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Bisswunden

GEFÄHRLICHE ATTACKE

Bei der Fußball-WM sorgte Uruguays Stürmer Luis Suárez durch einen Biss in seinen italienischen Gegenspieler Chiellini weltweit für Entrüstung. Ein solcher Angriff ist jedoch nicht zu unterschätzen.

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Vor Wut oder unter Stress: Zuschnappen gilt als ein archaisches Verhalten, denn eigentlich lernen wir schon im Kindesalter, dass Beißen nicht angemessen ist. Im Vergleich zu Tierbissen sind derartige Verletzungen vom Menschen zwar deutlich seltener, dennoch kommen sie regelmäßig vor. Meist dienen sie aggressiven Zwecken, durch die Menschen ihren Zorn kompensieren. Es heißt, dass es bei bestimmten Berufsgruppen ein erhöhtes Risiko gebe, gebissen zu werden.

Unvergessen bleibt der Boxkampf zwischen Mike Tyson und Evander Holyfield im Jahre 1997, bei dem Tyson seine Zähne im Ohr seines Gegners versenkte. Internationales Aufsehen erregte eine Frau vor Jahren beim Oktoberfest, weil sie ihre Zähne in die Wade eines vor ihr auf dem Tisch tanzenden Mannes grub, sodass dieser durch die Attacke beinahe aufgrund einer resultierenden Streptokokkeninfektion verstorben wäre.

Jüngstes, populäres Vorkommnis ist der Biss von Luis Suárez in die Schulter von Giorgio Chiellinis. Es ist nicht der erste Zwischenfall in der Karriere des Fußballers: Bereits drei Mal soll er zugeschnappt haben. Nur ein harmloses Foul? Ganz und gar nicht, denn was viele nicht wissen: Wenn sich die Zähne des Homo sapiens in das Fleisch eines Artgenossen bohren, ist dies nicht nur skurril, sondern auch gefährlich.

Risiko Mensch Eine Bisswunde ist eine Gewebeverletzung, die durch Gewalteinwirkung der Zähne von Menschen oder Tieren verursacht wird. Typische Symptome sind äußere oder innere Blutungen, Wundschmerzen, Schwellungen, Eiter im betroffenen Bereich, Infektionen, Rötungen sowie Blutergüsse. Neben der Haut können bei tieferen Läsionen auch Muskel- und Organgewebe, Knochen, Nerven, Sehnen oder Blutgefäße geschädigt werden. Zwar sieht ein Hundebiss durch Zerfetzen größerer Hautbereiche dramatisch aus, zu Infektionen kommt es dabei aber nur in etwa 10 bis 20 Prozent der Fälle.

VORSICHT BISSIG
Grundsätzlich unterscheidet man zwei Arten von Attacken: Bei direkten, echten Bissen verschließen die Zähne von Ober- und Unterkiefer direkt in das Gewebe (Okklusion). Schlägt beispielsweise die Faust bei einem Streit gegen die Zähne, bezeichnet man dies als indirekten Biss. In der Regel vollziehen sich die Angriffe bei Streitereien oder unter Alkoholoder Drogeneinfluss – seltener resultieren sie aus sexuellen Motiven heraus.

Bei Katzen- und Menschenbissen liegt das Risiko hingegen bei bis zu 55 Prozent. Denn Katzen haben spitze, lange Zähne, die tief in das Gewebe eindringen und Keime aus dem Maul und Speichel in die Haut befördern. Stammt der Biss vom Menschen, gilt er als äußerst bedrohlich, da die Verletzung ebenfalls mit einem hohen Infektionsrisiko behaftet ist. Denn der menschliche Speichel ist wegen seiner vielen Keime hochpathogen und gilt als Cocktail gefährlicher Mikroorgansimen.

Insbesondere tiefe und gelenknahe Verletzungen führen häufig zu Infektionen. Erschreckend ist: Bevor Antibiotika zur Verfügung standen, waren nach Menschenbissverletzungen nicht selten Amputationen erforderlich.

Zu den Bissverletzungen mit hohem Infektionsrisiko gehören:

  • Wunden, die chirurgisch behandelt werden müssen
  • Tiefe Punktionen (wie nach Katzenbissen)
  • Menschenbisse
  • Verletzungen bei immunkompromittierten Personen
  • Extremitätenwunden in Knochen- und Gelenknähe
  • Blessuren mit Riss-Quetsch- Charakter.

Tückische Wunde Zunächst muss die Blutung gestoppt und die Bisswunde gründlich gereinigt sowie desinfiziert werden, um die Keimzahl möglichst zu reduzieren. Aufgrund der Infektionsgefahr sollten sich Betroffene stets medizinisch behandeln lassen. Die Diagnose kann in der Regel sehr leicht gestellt werden, da sich die Meisten an den Vorfall erinnern. Der Arzt nimmt die Wunde deshalb oft nur optisch in Augenschein, außer es besteht der Verdacht auf einen Bruch. In diesem Fall ergänzt eine Röntgenaufnahme die Untersuchung.

Gegebenenfalls erhalten Patienten vorbeugend ein Antibiotikum, um potenzielle Krankheitserreger abzutöten. Vom Ausmaß und der Lokalisation der Wunde hängt ab, ob Maßnahmen der plastischen Chirurgie erforderlich sind. Kommt es infolge der Attacke zu einer Infektion, bemerken Betroffene diese durch andauernde Schmerzen, Schwellungen und Rötungen der jeweiligen Stelle.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 08/14 ab Seite 86.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

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