Bleistift zeigt auf Cholesterinwerte© dlerick / iStock / Getty Images Plus
Trotz einer in der Regel verträglichen Therapie mit Statinen und PCSK9-Inhibitoren haben Menschen, die unter einer familiären Hypercholesterolämie leiden, einen zu hohen Cholesterinspiegel.

Evinacumab | Zulassung

NEUIGKEITEN IM CHOLESTEROLSEKTOR

Für Menschen, die unter homozygoter familiärer Hypercholesterolämie leiden, hat die Europäische Kommission einen neuen Cholesterolsenker zugelassen. Mit Evinacumab kommt ein Antikörper auf den Markt, der unabhängig vom LDL-Rezept wirkt. 

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Haben Sie schon einmal ihren Cholesterinspiegel untersuchen lassen? Nicht wenige Menschen leiden unter zu hohen Werten. Während bei den einen ein hoher LDL-Wert aufgrund ungesunder Lebensweise zustande kommt, ist es bei anderen eine erblich bedingte Störung des Stoffwechsels. So beispielsweise bei der familiären Hypercholesterolämie, bei der Gendefekte im LDL-Rezeptor dafür verantwortlich sind, dass Cholesterol in die Zellen transportiert wird. Dadurch erhöht sich der LDL-Cholesterol-Spiegel im Blut. 

Vererbung möglich

Es kann vorkommen, dass die Eltern ihrem Kind ein verändertes Gen (homozygot) vererben. Diese Fälle sind zwar sehr selten, führen aber bei den Betroffenen zu sehr hohen Gesamtcholesterol-Werten. Trotz einer in der Regel verträglichen Therapie mit Statinen und PCSK9-Inhibitoren lassen sich die Werte nur unwesentlich senken, da diese ihre Wirkung bekanntlich über den LDL-Rezeptor entfalten. Nur mit einer Therapieform ist es bei den meisten Betroffenen möglich, die Cholesterolwerte zu senken, nämlich durch eine regelmäßige Blutwäsche (Apherese). 
 

Neue Wege zum Erfolg

Der Antikörper Evinacumab hat eine andere Vorgehensweise. Er hemmt spezifisch das Protein Angiopoietin-like 3 (ANGPTL3), das überwiegend in der Leber exprimiert wird. ANGPTL3 hat eine wichtige Aufgabe beim Lipidstoffwechsel, indem es die Lipoproteinlipase (LPL) und die Endothellipase (EL) hemmt. Eine solche Hemmung von ANGPTL3 wiederum sorgt dafür, dass das LPL erhöht ist. Dadurch besteht nun die Möglichkeit, dass das LDL-Cholesterol unabhängig von den LDL-Rezeptoren abgebaut wird. Positiv ist auch, dass sowohl das HDL-Cholesterol, als auch die Triglyceride gesenkt werden. 
Mit Evkeeza® (Regeneron Ireland Designated Activity Company) wurde nun ein Cholesterolsenker zugelassen, der als Ergänzung zu Diät und anderen LDL-Cholesterol-senkenden Therapien indiziert ist. Als Therapiemöglichkeit kommt dieser Senker für Menschen im Alter von zwölf Jahren und älter mit homozygoter familiärer Hypercholesterolämie in Frage. Als Empfehlung sieht die Europäische Kommission eine Dosis von monatlich 15 mg/kg vor, die als intravenöse Infusion über einen Zeitraum von 60 Minuten verabreicht wird. Eine Dosisanpassung bei jugendlichen Patienten im Alter von zwölf bis 17 Jahren ist nicht notwendig. 
 

Die Studie

Insgesamt 65 Menschen, die unter homozygoter familiärer Hypercholesterolämie leiden, wurden als Probanden für die Untersuchung Phase-III-Studie ELIPSE HoFH-Studie ausgewählt. Obwohl die Teilnehmer bereits mit Statinen und PCSK9-Hemmern und bei einigen sogar noch zusätzlich mit Apherese behandelt wurden, konnte keine zufriedenstellende Senkung des Cholesterolwertes erreicht werden. 
Ihr mittlerer LDL-C-Wert lag zu Beginn bei 255,1 mg/dl. Über einen Zeitraum von 24 Wochen erhielten die Probanden randomisiert entweder Evinacumab oder Placebo. Die Ergebnisse zeigen, dass durch die Gabe des Antikörpers zusätzlich zu einer bestehenden lipidsenkenden Therapie die LDL-Werte um 49 Prozent sanken (p < 0,001). Die absolute LDL-C-Reduktion durch den neuen ANGPTL3-Hemmer betrug dabei durchschnittlich 132,1 mg/dl (p < 0,001).

Neben dem Erfolg gab es natürlich auch Nebenwirkungen zu vermelden. Neben grippeähnlichen Erkrankungen traten Rückenschmerzen, Schwindelgefühle und Übelkeit auf. 

Quelle: Pharmazeutische Zeitung
 

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