Filmklappe © Fernando Gregory / 123rf.com
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Kino – Schon gesehen?

DURCHGEKNALLT

Das Psychodrama aus dem Jahr 1999 von James Mangold basiert auf der Autobiografie von Susanna Kaysen, die sich 18 Monate in einer psychiatrischen Klinik aufhielt. Im Film wird die Erkrankung Borderline thematisiert.

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Nordwesten der USA, 1967: Die 18-jährige Susanna Kaysen fühlt sich niedergeschlagen, unschlüssig und missverstanden. Ihre Mitschülerinnen bemühen sich gerade um einen Studienplatz, ihr Freund Tobias Jacobs (Jared Leto) befürchtet, im Vietnamkrieg eingesetzt zu werden. Sie begeht einen Suizidversuch, bei dem sie sich mit ASS-Tabletten und Wodka umzubringen versucht.

Weil ihr der Magen rechtzeitig ausgepumpt wird, überlebt sie die Einnahme der Überdosis und soll zunächst einmal im Clay Moore Hospital bleiben, obwohl sie beteuert, sie hätte sich nicht das Leben nehmen, sondern nur ihre Kopfschmerzen betäuben wollen. Ihre Diagnose lautet schließlich Borderline-Störung. Die Stationsschwester Valerie Owens (Whoopi Goldberg) nimmt Susanna auf, kümmert sich um sie und führt sie durch die Klinik.

Die Patientin lernt in der Anstalt andere psychisch kranke Frauen kennen. Mit Georgina (Clea DuVall), einer notorischen Lügnerin, teilt sie sich ihr Zimmer. Polly Clark (Elisabeth Moss) übergoss sich als Kind mit Benzin, zündete sich an und leidet bis heute unter ihrer Brandentstellung. Janet Webber (Angela Bettis) ist wegen ihrer Bulimie in Behandlung. Während sich die Frauen näher kommen, wird die Soziopathin Lisa Rowe (Angelina Jolie) nach einem Ausbruch mit Hilfe der Polizei zwangseingewiesen.

Als Lisa die neue Mitbewohnerin Susanna entdeckt, empfiehlt sie ihr, weder den Pflegern noch den Ärzten zu trauen. Sie verbarrikadiert sich im Zimmer von Georgina und Susanna und erkundigt sich bei Georgina nach ihrer ehemaligen Zimmerpartnerin und Freundin Jamie. Schließlich gelingt es Schwester Valerie, in das Zimmer zu gelangen und Lisa gewaltsam von den beiden Mädchen zu trennen. Im Nachhinein erfährt Susanna, dass sich Jamie in Lisas Abwesenheit mit einem Volleyballnetz erhängt habe.

Susanna freundet sich allmählich auch mit der rebellischen Lisa an. Eine weitere Patientin, die psychisch kranke Daisy Randone (Brittany Murphy), verfügt in der Klinik über keinerlei soziale Kontakte. Sie nimmt ihre Mahlzeiten im Speisesaal stets alleine auf, da sie der Meinung ist, dass sie gerne isoliert sei, wenn das Essen „hereinginge“. Hauptsächlich isst sie gebratene Hähnchen, die ihr Vater ihr regelmäßig liefert. Als Susanna Daisy besucht, mischt sich Lisa in das Gespräch ein. Sie tauscht heimlich mit Daisy Medikamente, welche beide nicht eingenommen haben.

Daisy darf eines Tages die Klinik verlassen und zieht in eine Wohnung, die ihr Vater für sie gemietet hat. In der Zwischenzeit erhält Susanna Besuch von Tobias, der sich nach Kanada absetzen möchte, um nicht nach Vietnam zu müssen. Er bietet Susanna an, sie mitzunehmen, doch sie lehnt ab, da sie bei ihren Freundinnen im Clay Moore Hospital bleiben möchte. Dennoch kommt es zu einem sexuellen Kontakt zwischen dem Paar.

