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GEFÄHRDETE HOHLRÄUME

Gepflegte Hände sehen gut aus. Ob es unbedingt künstliche Fingernägel sein müssen, ist Ansichtssache. Bei der Entscheidung sollte man auch an die Infektionsgefahr und mögliche Unverträglichkeiten denken.

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Nageldesigner unterscheiden zwischen Acryl- oder Gelnägeln. Die ältere Methode ist die mit Acryl. Dabei wird der künstliche Nagel mithilfe eines Zweikomponentenacryls, genauer gesagt, einer Modellierflüssigkeit und einem sehr feinen Acrylpulver, aufgebaut. Es härtet nach dem Mischen der Komponenten durch darin enthaltene chemisch reaktive Startersubstanzen in der Regel selbständig aus. Das Material wird sehr hart, sodass der Nagel dünn gestaltet werden kann.

Die weicheren Gelnägel werden aus einem UV-reaktiven Acrylgel aufgebaut. Nagelstudios besitzen ein Härtungsgerät, in dem die modellierten Nägel unter UV-Strahlung in wenigen Minuten aushärten. Da Gel einfacher zu handhaben ist als Acryl, wird es zumindest in Deutschland bevorzugt verwendet.

Potenzielle Allergene Egal ob Acryl oder Gel, alle Modellagesysteme enthalten monomere oder oligomere Verbindungen der Acryloder der Methacrylsäure. Diese haben vor ihrer Polymerisierung allergieauslösende Eigenschaften. Acrylate zählen zu den potentesten Allergenen, die man kennt. Die Kontaktallergien äußern sich durch Handekzeme mit Rötung, Bläschenbildung und Juckreiz, die in der Nagelumgebung beginnen und sich dann ausbreiten. Da man mit den Händen häufig ins Gesicht kommt, sind auch Lidekzeme möglich.

Acrylate und Methacrylate sind sehr reaktiv und sollen nicht unkontrolliert vor ihrer Anwendung reagieren. Daher werden sie mit Stabilisatoren, wie Hydrochinon oder seinem Monomethylether, versetzt. Auch diese beiden Substanzen gelten als gesundheitlich problematisch, wenn sie auf die Haut kommen.

Am liebsten Pilze Zwischen dem künstlichen und dem natürlichen Nagel entstehen kleine Spalten und Hohlräume, in denen sich Pilze oder Bakterien vermehren können. Wasch- und auch Desinfektionsmittel können diese Stellen nicht erreichen. Dies ist der Grund, weshalb Personen in medizinischen Berufen, die direkt am Patienten arbeiten, keine künstlichen Nägel tragen dürfen. Wegen des feucht-warmen Klimas in den Hohlräumen fühlen sich in erster Linie Candida-Arten, aber auch Schimmelpilze und Dermatophyten dort wohl. Es sind aber zudem bakterielle Infektionen möglich.

Nagelqualität leidet Unter dem Kunstnagel wird der natürlich Nagel weicher. Er kann das Nagelbett nicht mehr richtig schützen und wird anfälliger für Pilze und Bakterien. Die Nagelplatte kann aber auch ohne Infektion optisch verändert, meist gelb oder bräunlich verfärbt, sein. Kundinnen, die ihre natürlichen Nägel nach dem Entfernen der künstlichen wieder aufbauen möchten, können dies mit einem wasserlöslichen Lack auf Hydroxypropylchitosan-Basis mit Schachtelhalmextrakt und Methylsulfonylchitosan tun. Die im Schachtelhalm enthaltene Kieselsäure und der leicht verfügbare Schwefel stärken die Nägel und verbessern das Erscheinungsbild.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 08/15 auf Seite 22.

Sabine Bender, Apothekerin / Redaktion

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