© ratchanida thippayos / 123rf.com

Krankheiten und ihre Gerüche

ES STINKT GEWALTIG

Körpergeruch kann ein Begleitsymptom verschiedener Leiden sein. Die lästigen Duftnoten sind jedoch ein Tabuthema und Patienten sprechen nicht gerne darüber. Betroffene sollten sich aber auf jeden Fall an einen Arzt wenden.

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Alle Menschen besitzen einen einzigartigen Körpergeruch, für den insbesondere zerfallende Proteine verantwortlich sind. Riechbare Ausdünstungen können nicht nur über die Haut, sondern auch über Körperöffnungen, wie zum Beispiel beim Mundgeruch, abgegeben werden.

Nicht krankheitsbedingte Ursachen sind mangelnde Hygiene sowie der Genuss von stark gewürzten Speisen, Zwiebeln oder Knoblauch, wobei die Substanzen typischerweise über die Haut oder über die Atemluft ausgesondert werden. Wer seine Mitmenschen dann nicht mit den üblen Düften belästigen möchte, kann geruchsbindende, chlorophyllhaltige Dragees einnehmen.

Häufig tritt verstärkter Körpergeruch jedoch bei bestimmten Krankheiten auf: Diabetiker verströmen unter Umständen einen Geruch nach Azeton: Bei einer extremen Überzuckerung kann eine Ketoazidose eintreten, bei der vermehrt Ketonkörper vorliegen. Diese enthalten Azeton, sodass Betroffene nach Nagellack oder fauligen Äpfeln riechen. Andererseits kann auch eine Unterzuckerung den charakteristischen Duft verursachen.

Nierenerkrankungen äußern sich zunächst durch unangenehme Ausdünstungen des Harns, in fortgeschrittenen Stadien leiden die Personen unter Mund- sowie unter einem säuerlichen Körpergeruch. Als Foetor hepaticus bezeichnet man bei Patienten mit schweren Lebererkrankungen oder -versagen einen süßlichen Hauch des Atems und des Urins, der an Erde oder tierische Leber erinnert. Man vermutet, dass dieser auf Merkaptane (organisch-chemische Verbindungen, die als typische Funktion eine Thiolgruppe tragen) zurückzuführen ist.

Bei Harnweginfekten riecht der Urin aufgrund von Fäulnisprozessen häufig streng. Bestimmte Krebsarten in späten Stadien gehen aufgrund des Zellverfalls mit verstärkter Geruchsbildung einher. Ein Beispiel hierfür ist Gebärmutterhalskrebs, bei dem es zu einem an Verwesung erinnernden Ausfluss kommt. Auch langwierige Wunden wie Druckgeschwüre (Dekubitus) oder ein offenes Bein (Ulcus cruris) weisen ein charakteristisches, fauliges Aroma auf.

In manchen Fällen macht sich eine Schilddrüsenunterfunktion durch störenden Schweißoder Mundgeruch bemerkbar. Das Fischgeruchsyndrom (Trimethylaminurie) ist eine angeborene Erkrankung, bei der Urin, Schweiß und Atemluft nach Fisch riechen, da sie einen erhöhten Anteil der Substanz Trimethylamin enthalten. Eine Bromhidrose ist eine Sonderform der Hyperhidrose (übermäßige Schweißproduktion), bei welcher der Schweiß besonders scheußlich muffelt. Typisch für die bakterielle Infektionskrankheit Diphtherie ist ein faulig-süßlicher Geruch aus dem Mund der Patienten, ähnlich dem vergorener Äpfel.

»Häufig tritt verstärkter Körpergeruch bei bestimmten Krankheiten auf.«

Beim sogenannten Zenker-Divertikel bleiben häufig Essenreste in den Ausstülpungen der Speiseröhre hängen, die einen unangenehmen Dunst verbreiten. Eine Krankheit der Haut, die unangenehmen Gestank an den betroffenen Stellen verströmen kann, ist Fußpilz.

Schlechter Atem Mundgeruch (Halitosis, Foetor ex ore) ist ein häufiges Problem und beruht auf den unterschiedlichsten Ursachen. Betroffene nehmen ihren Eigengeruch meist nicht wahr und erkennen ihr Problem oft erst, wenn sie Hinweise von ihren Mitmenschen erhalten. Auslöser für den schlechten Atem sind lokale Probleme wie Entzündungen im Bereich der Mundhöhle, aber auch Infektionen des Rachens und der Mandeln rufen unter Umständen übel riechenden Atem hervor.

Mundgeruch ist jedoch nicht gleich Mundgeruch: Beim Foetor ex ore sind die üblen Dünste nur beim Ausatmen (also bei offenem Mund) spürbar und die Ursache liegt in angrenzenden Bereichen wie der Mundhöhle oder den Mandeln (z. B. bei einer Mundschleimhautentzündung oder Tonsillitis), wo Bakterien bei der Verwertung von Nahrung Nebenprodukte wie flüchtige Schwefelverbindungen produzieren.

Auch Pilzinfektionen, Karies, Parodontitis, Abzesse, Nasennebenhöhlenentzündungen oder Tumore können zu Mundgeruch führen. Bei der Halitosis entweicht der schlechte Atem nicht nur über den offenen Mund, sondern auch durch die Nase. Verantwortlich dafür können Nasenpolypen, chronische Nasennebenhöhlen-, Lungenentzündungen, Sodbrennen oder Tumore sein. Auch bei Vergiftungen oder bei der Einnahme bestimmter Medikamente tritt in einigen Fällen Mundgeruch auf.

Riechende Darmwinde Blähungen gehen mit einer verstärkten Entwicklung von Gasen wie Methan, Kohlendioxid oder Schwefelwasserstoff im Magen-Darm-Trakt einher. Diese entschwinden rektal, wobei Darmgeräusche zu hören sein können und ein unangenehmer Geruch verbleibt. In der Regel sind die Ursachen einer Flatulenz harmlos und reichen vom Genuss blähender Speisen über Nahrungsmittelunverträglichkeiten bis hin zum Reizdarmsyndrom. Auch eine gestörte Darmflora, Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder der Gallenwege sowie weitere Darmerkrankungen kommen als auslösende Faktoren in Betracht.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 06/14 ab Seite 74.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistinn (FJS)

×