© DIE PTA IN DER APOTHEKE
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Säuglinge und Kleinkinder

EINE HEISSE ANGELEGENHEIT

Kinder fiebern schneller und häufiger als Erwachsene. Schon geringe gesundheitliche Störungen aber auch schwerwiegende Krankheiten können ihre Körpertemperatur erhöhen.

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Fieber ist die Hauptursache für den Besuch beim Kinderarzt. Fieber ist aber keine eigenständige Krankheit, sondern ein wichtiges Symptom und damit ein Alarmzeichen, dem besondere Beachtung geschenkt werden sollte. Die erhöhte Körpertemperatur zeigt an, dass sich der Organismus mit einer Erkrankung auseinandersetzt.

Definition Fieber Von Fieber spricht man, wenn rektal Körperkerntemperaturen von über 38,5 Grad Celsius (°C) gemessen werden. Bei Werten zwischen 37,5 und 38,0 °C handelt es sich lediglich um eine erhöhte Temperatur. Hohes Fieber beginnt bei Temperaturen über 39 °C und kann wichtige Körperfunktionen stark beeinträchtigen. Ab 41°C liegt eine Hyperthermie vor, die für den Organismus gefährlich werden kann. Zu berücksichtigen sind tageszeitliche Schwankungen. Morgens ist die Temperatur meist um 0,5 °C niedriger als abends. Das tägliche Temperaturmaximum wird zwischen 17 und 18 Uhr erreicht.

Sinnvolle Reaktion Normalerweise wird die Körpertemperatur vom Wärmeregulationszentrum des Hypothalamus auf einen normalen Sollwert zwischen 36,6 und 38 °C reguliert. Dieser kann als Reaktion auf verschiedene innere und äußere Faktoren auf höhere Werte reguliert werden. Der Körper reagiert dann mit Muskelzittern beziehungsweise Schüttelfrost, um zusätzliche Wärme zu bilden. Da unter Temperaturerhöhung bestimmte Stoffwechsel- und Abwehrvorgänge schneller ablaufen, stellt Fieber eine wichtige Schutzreaktion des Organismus dar. Beim Fieberabfall gibt der Körper dann die Wärme wieder ab, indem sich die Blutgefäße weiten, die Hautdurchblutung steigt und vermehrt Schweiß gebildet wird. Lediglich Säuglinge und kleine Kinder schwitzen wenig oder gar nicht. Bei Neugeborenen und jungen Säuglingen kann der Schutzmechanismus auch komplett versagen. Sie können an schweren Infektionen leiden, ohne dass Fieber auftritt.

Vielfältige Ursachen Verschiedene infektiöse und nicht infektiöse Prozesse können die Körpertemperatur steigen lassen. Häufige Auslöser sind virale und bakterielle Erreger, die im Kindesalter vor allem zu Infektionen im Bereich der oberen Atemwege führen. Zudem zählt Fieber bei vielen klassischen Kinderkrankheiten zu den ersten Symptomen. Bei Säuglingen können Werte von 37,5 oder 38 °C Temperaturen gemessen werden, ohne dass ihr Abwehrsystem aktiviert wurde. Ihr überaus aktiver Stoffwechsel bedingt bereits erhöhte Temperaturen, da ihre Wärmeregulation noch nicht vollständig ausgebildet ist. Auch noch im Kleinkindalter kann wildes Herumtollen „Tobefieber“ auslösen. Ein nochmaliges Messen der Körpertemperatur nach etwa einer halben Stunde Ruhezeit kann dann klären, ob echtes Fieber vorliegt.

Kinderarzt konsultieren Es gibt keine feste Regel, ab welchem Alter, welcher Temperaturgrenze oder ab welchem Fiebertag ein Kind zur ärztlichen diagnostischen Abklärung geschickt werden sollte. Nicht nur der Zustand des Kindes ist hierfür ausschlaggebend. Auch sollte eine ärztliche Untersuchung um so eher erfolgen, je jünger das Kind ist. Somit sollten die Eltern insbesondere ganz kleine, aber auch ältere, schwer krank wirkende Kinder selbst ohne oder mit geringem Fieber dem Kinderarzt vorstellen. Kinder- und Jugendärzte empfehlen außerdem im Allgemeinen einen Arztkontakt in folgenden Fällen:

  • Fieber bei Säuglingen, insbesondere vor dem dritten Lebensmonat
  • sehr hohes Fieber
  • lang anhaltendes Fieber
  • nicht sinkendes Fieber trotz fiebersenkender Maßnahmen
  • weitere Krankheitszeichen weisen auf eine ernsthafte Erkrankung hin (z. B. Lethargie, auffallend lange oder tiefe Schläfrigkeit, Nackensteife, ungewöhnliche Hautfarbe, Hautausschlag, Berührungsempfindlichkeit, schrilles Schreien)
  • Säuglinge, die nicht trinken
  • Zeichen von Flüssigkeitsmangel, Durchfall, Erbrechen
  • Fieberkrämpfe

Die zuverlässigste Methode zum Feststellen der Körperkerntemperatur ist bei Kindern die rektale Messung.

