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DREI GEFAHREN FÜR DIABETIKER

Wer an Diabetes erkrankt ist, der muss seinen Blutzuckerspiegel im Auge behalten. Kennen Sie die drei wichtigsten diabetischen Störungen, die unter Umständen lebensgefährlich sein können?

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Es wird immer wieder darauf hingewiesen, wie wichtig für Diabetiker eine gute Einstellung ihres Blutzuckerspiegels ist. Meist denkt man dabei an die möglichen Folgeerkrankungen, die man vermeiden möchte. Denn sie setzen die Lebensqualität und auch die Lebenserwartung herab. Gefürchtet sind hier neben den Nervenerkrankungen oder Neuropathien insbesondere die Gefäßkrankheiten oder Angiopathien, die in Niere, Auge, Koronar-Arterien, Zerebralgefäßen und Gefäßen der Extremitäten entstehen können.

Sie entwickeln sich im Laufe der Zeit und zwar umso schneller, je weniger gut der Stoffwechsel eingestellt ist. Vergessen wird manchmal, dass es auch immer noch akut lebensbedrohliche Zwischenfälle gibt. Dabei weicht der Blutzuckerwert zum Teil stark vom Normwert, der nüchtern zwischen 70 und 100 mg/dl liegt, ab. Die häufigsten Notfälle sind die Hypoglykämie, die Ketoazidose und die hyperglykämische Stoffwechselentgleisung.

Zu wenig Glucose im Blut Der bekannteste diabetische Notfall ist vermutlich die Unterzuckerung. Schon bei Werten unter 60 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) oder 3,3 Millimol pro Liter (mmol/l) spricht man von einer Hypoglykämie. Man unterscheidet dabei zwei Schweregrade. Bei der leichten Form kann der Betroffene noch selbst Gegenmaßnahmen ergreifen, die schwere Form bedarf fremder Hilfe. Die ersten Anzeichen sind vegetative Symptome, wie Herzrasen, Unruhe und Heißhunger. Meist tritt dies aber erst bei Werten unter 55 mg/dl auf.

Sinkt der Blutzucker weiter ab, kommt es zu Konzentrationsstörungen, bei sehr niedrigen Werten auch zu Krampfanfällen und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Tod. Typ 1- Diabetiker, deren Werte stark schwanken und die häufiger mal unterzuckert sind, verlieren mit der Zeit die Wahrnehmung dafür. Die vegetativen Symptome bleiben dann aus oder sind abgeschwächt, sodass die Hypoglykämie erst spät erkannt wird. Beim Typ 2-Diabetiker arbeiten die Betazellen noch und können gegensteuern, daher kommt es hier seltener zur Unterzuckerung.

Allerdings gibt es auch Arzneimittel, die die vegetativen Symptome unterdrücken – beispielsweise Betablocker. Eine Gruppe von oralen Antidiabetika, die Sulfonylharnstoffe, können selbst eine Hypoglykämie verursachen. Sie setzen Insulin unabhängig von der Höhe des Blutzuckerspiegels aus der Bauchspeicheldrüse frei. Bei einer versehentlichen Überdosierung, nach körperlichen Anstrengungen oder wenn Mahlzeiten ausgelassen werden, steigt das Risiko für ein zu starkes Absinken des Blutzuckers.

Leichten Hypoglykämien kann durch die Zufuhr schnell resorbierbarer Kohlenhydrate (20 g Traubenzucker, aber auch Apfelsaft) entgegengewirkt werden. Für schwerere Fälle haben viele Diabetiker einen Glucagon-Pen dabei, der im Notfall von einer anderen Person bedient werden kann. Glucagon ist der Gegenspieler des Insulins und mobilisiert die Glucose-Reserven aus dem Glycogen der Leber. Zu beachten ist, dass der Patient danach, beziehungsweise sobald er das Bewusstsein wieder erlangt hat, etwas Kohlenhydratreiches essen muss. Im Falle einer schweren Hypoglykämie muss der Notarzt gerufen werden.

Ketonkörper im Blut Der Typ 1-Diabetes wird häufig erst durch eine gefährliche Stoffwechselentgleisung erkannt: die Ketoazidose. Durch den absoluten Insulinmangel gelangt keine Glucose in die Zelle und der Körper baut stattdessen Fette ab. Dabei entstehen die Ketonkörper Aceton und Beta-Hydroxybutyrat, die sich im Blut anreichern und zur Übersäuerung führen. Auch beim Typ 2-Diabetiker kann sich eine Ketoazidose manifestieren, wenn ein ausgeprägter Insulinmangel vorliegt.

Sie entwickelt sich meist innerhalb von Stunden bis Tagen und macht eine rasche intensivmedizinische Behandlung notwendig. Typische Symptome sind zu Anfang Übelkeit, Erbrechen und diffuse Bauchschmerzen. Charakteristisch ist auch der Acetongeruch des Betroffenen. Sinkt der pH-Wert des Blutes weiter, fällt der Patient ins Koma. In der Klinik wird ein stark erhöhter Blutzucker von Werten über 250 mg/dl gemessen. Die Therapie beruht auf dem Spritzen von Insulin, einem Elektrolyt- und Flüssigkeitsausgleich sowie einer Bikarbonatgabe gegen die Übersäuerung.

Zu viel Glucose im Blut Bei einer schlechten Einstellung des Typ 2-Diabetikers, aber auch zu Beginn der Erkrankung, kann es zur hyperglykämischen Entgleisung kommen. Sie entwickelt sich im Gegensatz zur Ketoazidose meist über einen längeren Zeitraum. Die Blutzuckerwerte können über 600 mg/dl liegen. Osmotisch bedingt wird viel Wasser über die Nieren ausgeschieden und es kommt zu einer massiven Dehydratation.

Dabei können in kurzer Zeit bis zu 10 bis 15 Prozent des Körpergewichts an Wasser verloren gehen. Ketonkörper entstehen dabei nicht. Allerdings ist die Sterblichkeit wesentlich höher als bei der Ketoazidose. Typische Frühsymptome sind starker Durst und häufiges Wasserlassen sowie Gewichtsverlust. Es kann zu Nierenversagen und neurologischen Ausfällen bis hin zum Koma kommen. In der Klinik wird als erstes das Flüssigkeitsdefizit ausgeglichen. Außerdem muss der Patient neurologisch überwacht werden.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/18 auf Seite 110.

Sabine Breuer, Apothekerin/Chefredaktion

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