Wirkstoffe – historisch beleuchtet

G WIE GLAUBERSALZ

Dass manche Salze stark abführend wirken, weiß die Menschheit schon seit über Tausend Jahren. Mit dem Alchemisten Johann Rudolph Glauber wurde Natriumsulfat dafür berühmt.

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De natura salium – so heißt das 1658 vom Apotheker Johann Rudolph Glauber veröffentlichte Werk, in dem er Natriumsulfat (Na2SO4) als „sal mirabile“ (Wundersalz) bezeichnet. Bis heute ist Glaubers Name eng mit dem anorganischen Salz Natriumsulfat, das im Volksmund nur Glaubersalz genannt wird, als Mittel gegen Magen-Darm-Erkrankungen verbunden.

Glauber gewann die Substanz als Nebenprodukt bei der Herstellung von Salzsäure aus Natriumchlorid und Schwefelsäure wohl erstmals schon 1625 und pries die universelle Heilwirkung dieses anorganischen Salzes dann 1658 in seinem Werk. Dabei stand er ganz im Zeichen der Chemiatrie eines Theophrastus Bombastus von Hohenheim, der sich selbst Paracelsus nannte und unter anderem die Alchemie mit der Medizin verband. Der Prozess der Chemikalisierung des Arzneischatzes war zu dieser Zeit in vollem Gange. Tatsächlich bestritt Glauber einen nicht geringen Teil seines Lebensunterhaltes mit dem Verkauf der von ihm als Apotheker im eigenen Labor zubereiteten „spagyrischen“, also chemiatrischen Arzneimittel. Er nahm diese auch in seine Bücher der „Pharmacopaeae spagyricae“, erschienen zwischen 1654 und 1668, auf.

Ende des 17. Jahrhunderts standen die chemiatrischen Arzneimittel, zu denen beispielsweise auch Antimon (Stibium)- und Quecksilberrezepturen zählten, gleichberechtigt neben der pflanzlichen und tierischen „Materia medica“. Glaubersalz, also Natriumsulfat, kann dabei als das langlebigste der chemiatrischen Arzneimittel damaliger Zeit bezeichnet werden, da es sich bis heute unverändert gehalten hat. In die „Pharmacopoea Wirtenbergica“ fand Glaubersalz 1741 Eingang und ist bis heute als Monografie in den meisten deutschen Arzneibüchern zu finden.

Industrialisierung und Anwendung Zunächst wurde Glaubersalz als Kur gegen allerlei Krankheiten eingesetzt. In immer größeren Mengen wurde es als Sal mirabilis glauberii hergestellt und verkauft. Apotheker Wolfgang Caspar Fikentscher eröffnete 1788 in Marktredwitz etwa eine Fabrikationsstätte zur Herstellung chemischer Produkte wie Glaubersalz. 1797 entstand die „Königlich preußische Chemische Fabrik Schönebeck“, in der bereits im ersten halben Jahr gut 1500 Zentner Glaubersalz erzeugt wurden. Heute dient die Substanz primär als salinisches, osmotisch wirkendes Abführmittel zur schnellen Darmentleerung für anschließende Darmuntersuchungen oder wird als Startmittel einer Heilfastenkur vielfach nachgefragt. Auch als Schüssler-Salz Nr. 10, als Salz für die Ausscheidung, zur Entschlackung, Entgiftung, Regulation der Körperflüssigkeiten, sowie als homöopathisches Mittel zur Stärkung von Leber, Galle, Magen-Darm-Kanal wird es gern verwendet.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 07/11 auf Seite 58.

Dr. Eva-Maria Stoya, Apothekerin / Journalistin

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