Wann Fieber senken? Da Fieber die körpereigenen Abwehrmechanismen mobilisiert, ist eine Fiebersenkung nicht immer sinnvoll und der frühzeitige Einsatz antipyretischer Arzneimittel wird kontrovers diskutiert. Zu bedenken ist zudem, dass fiebersenkende Medikamente die Temperatur fallen lassen, ohne die eigentliche Krankheitsursache zu bekämpfen. Somit fühlen sich behandelte Kinder zwar schnell wieder besser. Allerdings kann dies zur Folge haben, dass sich das immer noch kranke Kind zu früh zu viel zumutet. Rückfälle oder auftretende Komplikationen sind so möglich.

Zudem kann es für den Arzt schwieriger werden, die Ursache für die erhöhte Körpertemperatur ausfindig zu machen, da das Fieber als diagnostischer Parameter fehlt. Kinder- und Jugendärzte raten in der Regel, leicht erhöhte Temperaturen noch nicht medikamentös zu senken. Erst bei Temperaturen deutlich über 39 °C befürworten sie Antipyretika, da das Kind dann durch das Fieber meist stark im Wohlbefinden beeinträchtigt ist (z. B. zunehmende Erschöpfung, schlechtes Trinkverhalten).

Einfache und komplizierte Fieberkrämpfe Fieberkrämpfe können im Säuglings- und Kleinkindesalter in Verbindung mit Körpertemperaturen ab 38,5 °C auftreten, ohne dass dafür Hinweise auf Infektionen oder andere Ursachen im Gehirn vorliegen. Vielmehr können Fieberkrämpfe grundsätzlich bei allen Erkrankungen, die mit Fieber einhergehen, ausgelöst werden. Etwa fünf Prozent aller Kinder, in der Regel im Alter zwischen sechs Monaten und fünf Jahren, erleiden mindestens einmal im Leben einen Fieberkrampf. Der eigentliche Anfall ist meist ungefährlich und nach wenigen Minuten vorbei (einfacher Fieberkrampf). In seltenen Fällen dauert der Anfall länger als 15 Minuten und muss medikamentös beendet werden (komplizierter Fieberkrampf).

Ein akuter Anfall wird bei Säuglingen ab sechs Monaten in der Regel mit rektal appliziertem Diazepam behandelt. Diazepam wird auch prophylaktisch verordnet, wenn ein hohes Wiederholungsrisiko besteht. Man geht heute jedoch davon ab, bei Neigung zu Fieberkrämpfen, frühzeitig fiebersenkende Medikamente zu verabreichen. Die weit verbreitete Vermutung, derartige Anfälle mit einer prophylaktischen Gabe von Antipyretika vermeiden zu können, konnte in Studien nicht aufrechterhalten werden. Hingegen sollte ein Kind nach einem Fieberkrampf immer ärztlich untersucht werden, um eine Hirnhautentzündung oder andere schwerwiegende Erkrankungen auszuschließen.

Fiebersenkende Maßnahmen Paracetamol- oder Ibuprofenhaltige Zubereitungen in altersgerechter Dosierung sind bei Kindern die Antipyretika der Wahl. Überdosierungen sind beim Paracetamol aufgrund seiner geringen therapeutischen Breite unbedingt zu vermeiden. Ibuprofen ist weniger toxisch und besitzt zudem eine antientzündliche Wirkkomponente. Acetylsalicylsäure darf bei fieberhaften Erkrankungen bei Kindern nicht ohne ärztlichen Rat zur Anwendung kommen, da diese Substanz in seltenen Fällen zum lebensgefährlichen Reye-Syndrom führen kann. Homöopathisch haben sich vor allem Aconitum napellus, Chamomilla recutita, Belladonna oder Ferrum phosphoricum bewährt. Natürlich helfen auch alt bewährte Hausmittel wie ein feuchter, lauwarmer Waschlappen auf der Stirn und lauwarme Wadenwickel (außer bei Schüttelfrost). In jedem Fall ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, damit der Körper nicht austrocknet.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 04/2020 ab Seite 122.

Gode Chlond, Apothekerin

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