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Die Ausstellung im Museum umfasst Handnähmaschinen, elektrische Nähmaschinen und Kindernähmaschinen. © DIE PTA IN DER APOTHEKE

Schon mal da gewesen?

EISERNE MAMSELL

Erst mit Gräten, dann mit feinen Knochen, schließlich mit Nadeln: Genäht wird seit 20 000 Jahren. Wer die ersten Nähmaschinen erfand, erfährt man in einem kleinen Museum im schweizerischen Chur.

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Voll funktionsfähig Auf den Tischen liegen teils noch die historisch anmutenden Betriebsanleitungen, dazu Nadelkissen, Packungen mit Nähnadeln, eine angefangene Arbeit und eine Brille – zuweilen scheint es fast, als wären die Näherinnen gerade erst von ihrer Arbeit aufgestanden. Alte Plakate zieren die Wände des Ausstellungsraums und vermitteln ein authentisches Zeitgefühl einer vergangenen Ära. „Alle Maschinen in diesem Raum sind funktionsfähig“ erklärt Pittermann und legt wie zum Beweis den Schalter einer Maschine um. Sogleich erklingt ein sonores Summen.

Im eleganten Schwarz und hochglänzend steht das gute Stück am Kopfende in einer Reihe ihrer ganz auf Handbetrieb ausgelegten Artgenossinnen. Den Clou präsentiert der leidenschaftliche Sammler zum Schluss: Ein Modell fungiert quasi im Nebenjob – eingeklappt in seinem Tisch – als Schachbrett. Das Museum kann nach Vereinbarung besichtigt werden, auch größere Gruppen wie Schulklassen, Frauenvereine oder technisch Interessierte sind herzlich willkommen.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 03/18 auf Seite 136.

KONTAKT
Nähmaschinenmuseum Chur
Pulvermühlenstrasse 79
CH-7000 Chur

Das Museum mit den wuchtigen Exponaten befindet sich im Obergeschoss eines alten Gebäudes auf dem Gelände des Churer Tierparks. Hier, hinter einer massiven Holztür, befindet sich ein großer Raum, dessen Wände fast deckenhoch mit Regalen voller Nähmaschinen gefüllt sind. Die Ausstellung zeigt 120 Nähmaschinen verschiedener Marken und Herkunftsländer, von Bernd Pittermann ausgewählt aus seiner rund 300 historische Maschinen umfassenden Sammlung.

Im Erdgeschoss hat der 65-Jährige Modelle von Singer neben denen von Bernina, Phoenix und Loewe dicht an dicht in die Regale eines kleinen Lagerraums verfrachtet. Maschinen, die ihm über Landesgrenzen hinweg zugeschickt wurden, und um die er sich kümmern wird, damit sie wieder in Schuss kommen.

Wertvolle VielfaltDie Ausstellung im Museum umfasst Handnähmaschinen, elektrische Nähmaschinen und Kindernähmaschinen. Ein Highlight ist die seltene Maschine der Berliner Firma Loewe – geschätzter Wert 50 000 Euro. Auf den Regalen stehen die Nähmaschinen ohne Untertisch, im Raum selbst hingegen präsentiert Pittermann in sechs langen Reihen historische Modelle samt Untertischen. Die Holzecken sind abgenutzt und verschrammt, denn diese Maschinen haben allesamt viele Jahre so manches Kleidungsstück genäht und geflickt.

Bis 1830 wurde ausschließlich von Hand genäht – der Beruf des Schneiders war angesehen und wichtig. „Als Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Nähmaschinen aus den USA in Europa auftauchten, erhielten sie den Namen „Eiserne Mamsell“, berichtet Pittermann. „Zum Teil wurden sie gegen Entgelt auf Märkten einem staunenden Publikum vorgeführt“, fügt er hinzu, bevor er weiter durch die Reihen seiner Exponate schreitet.

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