Orangefarbene Blüte
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Giftpflanzen

FARBENFROHE ZIERPFLANZE

Das Wandelröschen ist aufgrund seiner hübschen Blüten als Balkon- und Terrassenpflanze sehr beliebt. Es ist aber nicht für Haushalte mit Kindern geeignet, da es sich um eine Giftpflanze handelt.

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Das Wandelröschen (Lantana camara) ist ein 30 bis 100 Zentimeter hoher Strauch, der zu der insgesamt etwa 150 Arten umfassenden Gattung Lantana aus der Familie der Eisenkrautgewächse (Verbenaceae) gehört. Der Gattungsname soll sich auf die biegsamen Zweige (lat. lentare = biegen) beziehen, die leicht herabhängen. Die Zweige sind vierkantig und fühlen sich durch kurze Stacheln rau an. Die sich gegenüberstehenden Blätter sind oval und am Rand gekerbt bis gesägt. Sie haben eine runzelige, genervte Oberseite und sind an der Unterseite weiß behaart.

Unerwünschter Gast In vielen tropischen Ländern ist das Wandelröschen sehr gehasst, da es die heimische Pflanzenwelt stark bedrängt. Der ursprünglich aus dem tropischen Amerika stammende reichlich samenproduzierende Strauch ist weltweit in viele tropische und subtropische Regionen verschleppt worden. Vor allem auf Ödland, Weiden und in Wäldern ist das Wandelröschen zur wahren Plage geworden. Es vermehrt sich unermüdlich und verdrängt die einheimische Flora, wobei vor allem Vögel durch Fressen der Früchte und Ausscheiden der Samen zur Verbreitung beitragen. Die nahezu undurchdringlichen Dickichte der unerwünschten Invasionspflanze zählen vielerorts zu den Unkräutern, die nur schwer zu bekämpfen sind. In Brasilien wurde mittlerweile die Anpflanzung des Wandelröschens verboten und in vielen tropischen Ländern ist seine Einfuhr unter Strafe gestellt.

Beliebte Kübelpflanze Bei uns wird der Exot hingegen in Töpfen kultiviert und als eine Schönheit angepriesen, die aufgrund ihrer interessanten Blüten auf keiner Terrasse beziehungsweise auf keinem Balkon fehlen sollte. Als wärmeliebende Pflanze entfaltet sie ihre volle Blütenpracht auf sonnigem und heißem Standort. Da sie nicht winterhart ist, muss sie rechtzeitig vor dem ersten Frost in ein kühles helles Zimmer im Haus oder in einen frostfreien Wintergarten geholt werden.

Wandelnde Farbgebung Hervortretendes Merkmal des Eisenkrautgewächses ist das ständig wechselnde Farbenspiel des Blütenstandes, was auch zur deutschen Namensgebung geführt hat. Die röhrenförmigen Einzelblüten, die in endständigen halbkugeligen Köpfchen von 1,5 bis drei Zentimeter Durchmesser stehen, erscheinen von Mai bis September in wechselnden Farben. Die einzelnen Blüten sind zuerst gelb, verfärben sich später über orange bis hin zu einem verwaschenen Purpur. Dabei öffnen sich die Knospen stetes von außen nach innen, so dass die Blüten im Inneren des Blütenstands gerade gelb aufblühen während sich die Blüten zum äußeren Rand hin immer dunkler präsentieren. Dadurch sieht jede Einzelblüte je nach Alter anders aus und der Blütenstand erhält ein charakteristisches buntes Aussehen.

Nektarhaltige Blütenpracht Die Blüten sind Stieltellerblüten, die oben eine Scheibe bilden, die durch ihre auffällige Färbung nektarsuchende Insekten anzieht und ihnen als Landeplatz dient. Nach unten setzt sich die Blüte als Röhre fort, in der der Nektar lagert. Da sich der Nektar relativ weit entfernt von der Blütenöffnung befindet, gelangen nur Insekten mit einem langen gebogenen Fühler wie Schmetterlinge an ihre Nahrung. An der Blütenfarbe können die Insekten erkennen, ob sich ein Besuch der Blüte lohnt. Allein die jungen, gelben Blüten sind mit Nektar gefüllt, ältere purpurrote Blüten sind hingegen nektarfrei.

Hübsch, aber gefährlich Ab September bilden sich aus den dekorativen Blüten beerenartige Steinfrüchte, die in Form und Farbe an Brombeeren erinnern und vor allem Kinder zum Verzehr verführen. Sie sind wie diese zunächst grün und werden bei zunehmender Reife leuchtend blau-schwarz. Allerdings sind die Früchte – wie auch die übrigen Pflanzenteile – giftig. Sie enthalten Triterpensäureester, vor allem Lantaden A und B, die Vergiftungserscheinungen auslösen, die einer Tollkirschenvergiftung ähneln. Sie gehen mit einer Pupillenerweiterung, Muskelzuckungen, Übelkeit und Erbrechen einher. Aufgrund ihrer Hepatotoxizität werden auch Verfärbungen und Entzündungen der Haut beobachtet.

Reine ZierpflanzeIn Brasilien sowie in einigen afrikanischen Ländern verwandte man die Pflanze volksheilkundlich bei Husten und auch als Aromamittel. Bei uns wird das Wandelröschen nicht in der Heilkunde eingesetzt, sondern nur als Zierpflanze geschätzt. Es verschönt in Europa bereits seit der Renaissance Parkanlagen. Inzwischen existieren verschiedene Züchtungen mit unterschiedlichen Farbkombinationen. Häufig werden Wandelröschen auch als Hochstämmchen angeboten.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 03/17 ab Seite 64.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

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