© DIE PTA IN DER APOTHEKE
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Drei Pflanzen

DREI FRÜHBLÜHER

Momentan blüht es überall. Aber es gibt Pflanzen, an denen sich schon in den Wintermonaten erste Blüten zeigen. Darunter finden sich viele Giftpflanzen, wie die Christrose, der Gemeine Seidelbast und der Gewöhnliche Schneeball.

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Aufgrund ihrer Toxizität kommen die drei Frühblüher nicht als Heilmittel zum Einsatz. Lediglich in homöopathischen Verdünnungen spielen sie eine medizinische Rolle. Die reifen Früchte des Gewöhnlichen Schneeballs können durch Einkochen oder Einfrieren genießbar gemacht und zu Marmeladen verarbeitet werden.

Anziehende Blütenpracht Bereits im Dezember öffnen sich die strahlend weißen Blüten der Christrose (Helleborus niger). Die immergrüne mehrjährige Pflanze aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) stammt ursprünglich aus Südostasien und hat sich nach der letzten Eiszeit in Europa ausgebreitet. Heute wächst sie in Süd- und Mitteleuropa in Höhenlagen bis zu 2000 Metern. Da sie humose, lehmige Böden im Halbschatten bevorzugt, findet man das unter Naturschutz stehende krautige Gewächs häufig in Wäldern und unter Sträuchern. Allerdings ist Helleborus niger auch eine beliebte Zierpflanze, die sich in den Gärten ganz Deutschlands großer Beliebtheit erfreut.

Man schätzt nicht nur ihre hübschen Blüten, sondern auch das immergrüne Blattwerk, weshalb sie gerne als Bodendecker angepflanzt wird. Wie der Gattungsname andeutet (griech. helein = töten und griech. bora = Speise), gehört Helleborus niger zu den Pflanzen, deren Verzehr tödlich sein kann. Die Giftwirkung ist auf kardiotoxische Bufadienolide (Hellebrin), Saponine (Helleborin), Ecdysone und Protoanemonin zurückzuführen, die in allen Pflanzenteilen enthalten sind. Im schwarzen Wurzelstock, auf den sich der Artname bezieht (lat. niger = schwarz), liegen die Giftstoffe in der höchsten Konzentration vor. Aus diesem treiben mehrere Blüten- und Blattstiele, die bis zu 30 Zentimeter hoch werden können. Die langgestielten, ledrigen und dunkelgrünen Blätter haben eine für Hahnenfußgewächse typische fußförmige Gestalt, die in vier bis neun Teile untergliedert ist.

Jedes einzelne Blatt ist lanzettförmig mit einem leicht gesägten Rand. Die schalenförmigen Blüten erinnern an Anemonen. Sie sind mit einem Durchmesser von bis zu zehn Zentimetern aber deutlich größer. Der frühen Blütenzeit im Winter gedenken zahlreiche Synonyme wie Schneeblume, Schneerose oder Eisblume. Die meist einzeln stehenden Blüten sind endständig und bestehen aus fünf weißen Blütenblättern und zahlreichen gelben Staubblättern. Teilweise sind die Blüten rot überlaufen, andere Zuchtformen können auch rot oder lilablühend sein. Die Blüten verändern während des Verblühens ihren Farbton. Erst verblassen sie, dann gehen sie ins Grünliche bis Rötliche über. Aus den Blütenhüllblättern bilden sich später Balgfrüchte mit zahlreichen Samen.

Vorsicht, giftig! Nur in homöopathischen Dosen lassen sich diese drei Giftpflanzen pharmazeutisch nutzen.

Bezaubernder Frühlingsbote Auch der Gemeine Seidelbast (Daphne mezereum) aus der Familie der Seidelbastgewächse (Thymelaeceae) steht unter Naturschutz. Er hat sein Verbreitungsgebiet in ganz Europa in Höhen bis zu 2500 Metern mit Ausnahme des äußersten Westens und Nordens. Der circa einen Meter hohe, wenig verzweigte aufrechte Strauch bevorzugt Laub- und Mischwälder, vor allem ist er ein typischer Buchenbegleiter. Das Gehölz wächst aber auch entlang von Waldrändern, Flüssen und Bächen. Als dekorativer Frühblüher verwandelt Daphne mezereum den Boden in einen hübschen Blütenteppich, weshalb er auch eine beliebte Zierpflanze in öffentlichen Parkanlagen und Gärten ist.

