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Tiere in der Apotheke

ERSTE HILFE

Hunde und Katzen verletzen sich relativ häufig, zum Beispiel beim Spiel mit Artgenossen. Deswegen sollte jeder Tierbesitzer über eine rasche Wundbehandlung Bescheid wissen.

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Die Versorgung von Verletzungen der Haut, der Unterhaut und von tieferliegendem Weichteilgewebe ist ein häufiges Thema bei Tierhaltern. Als traumatisch bedingte Wunden spielen vor allem Biss- oder Kratzwunden, aber auch Schnitt- und Stichverletzungen eine Rolle. Verbrennungen, Verätzungen oder Schussverletzungen sind weniger häufig.

Was kann man tun? Bei kleineren, oberflächlichen Verletzungen der Haut sollten die Haare um die Wunde herum mit einer Nagelschere weggeschnitten werden, damit ein Verkleben mit Blut oder Wundsekret vermieden wird, denn Haare können als Fremdkörper die Heilung erheblich stören. Dann wird die Wunde mit einem Desinfektionsmittel, zum Beispiel 3%iger Wasserstoffoxid-Lösung, gesäubert. Damit wird auch eine Blutstillung erreicht. Anschließend werden entweder eine Wundsalbe oder ein -spray aufgebracht. Die Wunde sollte ansonsten nicht abgedeckt werden. Wird die Heilung durch Belecken gestört, kann man eine Halskrause oder einen Verband anlegen. Der Verlauf sollte kontrolliert werden.

Kein Alkohol für TiereStehen keine entsprechenden Desinfektionsmittel zur Verfügung, kann man sich auch mit Trinkwasser behelfen. Keinesfalls jedoch dürfen alkoholische Tinkturen verwendet werden. Wunden dürfen ruhig kurz etwas bluten, bevor sie versorgt werden, um die Selbstreinigung anzuregen. Verletzte Pfoten kann man in flachen Behältern baden, wobei man bei nervösen und ängstlichen Tieren am besten mit der nicht verletzten Pfote der Gegenseite beginnt. Geeignete Gele oder eine desinfizierende Salbe können großzügig auf die Wunde aufgetragenen werden.

Maximal 15 Minuten unter Druck Offene Wunden, großflächige Abschürfungen und Hautabrisse müssen vom Tierarzt behandelt werden. Sie sollten aber sofort trocken mit speziellen Wundauflagen oder einem sauberen, nicht fusselnden Stofftaschentuch abgedeckt und für den Transport verbunden werden. Bei stark blutenden Verletzungen sollte ein Druckverband angelegt werden. Je nach Art und Ort der Blutung und der vorhandenen Ausrüstung eignet sich als Druckmaterial ein mehrfach zusammengefaltetes sauberes Stofftaschentuch, eine kleine Mullbindenrolle, im Notfall sogar ein kräftiger Finger- oder Faustdruck in die Wunde.

ENTSCHEIDEND
Insbesondere Bisswunden erfordern einen guten, sauberen Schutz, eine gute Reinigung und eine frühzeitige Rücksprache mit dem Tierarzt. In der eigenen „Hausapotheke“ sollte immer etwas Verbandsmaterial inklusive Gazetupfer und eine entsprechende Desinfektionslösung vorhanden sein.

Der Wundbereich sollte mit einem Schutzverband sauber abgedeckt und gegebenenfalls anschließend durch einen Polsterverband ruhig gestellt werden. Druckverbände dürfen höchstens 15 Minuten belassen werden und müssen, falls sie vorher durchgeblutet sind, kontrolliert und erneuert werden. Während der ersten fünf bis sieben Tage – oder je nach Verletzung auch länger – müssen die Tiere geschont werden, da zu viel Bewegung die Abheilung deutlich verzögern kann. Hunde dürfen nicht spielen und nur an der Leine nach draußen geführt werden.

Die Notfallapotheke für Tierbesitzer Eine wasserdichte, jederzeit griffbereite und übersichtlich zusammengestellte Haustier-Apotheke sollte in keinem Haushalt fehlen. Generell empfiehlt es sich, zwei Apotheken zu besitzen. Eine voll ausgestattete für Zuhause und eine abgeschwächte Version für unterwegs. Gut eignen sich beispielsweise Frischhalteboxen oder verschließbare Leichtmetalldosen. Für Wanderungen und Ausflüge kann ein wasserdichtes Notfallset zusammengestellt werden, das überall Platz findet, zum Beispiel im Rucksack.

Diese sollte folgendes enthalten:

  • drei bis vier Verbandstoffbinden, Polsterwatte, Gazetupfer, hautfreundliches Klebepflaster
  • Schere
  • Pinzette zum Entfernen von Dornen, Glassplittern etc.
  • Desinfektionsmittel und -salbe
  • sterile, neutrale Spülflüssigkeit
  • Wundpflaster
  • Wundsalbe
  • hautfreundliches Kühlgel
  • zwei bis drei sterile Einwegspritzen
  • faltbarer Wassernapf oder starker, kleiner Plastiksack
  • Hundeschuh
  • Pfotenschutzsalbe
  • Wärmeisolierende Unterlage.

Sind Antibiotika notwendig? Das Ziel bei der Abgabe von Antibiotika ist es, eine mögliche Infektion zu verhindern oder gegebenenfalls zu behandeln. Vor allem bei Bissverletzungen ist das Risiko einer Infektion relativ groß. Bei Infektionen ist es wichtig, dass Tierhalter das Antibiotikum während mindestens zwei bis drei Tagen über das Verschwinden von Fieber und anderen Infektionsanzeichen hinaus verabreichen. Ein frühzeitiges Absetzen fördert die Bildung von Resistenzen der Bakterien gegen Antibiotika und birgt zudem die Gefahr des Wiederauftretens einer Entzündung oder Infektion.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 04/15 ab Seite 76.

Dr. Astrid Heinl-Zapf, Tierärztin

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