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Medizinische Fachrichtungen

GASTROENTEROLOGIE

Als Teilgebiet der inneren Medizin behandelt die Gastroenterologie Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, der Leber sowie der im Verdauungstrakt liegenden Hormondrüsen wie der Bauchspeicheldrüse.

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Patienten mit Magen- und Darmkrebs, Magengeschwüren, Leberzirrhose, Hepatitis, entzündlichen Darmerkrankungen (wie Morbus Crohn), Reflux oder Funktionsstörungen, zum Beispiel einem Reizdarmsyndrom, werden in der Regel medizinisch von Gastroenterologen betreut. Diese arbeiten meist mit Kollegen aus der Onkologie, der Chirurgie oder der Radiologie zusammen.

Vom Mund bis zum Po Der Verdauungstrakt umfasst die Organe, die an der Aufnahme, der Zerkleinerung und dem Weitertransport von Nahrung beteiligt sind. Dazu gehören die Mundhöhle, der Rachen, die Speiseröhre, der Magen und der Darm. Man unterscheidet im Verdauungstrakt den Kopfteil (Mundhöhle, Speiseröhre, Rachen) sowie den Rumpfbereich (Speiseröhre, Magen, Dünndarm mit Zwölffingerdarm, Leerdarm und Krummdarm; Dickdarm mit Blinddarm und Wurmfortsatz, Grimmdarm, Mastdarm, After). Die Wand des Verdauungstraktes setzt sich aus vier Geweben zusammen, die in Schichten übereinander liegen.

Die Mukosa (Schleimhaut) stellt die innerste Wandschicht des Magen-Darm-Traktes dar, die Submukosa hingegen ist eine schmale Bindegewebsschicht zwischen der Schleimhaut und der sogenannten Muskularis. Letztere besteht im Mund, Rachen sowie im oberen Teil der Speiseröhre aus quergestreifter Muskulatur, im übrigen Verdauungstrakt entspricht sie der glatten Muskulatur, die durch den Parasympathikus beeinflusst wird. Die glatte Muskulatur dient der Peristaltik des Darms und somit dem Transport des Darminhaltes. Die vierte, äußere Schicht (Tunica serosa) ist von einem Flüssigkeitsfilm bedeckt und erleichtert dadurch das Übereinandergleiten mit anderen Organen.

Verarbeitung von Lebensmitteln In der Mundhöhle findet die mechanische Zerkleinerung der Nahrung statt, während die Speiseröhre für den Weitertransport der Speisen in den Magen zuständig ist. Das Ziel der Verdauung besteht darin, das Essen zu zerlegen und letztlich für den Organismus verwertbar zu machen. Dies gelingt zum einen durch den enzymatischen Aufschluss, zum anderen unterstützt die Darmflora die Verdauung von Nahrungsbestandteilen.

Den größten Teil des Verdauungstraktes stellt der Magen-Darm-Trakt dar, der auch als Gastrointestinaltrakt bezeichnet wird. Zu den weiteren Verdauungsorganen zählen die Bauchspeicheldrüse, die Leber und die Gallenwege. Die Bauchspeicheldrüse produziert Verdauungsenzyme, welche die Nahrung in ihre Bestandteile zerlegen. Die Galle, das Ausscheidungsprodukt der Leber, enthält Salze der Gallensäure und sorgt für die Emulgierung von Fetten im Darm.

Diagnostik Wichtige Untersuchungsmethoden in der Gastroenterologie sind etwa die Sonographie des Bauchraums, die Gastroskopie, die Koloskopie, die Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP) sowie die Leberdiagnostik. Außerdem gibt es die Labor- und Funktionsdiagnostik, die Manometrie zur Diagnose von Bewegungsstörungen der Speiseröhre und des Anorektums, den chemischen Okkultbluttest sowie den immunologischen Stuhltest (weisen Blut im Fäzes nach) oder den Atemtest, der anhand der ausgeatmeten Luft Erkrankungen erkennt.

