© Deutsches Tuberkulose-Archiv, Foto: Robert Ajtai.

Schon mal da gewesen?

EIN HISTORISCHER ORT

Das Deutsche Tuberkulose-Archiv und Museum wurde 1996 in Fulda gegründet und 2011 zur Erweiterung in das „Rohrbacher Schlösschen“ verlegt, einen anmutigen Bau im Park der Thoraxklinik des Universitätsklinikums Heidelberg.

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Der Roman „Der Zauberberg” von Thomas Mann und die Arien aus „La Bohème” sind allgemein bekannte Beispiele für den künstlerischen Umgang mit der Erkrankung Tuberkulose. Einen wissenschaftlichen Ansatz verfolgt dagegen das Deutsche Tuberkulose-Archiv und Museum im “Rohrbacher Schlösschen”. Es dokumentiert die großen wissenschaftlichen, sozialmedizinischen und ärztlichen Leistungen, die im Kampf gegen die früher noch weit verbreitete Infektionskrankheit errungen wurden.

Vielfältige Führung Die Museumsführungen setzen einen ersten Schwerpunkt bei Robert Koch, dem Entdecker des Tuberkulose-Erregers. Sein berühmter Vortrag vor der Berliner Physiologischen Gesellschaft im Jahr 1882 liegt im Original aus, ebenso Bilddokumente seiner Kulturen und Färbungen. Filmplakate, Siegelmarken und Medaillen spiegeln die Heroisierung seiner Person. Historische Lehrtafeln erklären die Infektionswege und Symptome der Tuberkulose. In Bildern und Grafiken werden die sozio-ökonomischen Aspekte der Erkrankung dargestellt – Wohnelend, Mangelernährung, Alkoholismus und Immunschwäche.

Röntgenbilder, CT-Aufnahmen und pathologisch-anatomische Präparate veranschaulichen verschiedene Formen der Lungentuberkulose. Moulagen – lebensecht wirkende Abformungen – und historische Fotografien zeigen die Vielfalt extrapulmonaler Tuberkulosen. Herausragend ist die Dauerleihgabe des Kurpfälzischen Museums Heidelberg, ein Wirbelsäulenskelett aus der Jungsteinzeit mit einem Gibbus (Buckelbildung), verursacht durch eine tuberkulöse Wirbelkaries.

Ausführlich werden die Behandlungsnormen der Heilstätten dargestellt, verschiedene Spucknäpfe, darunter der „Blaue Heinrich“, und eine „Stumme Schwester“, ein nur vom Arzt ablesbares Fieberthermometer, vermitteln das Heilstättenmilieu. Die Therapie wurde häufig durch chirurgische Maßnahmen ergänzt. Historische Geräte und Instrumente geben einen Eindruck von den Vorgehensweisen, Schautafeln erklären ihre Wirksamkeit. Eine Heilung der Tuberkulose wurde erst durch die Chemotherapie möglich, deren Entwicklung und Einsatz ab den 1940er Jahren detailliert dargestellt wird.

Breites Literaturangebot Die Bibliothek des Tuberkulose-Archivs enthält rund 7000 Monographien und Periodika, die sich mit der Tuberkulose und verwandten Wissensgebieten befassen. Zu Studienzwecken ist eine selbstständige Recherche vor Ort auf Antrag möglich. Das Museum präsentiert eine reichhaltige Sammlung zu den verschiedensten Aspekten der Tuberkulose. Der Besuch des Museums ist kostenfrei, allerdings nur im Rahmen einer Führung möglich.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 06/18 auf Seite 127.

KONTAKT
Deutsches Tuberkulose-Archiv und Museum
Röntgenstraße 1
69126 Heidelberg

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