Pure Erdnüsse oder reine Erdnussprodukte wie Erdnussbutter sind für Allergiker strengstens verboten. © Julia_Sudnitskaya / iStock / Getty Images Plus

Allergien | Prophylaxe

ERDNUSSALLERGIE DURCH IMMUNTHERAPIE „ENTSCHÄRFEN“

Menschen mit Erdnussallergie müssen immer auf der Hut sein, denn manchmal finden sich Erdnussspuren in Lebensmitteln, wo man es gar nicht erwartet hätte. Je nach Schwere der Allergie können schon diese Kleinstmengen ausreichen, um einen lebensbedrohlichen Zustand herbeizuführen. Anscheinend könnte eine orale Immuntherapie hier helfen.

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Eine US-amerikanische Studie widmete sich nun dieser Problematik. In den USA sind Erdnussallergien immerhin auch für die meisten allergischen Not- und Todesfälle verantwortlich – eines von 50 Kindern und Jugendlichen soll an einer Allergie leiden. Die meisten Betroffenen wären wahrscheinlich schon froh, wenn sie nicht bei jedem Snack auf einer Feier oder jedem Gericht in der Kantine Angst haben müssten, einen allergischen Anfall zu erleiden. Die Ergebnisse der randomisierten, placebokontrollierten Phase-3-Studie könnte diese Patienten hoffen lassen.

An dem PALISADE-Trial nahmen 66 amerikanische und europäische Zentren teil, somit konnten die Daten von insgesamt 551 Erdnuss-Allergikern im Alter zwischen 4 und 55 Jahren ausgewertet werden, 496 von ihnen waren unter 18. Voraussetzung war eine hohe Sensibilität auf Erdnüsse – eine Provokation mit 100 Milligramm (oder weniger) Erdnussprotein musste positiv ausfallen, das entspricht etwa einem Drittel der Menge, die in einer einzelnen Erdnuss enthalten ist.
Die Teilnehmer wurden daraufhin aufgeteilt, wobei ein Teil eine orale Immuntherapie mit einer steigenden Dosis Erdnussprotein bekam, der andere Teil Placebo. Unter ärztlicher Aufsicht erhielt die Verum-Gruppe zunächst 0,5 Milligramm, später 300 Milligramm Erdnussprotein konstant für sechs Monate. Nicht ganz risikolos: 14 Prozent erhielten mindestens einmal eine Adrenalininjektion, knapp zwölf Prozent brachen die Studie vorzeitig ab.

Doch am Ende stand der Erfolg. In der Gruppe der 4- bis 17-Jährigen waren rund 67 Prozent der Teilnehmer in der Lage, eine Dosis von 600 Milligramm Erdnussprotein, also zwei Nüsse, zu tolerieren (in der Placebo-Gruppe 4 Prozent). Auch eine Dosis von 1000 Milligramm tolerierten noch etwas über 50 Prozent der Teilnehmer (versus Placebo 2,4 Prozent). Auch wenn eine Immuntherapie nicht zum Verschwinden der Allergie führen kann, so können sich die Patienten jetzt doch sicherer im Alltag fühlen, wenn sie zum Beispiel einen Erdnuss-Esser küssen oder das Dressing für ihren Salat in der Kantine aussuchen – auf erdnusshaltige Lebensmittel muss natürlich trotzdem verzichtet werden.

Da zurzeit keine Therapieoptionen erhältlich sind, ist mit baldigem Zuwachs der Therapie auf dem (amerikanischen) Medikamentenmarkt zu rechnen. Abgeklärt werden muss aber noch die Dauer der Toleranz, gegebenenfalls müsste eine regelmäßige Immunisierung durchgeführt werden.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: Ärzteblatt

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