Häufiges Verfahren Die Abdomensonographie untersucht den Bauchraum per Ultraschall und wird zur Diagnostik sowie zur Verlaufskontrolle eingesetzt. Verschiedene Bauchorgane wie die Leber, die Bauchspeicheldrüse, die Nieren oder die Milz werden dabei vom Arzt betrachtet, indem er mit dem Gerät über den Bauch fährt. Dabei sendet der Schallkopf Ultraschallwellen aus, sodass feinste Gewebedetails und deren Veränderungen erfasst und auf einem Monitor dargestellt werden. Es kann vorkommen, dass im Rahmen der Untersuchung freie Flüssigkeit im Bauchraum entdeckt wird, zum Beispiel Blut oder ein entzündlicher Erguss.

Magenspiegelung Bei der Gastroskopie führt der Arzt ein spezielles Endoskop, auch Gastroskop genannt, über einen flexiblen Schlauch in den Mund ein. Es dient der optischen Darstellung von Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm, außerdem können durch die Magenspiegelung Eingriffe wie die Entfernung von Gewebewucherungen, die Entnahme von Gewebeproben sowie die Stillung von Blutungen erfolgen.

Letztere ist bei plötzlich auftretenden Blutungen aus Magen, Speiseröhre oder Zwölffingerdarm lebensrettend (Notfallgastroskopie). In der Regel bestehen die Untersuchungsziele in der Abklärung von Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Schluckstörungen, Sodbrennen, Oberbauchschmerzen oder Bluterbrechen, zudem eignet sich das Verfahren, um einen Verdacht auf ein Magenkarzinom oder ein Magengeschwür auszuräumen oder zu bestätigen.

Darmspiegelung Bei einer Koloskopie wird der Darm (Dickdarm und die letzten Zentimeter des Dünndarms) auf Polypen und andere krankhafte Veränderungen untersucht. Das Verfahren kommt bei Blut im Stuhl, zu Vorsorgezwecken, bei Mittel- und Unterbauchschmerzen, zur Kontrolle nach der Darmkrebstherapie sowie beim Verdacht auf entzündliche Darmerkrankungen zum Einsatz. Vor dem Eingriff ist es wichtig, den Dickdarm zu entleeren, indem Betroffene vollständig abführen. Das flexible Koloskop wird dann unter Sedierung des Patienten in den Darm eingebracht, bis der Blinddarm beziehungsweise der letzte Teil des Dünndarms erreicht sind.

Seit 2002 können gesetzlich Versicherte ab einem Lebensalter von 55 Jahren die Koloskopie im Rahmen eines Check-ups in Anspruch nehmen. Deutsche und US-Leitlinien empfehlen die Vorsorgeuntersuchung bereits ab einem Alter von 50 Jahren, da das Darmkrebsrisiko dann erheblich ansteigt. Oftmals äußern Patienten, denen eine Darmspiegelung bevorsteht, im Beratungsgespräch Angst vor der Untersuchung. PTA und Apotheker sollten ängstliche Kunden über mögliche Risiken aufklären und ihnen die Furcht nehmen: Komplikationen wie Blutungen oder Darmperforationen sind sehr selten und kommen lediglich in 0,38 Prozent der Fälle vor, wie eine Studie aus dem Jahr 2017 bestätigt.

Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie Die ERCP ist ein endoskopisches Verfahren zur Darstellung und Untersuchung der Gallen- und Bauchspeicheldrüsengänge. Auch hierbei wird ein Endoskop über den Mund in den Magen bis in den Dünndarm eingeführt und die Vatersche Papille, der Mündungsort von Gallen- und Bauchspeicheldrüsengang, sondiert. Entgegen der Flussrichtung (retrograd) der Gallenflüssigkeit gelangt das Kontrastmittel in die Gallenwege, um schließlich mittels Röntgenstrahlen Verengungen der Gänge festzustellen. Die ERCP kommt zum Ausschluss von Entzündungen, Tumoren oder Pseudozysten der Bauchspeicheldrüsengänge, zum Gallensteinnachweis oder zur Abklärung eines Gallenstaus durch Tumore und Entzündungen zum Einsatz.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 10/18 ab Seite 66.

Martina Görz, PTA, Psychologin und Fachjournalistin

DGVS

Bereits 1913 wurde die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) gegründet. Die wissenschaftliche Fachgesellschaft dient der Erforschung von Verdauungsorganen sowie der Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane.

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