Polly beobachtet die beiden und erleidet daraufhin einen Anfall, da sie aufgrund ihrer Brandverletzung befürchtet, niemals von einem Mann geküsst zu werden. Sie wird sediert und in ein Zimmer gesperrt. Lisa und Susanna setzen sich daraufhin verbotenerweise mit einer Gitarre vor den Raum und singen aufmunternde Lieder für sie. Als ein Stationsmitarbeiter die Patientinnen auf ihr Zimmer bringen möchte, sucht Susanna auch zu ihm sexuellen Kontakt. Daraufhin wird Lisa in eine andere Station verlegt, der Pfleger in den Männerbereich versetzt und Susanna erfährt von den Ärzten, dass die Diagnose Borderline bei ihr gefestigt sei, da sie als sexuell freizügig gilt. Sie solle sich endlich für oder gegen ihr Leben entscheiden, ob sie verrückt oder gesund sein möchte.

Susanna gibt sich uneinsichtig und wird daraufhin von Valerie in eine Badewanne mit kaltem Wasser gezerrt. Sie beschimpft währenddessen Schwester Valerie und die Umgangsformen in der Klinik. Als Lisa eines Abends Susanna besucht, um ihr zu erzählen, dass sie mit Elektroschocks therapiert worden sei, hecken die beiden einen Fluchtplan aus. Sie fahren per Anhalter zu Daisy.

Lisa provoziert Daisy an diesem Abend so sehr, dass diese sich in der Nacht erhängt. Während Susanna auf die Behörden wartet und sich wieder einweisen lässt, flieht Lisa. Nach einiger Zeit wird sie gefasst und ebenfalls ins Claymoore Hospital gebracht. Sie schürt unter den Patientinnen eine feindselige Stimmung gegen Susanna.

Susanna begreift schließlich, dass Lisa sie daran hindert, sich von ihrer psychischen Erkrankung zu erholen. Sie grenzt sich daher von ihr ab und schafft es, als gesund entlassen zu werden.

Grenzgänger Die Borderline-Störung ist sowohl im DSM-IV, dem Klassifikationssystem der American Psychiatric Association, als auch im ICD (Klassifikationssystem der WHO) aufgelistet. Im ICD-10 findet man die Erkrankung unter F60.31 als Unterpunkt der emotional instabilen Persönlichkeitsstörungen. Im DSM-IV hingegen gilt die Borderline-Persönlichkeitsstörung als tiefgreifendes Muster von Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie als Verhalten von deutlicher Impulsivität.

ÜBERBLICK
In unserer Serie „Kino – Schon gesehen?“ stellen wir Ihnen demnächst folgende verfilmte Krankheitsthemen vor:
+ Vertigo (Höhenangst)
+ Reine Nervensache (Panikattacken)

Die Bereiche der Gefühle, des Denkens und des Handelns weichen von der Normalität ab, was sich durch ein negatives und teilweise paradox wirkendes Verhalten in zwischenmenschlichen Beziehungen sowie durch ein gestörtes Verhältnis zu sich selbst äußert.

Extremes Krankheitsbild Der Verlauf der Störung variiert zwischen den verschiedenen Patienten. Ihre emotionale Balance ist unbeständig, gleichzeitig haben sie Probleme, ihre Gefühle zu erkennen und einzuordnen. Außerdem ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung geprägt von selbstverletzendem Verhalten sowie Impulsivität. Die Emotionen wechseln zwischen Angst, Wut, Panik oder Aggressionen. Zusätzlich empfinden viele Betroffene ein Gefühl innerer Leere.

Manche Patienten ritzen sich die Haut auf, drücken Zigaretten auf ihrem Körper aus oder fügen sich Verbrennungen mit dem Bügeleisen zu. Durch diese Handlungen versuchen sie, sich selbst zu spüren und ihre Gefühle zu kontrollieren. Die heftigen, selbstschädigenden Maßnahmen führen dazu, dass Außenstehende Borderliner als unberechenbar wahrnehmen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 10/14 ab Seite 148.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

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