Langfristig muss sich einiges ändern, die neue Ernährung sollte gesund und nachhaltig sein – für alle. © Lisovskaya / iStock / Getty Images Plus

Welternährung | soziale Verantwortung

ERNÄHRUNG SOLLTE AUCH DEM ALLGEMEINWOHL DIENEN

Im Jahr 2050 sollen zehn Milliarden Menschen die Erde bevölkern. Wie sollen alle jeden Tag genug zu essen haben? Bereits heute sind mehr als drei Milliarden Menschen fehlernährt – sowohl unter- als auch überernährt. Forscher stellen jetzt eine neue Diät vor, die gesund und sozial verträglich sein soll.

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Die Bedeutung einer ausgewogenen, gesunden Ernährung für ein langes Leben ist bekannt und vielfältig belegt. Ungesunde Ernährung verursacht mehr Morbidität und Mortalität als Alkohol, Drogen, Tabak und ungeschützter Geschlechtsverkehr zusammen. Trotzdem sind weltweit rund 2,1 Milliarden Menschen übergewichtig oder adipös – während mehr als 820 Millionen hungern. Dieses Ungleichgewicht macht schon heute den Politikern zu schaffen: Die Produktion von Nahrungsmitteln verbraucht viele Ressourcen, wie lange reichen die Kapazitäten der Erde noch dafür aus? Düngemittel, Wasser- und Landverbrauch treiben den Klimawandel weiter voran – vor allem werden die Produktion von Fleisch und prozessierten Erzeugnissen damit in Zusammenhang gebracht. Eine Expertenkommission betont in ihrem Beitrag im Fachjournal „The Lancet“ die Notwendigkeit einiges zu ändern: Ernährungsgewohnheiten, Nahrungsmittelproduktion und Lebensmittelverschwendung. Dazu gaben sie konkrete Empfehlungen für eine Diät, die nicht nur gesund ist, sondern auch gut für die Umwelt ist.

Die empfohlenen Lebensmittel sind dabei sowohl in ausreichender Menge produzierbar als auch gesund. Es wird direkt ersichtlich, dass die Umsetzung dieser Diät einen krassen Wandel der hiesigen Ernährungsgewohnheiten mit sich bringen würde. So soll sich nicht nur die Ernährung (weltweit!) ändern, auch die Produktion und Verteilung von Lebensmitteln – zumindest, wenn es nach den Autoren ginge. Sie fordern dabei direkt die Unterstützung der Politik. Der Verbraucher weiß im Grunde über eine gesunde Ernährung Bescheid, nur setzt er sie nicht oder nur selten konsequent um. Es braucht also übergeordnete, regulatorische Maßnahmen wie zum Beispiel Werbeverbote, Aufklärungskampagnen und schließlich auch Preise, die die Produktionskosten und den Umweltverbrauch widerspiegeln, um den Verbraucher zu motivieren, sein Verhalten zu ändern. Natürlich braucht es, laut Studienautoren, auch nachhaltige Veränderungen in der Landwirtschaft. Mehr – auf jeden Fall. Aber unter Berücksichtigung lokaler Begebenheiten, mehr Unterschiedliches anbauen und von Monokulturen abrücken. Zudem sollten natürliche Ökosysteme geschützt und Zonen definiert werden, die als landwirtschaftliche Tabu-Zone gelten. So könne sich beispielsweise bei einer mindestens zehn-prozentigen Umweltzone in den Weltmeeren der Fischbestand wieder stabilisieren.

Letztlich muss auch die Lebensmittelverschwendung abnehmen, die in Entwicklungs- und Schwellenländern vor allem durch mangelnde Planung oder Transportinfrastruktur bedingt sei. Aber auch Industrieländer sind nicht besser, dort würde zu viel eingekauft oder genießbare Lebensmittel aus Unverständnis (Mindesthaltbarkeitsdatum) entsorgt.

Was fordern die Autoren konkret? Unter anderem:
- Reduktion des Fleisch- und Zuckerkonsums um mehr als die Hälfte,
- Aufnahme von Nüssen, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte mehr als verdoppeln,
- Weniger stärkehaltige Gemüsesorten,
- Verbraucher animieren, eher zu gesundem Essen zu greifen,
- Diversität in der Landwirtschaft fördern,
- Natürliche Ökosysteme fördern,
- Lebensmittelverschwendung halbieren.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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