Die kräftig rosarot gefärbten Blüten erscheinen von März bis Mai noch vor dem Blattaustrieb und duften intensiv, was langrüsselige Insekten wie Schmetterlinge zur Bestäubung anlockt. Die lanzettlichen Blätter entwickeln sich erst nach der Blüte in den Achseln abgefallener, vorjähriger Blätter und stehen in dichten Quirlen am Ende der Zweige. Ihre Blattoberseite ist hellgrün, die Unterseite graugrün gefärbt. Die kelchförmigen Blüten sitzen direkt an den holzigen Stängeln meist in Zweier- bis Vierergruppen. Aus ihnen reifen von August bis November erbsengroße, leuchtend scharlachrote (selten gelbe) beerenartige Früchte mit einem schwarzen Samen heran. Doch Vorsicht! Alle Pflanzenteile – mit Ausnahme des Fruchtfleischs – sind toxisch, wobei sich die meisten Giftstoffe in der Rinde und in den Samen befinden.

Dabei handelt es sich in der Rinde vorwiegend um Daphnetoxin und in den Früchten vor allem um Mezerein. Beide Substanzen besitzen eine stark hautreizende Wirkung. Besonders gefährlich ist aber ihre orale Aufnahme. Erste Anzeichen einer Vergiftung wie Kratzen, Brennen und Schwellungen im Mund, Brechreiz oder blutige Durchfälle treten bereits bei Einnahme von vier bis fünf Früchten auf, als tödliche Dosis gelten für Kinder zehn bis zwölf Beeren. Der Artname mezereum macht auf die toxische Wirkung des Gemeinen Seidelbast aufmerksam. Er ist aus dem Persischen abgeleitet und soll tödlich bedeuten. Ebenso spielt das Synonym Kellerhals, das vom mittelhochdeutschen kellen stammt und quälen bedeutet, auf die reizende Eigenschaft an, die sich mit einem würgenden und brennenden Gefühl im Hals äußert. Auch der Wortteil bast (Teil der Rinde) im deutschen Namen soll auf die blasenverursachende Wirkung der Rinde deuten.

Prächtige Schneebälle Ebenso verströmen die kugeligen, weißen Bälle einiger Schneeball-Arten bereits im Frühjahr ihren intensiven Duft. Die Schneebälle (Viburnum) bilden mit circa 200 Arten eine sehr große Gattung innerhalb der Familie der Moschuskrautgewächse (Adoxaceae). In Mitteleuropa sind lediglich zwei Arten, Viburnum opulus und Viburnum lantana heimisch. Da aber auch andere Arten bei uns ideale Standortbedingungen antreffen, werden einige als dekorative Zierpflanzen kultiviert (z. B. Viburnum prunifolium, Amerikanischer Schneeball). Sehr häufig ist bei uns der Gewöhnliche Schneeball (Viburnum opulus) anzutreffen. Es ist ein sommergrüner Strauch, der Wuchshöhen von bis zu sechs Metern erreichen kann.

Da seine Zweige gut biegsam sind, wurden sie früher zum Flechten von Körben verwendet, worauf der Gattungsname Viburnum zurückzuführen ist, der sich von lat. viere = binden, flechten ableitet. Der Artname nimmt auf die Blattform Bezug, die den Blättern des Feldahorns gleicht, der von den Römern Opulus genannt wurde. Die gegenständig angeordneten, grob gezähnten Blätter weisen eine deutliche Nervatur auf und ihre Unterseite ist fein, die Oberseite drüsig behaart. Nach den Laubblättern erscheinen von Mai bis August endständig die Blüten in Form einer Doldentraube, die an kleine Schneebälle erinnert, worauf der deutsche Name verweist. Der Blütenstand umfasst zweierlei Blüten. Im Inneren finden sich die kleinen, glockenförmigen fertilen Blüten.

Der äußere Blütenkranz besteht aus sterilen Blüten ohne Staub- und Fruchtblätter. Diese dienen mit ihrem intensiven, angenehmen Duft den Insekten als Lockmittel. Von August bis November entwickeln sich daraus die beerenähnlichen, scharlachroten, kugeligen Steinfrüchte, die im unreifen Zustand giftige Glykoside und Viburnin enthalten. Ihr Genuss in großen Mengen kann Erbrechen und Durchfall auslösen. Von schwerwiegenden oder tödlichen Vergiftungen wird selten und auch nur in älterer Literatur berichtet. Ebenso scheinen die Blätter und Rinde nur leicht giftig zu sein. Das gleiche gilt für die Pflanzenteile des ebenfalls als giftig eingestuften Wolligen Schneeballs (Viburnum lantana), der im Süden Deutschlands und in den Mittelgebirgen wächst und dessen Blütezeit bereits im April ist.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 07/2020 ab Seite 98.

Gode Chlond, Apothekerin

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