Chloroquin-Resistenzen bekannt sind. Mefloquin kommt nur prophylaktisch zur Anwendung. Zur Therapie wird es nur unter Einschränkung verordnet.

Auch Doxycyclin wird nur prophylaktisch verwendet. Zur Therapie ist der Einzelwirkstoff nicht geeignet. Da Doxycyclin in Deutschland zur Malariaprophylaxe nicht zugelassen ist, muss es für diesen Zweck off label verordnet werden. Auch Primaquin ist in Deutschland nicht zur Malariaprophylaxe zugelassen, wird aber off label verschrieben und muss aus dem Ausland importiert werden.

Die fixe Kombination aus Artemether und Lumefantrin wird hingegen nur zur Therapie empfohlen. Zur Prophylaxe eignet es sich nicht. Genaue und umfassende aktuelle Informationen zur Chemoprophylaxe und Stand-by-Therapie sind auf den Internetseiten der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG) unter www.dtg.org/ nachzulesen.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 11/16 ab Seite 158.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

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