Bei älterer Frau schwindet das Gehirn© SIphotography / iStock / Getty Images Plus
Frauen erkranken nicht nur häufiger an Alzheimer als Männer, der Verlauf ist durchschnittlich auch schwerer.

FSH

IST EIN HORMON SCHULD AN ALZHEIMER?

Es ist statistisch erwiesen, dass Frauen häufiger und schwerer Alzheimer erleiden als Männer. Doch warum ist das so? Die Antwort deutet ein Tierversuch an.

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70 Prozent – das ist der Anteil an Frauen unter den Personen mit der dementiellen Erkrankung Alzheimer. Sie erkranken nicht nur häufiger, der Verlauf ist durchschnittlich auch schwerer als bei den Männern. Versuche an Nagetieren deuten nun darauf hin, dass ein bestimmtes Hormon dafür verantwortlich sein soll. Professor Dr. Keqiang Ye von der Emory University School of Medicine hat dazu eine Studie im Magazin „Nature“ veröffentlicht.

Mit dem Beginn der Menopause setzen häufig die ersten Alzheimer-Symptome ein. Lange wurde deshalb Östrogen als möglicher Auslöser genannt. Doch die Ausschüttung aus den Eierstöcken bleibt in dieser Zeit konstant. Kurz vor ihrer letzten Regelblutung schüttet die Hypophyse der Frau jedoch verstärkt das follikelstimulierende Hormon (FSH) aus.

Was Sexualhormone mit Alzheimer zu tun haben

Ye und seine Kollegen vermuteten nun, das FSH mit einem bestimmten Signalweg (C/EBPβ/AEP) interagiert, der zentral für die Entstehung der Alzheimer-Pathologie steht. Die Wissenschaftler entnahmen daher einer Gruppe dementer Labormäuse die Eierstöcke und blockierten dann das FSH mit Hilfe von Antikörpern. Das Ergebnis: Der Signalweg in den Nervenzellen wurde tatsächlich inaktiviert, der Verdacht der Wissenschaftler bestätigte sich.

Die Alzheimersche Krankheit, benannt nach ihrem Entdecker, dem Psychiater Alois Alzheimer (1864-1915), tritt beim Menschen vornehmlich ab dem 65. Lebensjahr auf und führt zu einem zunehmenden Verlust von Neuronen und kognitiven Fähigkeiten. Schon Jahre, bevor erste klinische Symptome auftauchen, bilden sich in und zwischen den Nervenzellen im Gehirn der Betroffenen Beta-Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen, die aus schädlichen Eiweißablagerungen bestehen.

 

Plaques können sich sogar zurückbilden

Verblüffend: Die Plaques im Gehirn der Alzheimer-Mäuse bildeten sich sogar zurück. Auch die kognitiven Symptome verschwanden. In einer weiteren Versuchsreihe injizierte das Team sodann FSH sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Nagern. Das wiederum verschlimmerte die Krankheitserscheinungen – es bildeten sich Plaques im Hippocampus sowie in anderen Regionen.

Somit wurde die These bestätigt, dass das FSH-Hormon über den oben genannten Signalweg eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Alzheimer spielt. Da Männer im zunehmenden Alter ebenfalls vermehrt FSH ausschütten, hoffen die Forscher, bald bei beiden Geschlechtern eine Heilbehandlung zu erproben, die an diesem Hormon ansetzt.

Quelle: www.spektrum.de
 

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