Frau balanciert © MaleWitch / iStock / Thinkstock
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Chronische Übersäuerung

EIN SENSIBLER BALANCEAKT

Ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Säuren und Basen ist eine der Grundvoraussetzungen für den reibungslosen Ablauf unseres Stoffwechsels. Was stört dieses empfindliche Gleichgewicht und welche Folgen kann das für die Gesundheit haben?

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BESONDERHEIT KAFFEE

Kaffee ist ein wässriger Pflanzenauszug und weist daher sogar einen geringfügigen Basenüberschuss auf. Dies wird jedoch häufig falsch dargestellt, da die fördernde Wirkung des Kaffees auf die Magensäurebildung mit dessen Auswirkungen auf den Säure-Basen-Haushalt verwechselt wird. Die Säurebildung im Magen nach dem Genuss von Kaffee ändert jedoch nichts an der positiven Säure-Basen-Bilanz!

Chronische Übersäuerung erkennen Immer wieder fragen Kunden in der Apotheke nach Teststreifen, mit denen sie den pH-Wert des Urins messen können. Dies ist nicht sinnvoll. Der pH-Wert des Harns schwankt in Abhängigkeit von Tageszeit und Nahrung auch bei ausgeglichener Stoffwechsellage zwischen 5 und 8. Die Einnahme von Medikamenten oder bestimmte Krankheiten können ihn zusätzlich beeinflussen. Nur etwa ein Prozent der Säure wird zudem als freie Säure über den Harn ausgeschieden. Der größte Teil verlässt den Körper in Form von Ammoniumverbindungen, die von den Teststreifen gar nicht erfasst werden.

Das komplexe Geschehen der chronischen Übersäuerung, das alle Körperzellen, Gewebe und Organe betrifft, kann durch eine einfache Messung im Urin nicht dargestellt werden. Die Methode hat also keine Aussagekraft und Sie sollten Ihren Kunden davon abraten. Möglich ist im Prinzip eine Bestimmung der Netto-Säure- Ausscheidung im 24-Stunden- Sammelurin. Dabei werden für den Säure-Basen-Status wichtige Ausscheidungsprodukte analysiert. Je höher die Netto- Säure-Ausscheidung über die Niere ist, umso höher ist die Säurebelastung des Organismus. Auch die Bestimmung der Pufferkapazität von Harn und Blut ist möglich.

Um die des Harns zu bestimmen, wird zu fünf verschiedenen Zeitpunkten des Tages der pH-Wert und die Pufferkapazität des Harns bestimmt und interpretiert. Es lässt sich ein Säurequotient errechnen, der die Messzahl für die Säurebelastung des Körpers darstellt. Die Pufferkapazität der roten Blutkörperchen lässt sich aus dem Serum bestimmen. Sie gibt ebenfalls Hinweise auf den Grad der Übersäuerung. Diese Verfahren werden von Speziallabors durchgeführt und sind für den Patienten recht kostspielig. Wesentlich einfacher, preiswerter und vielleicht genauso aussagefähig ist die Anamnese über die Ernährungsgewohnheiten.

Beurteilung der Ernährung Um eine chronische Übersäuerung zu erkennen, können die individuellen Ernährungsgewohnheiten betrachtet werden. Dies ist auch in der Apotheke möglich. Fragen Sie Ihren Kunden im Beratungsgespräch nach seiner Ernährung. Lassen Sie ihn erzählen, was er in den letzten Tagen zu den Mahlzeiten und zwischendurch gegessen hat. Sie können ihn auch konkret fragen, wie viel Fleisch und Milchprodukte er üblicherweise isst oder Gemüse und Obst aufzählen lassen, das er in den letzten Tagen gegessen hat.

So stellt sich unter Umständen bereits im Gespräch heraus, ob sich Ihr Kunde überwiegend sauer oder basisch ernährt. Hersteller von Basenpräparaten bieten für die Beratung Nahrunsgmitteltabellen an, die anschaulich zeigen, welche Lebensmittel säurebildend oder basisch sind. Im Buchhandel gibt es auch Taschenbücher mit Lebensmitteltabellen. Auch die Erstellung eines Ernährungsprotokolls und die anschließende Auswertung können hilfreich sein.

Empfehlung von Basenpräparaten Wie bereits erwähnt, gibt es keine eindeutigen Symptome, die eine chronische Übersäuerung anzeigen. Die latente Azidose gilt auch nicht als primäre Erkrankung. Dennoch kann sie zu Störungen des Allgemeinbefindens und zu unspezifischen Beschwerden führen. Daher sollten Sie bei Kunden, die über Müdigkeit und Erschöpfung, Gelenk- und Muskelschmerzen oder Hautprobleme klagen, an eine chronische Übersäuerung denken. Fragen Sie nach den Ernährungsgewohnheiten und empfehlen Sie, die Ernährung auf basische Lebensmittel umzustellen und mit geeigneten Nahrungsergänzungen zu begleiten.

Zur raschen Entlastung des Stoffwechsels können Sie Basenpräparate empfehlen, die es in vielen verschiedenen Darreichungsformen gibt. Wie zum Beispiel als Tablette, Direkt- Stick, Granulat oder lösliches Pulver mit und ohne Geschmack. Granulate können in Speisen und Getränke eingerührt, lösliche Getränkepulver in Wasser aufgelöst werden. Auch reine basische Mineralstoffe ohne jegliche Zusätze, wie Basica Vital® pur, sind mittlerweile erhältlich. Ein Basenpräparat sollte mindestens zwei bis drei Monate lang regelmäßig eingenommen werden. Auch Kunden, die eine Diät oder eine Fastenkur planen, können Sie mit einem Basenpräparat als Zusatzempfehlung unterstützen.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/17 ab Seite 68.

Sabine Breuer Apothekerin/Redaktion

„Ein sensibler Balanceakt”

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