Köln © Terroa / iStock / Getty Images
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Pharmazeutische Institutionen

DIMDI

Das Institut entwickelte sich von einem einfachen Datenbankanbieter zu einem hoch spezialisierten Informationsdienstleister für das Gesundheitswesen. Mittlerweile besteht es seit 49 Jahren, sein Standort ist in Köln.

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Das „Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI)“ stellt eine nachgeordnete Behörde des Bundesministeriums für Gesundheit dar. Seine Aufgaben bestehen darin, der fachlich interessierten Öffentlichkeit Informationen aus dem Gebiet der Medizin einfach und schnell zugänglich zu machen. Außerdem betreibt es datenbankgestützte Informationssysteme für Arzneimittel, Medizinprodukte und Versorgungsdaten sowie zur Bewertung gesundheitsrelevanter Verfahren. Das Institut arbeitet eng mit nationalen und internationalen Einrichtungen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder den EU-​Behörden zusammen.

Große Bandbreite Im DIMDI findet außerdem die Herausgabe der deutschen Version medizinischer Klassifikationen statt, darüber hinaus führt das Institut nationale Register unter anderem zu klinischen Studien sowie legalen Arzneimittel-Versandhändlern. Es stellt etwa 100 international bedeutsame Datenbanken aus den Bereichen Medizin, Gesundheitswesen, Pharmakologie, Pharmazie, Toxikologie, Gentechnologie, Biologie, Biochemie, Psychologie, Soziologie, Umweltforschung, Ernährungs- oder Agrarwissenschaften online zur Verfügung.

Zum Beispiel gibt es im Internet einen kostenlosen Zugriff auf die bekannte, medizinische Datenbank MEDLINE oder die ZEBET, die Datenbank für Alternativmethoden. Den Betrieb und den Zugriff auf die Informationssysteme und Datenbanken gewährleisten vom DIMDI entwickelte, moderne Software-Anwendungen, zusätzlich betreibt das Institut ein eigenes Rechenzentrum. In seiner Funktion als IT-Plattform unterstützt es zudem das gesamte Ressort des Bundesministeriums für Gesundheit und leitet ressortübergreifende IT-Projekte.

Verschiedene Klassifizierungssysteme Zu den medizinischen Klassifikations- und Nomenklatursystemen zählen das ICD-10, das ICF, das OPS, das ATC, das MeSH sowie das UMDNS. Die „Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD, englisch: International Statistical Classification of Deseases and Realted Health Problems)“ ist das wichtigste, weltweit anerkannte Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen, das von der WHO herausgegeben wird. Die aktuelle Version ist das ICD-10, allerdings wurde im Juni 2018 eine erste Version des ICD-11 publiziert, die voraussichtlich auf der Weltgesundheitsversammlung im Mai 2019 verabschiedet und 2022 in Kraft treten wird.

Die ICF ist die „Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (englisch: International Classification of Functioning, Disability and Health)“. Sie wurde erstmals im Jahr 2001 herausgegeben und beschreibt den funktionalen Gesundheitszustand, die vorliegende Behinderung, die soziale Beeinträchtigung sowie die relevanten Umweltfaktoren von Menschen. Der „Operationen- und Prozedurenschlüssel (OPS)“ ist die deutsche Modifikation der Internationalen Klassifikation der Prozeduren in der Medizin, während das „Anatomisch-Therapeutisch-Chemische Klassifikationssystem (ATC)“ eine 1976 von der European Pharmaceutical Market Research Association entwickelte und 1990 vom Collaborating Centre for Drug Statistics der WHO adaptierte und offiziell herausgegebene internationale Klassifikation für Arzneistoffe ist.

Das DIMDI erstellt auch die deutsche Übersetzung des „MeSH (Medical Subject Headings)“, ein Thesaurus zur Sacherschließung von Büchern und Zeitschriftenartikeln in Medizin und Biowissenschaften. Die deutschsprachige Version des „UMDNS (Universal Medical Device Nomenclature System)“, ein codiertes Klassifikationssystem für Medizinprodukte, wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit vom DIMDI herausgegeben.

Geschichte Das DIMDI wurde am 1. September 1969 als nicht-rechtsfähige Bundesanstalt gegründet, um medizinische Informationen zu sammeln und für Interessenten zur Verfügung zu stellen. Zum damaligen Zeitpunkt steckte die Informations- und Kommunikationstechnologie noch in den Kinderschuhen und die Informationsversorgung durch elektronische Medien war lediglich eine Zukunftsvorstellung. Das DIMDI galt lange als Vorreiter unter den Datenbankanbietern, stellte in den ersten 20 Jahren Informationsquellen für den Geschäftsbereich des Gesundheitsministeriums und die medizinische Fachöffentlichkeit bereit, erschloss die Inhalte deutscher medizinischer Fachzeitschriften mithilfe von Schlagworten und führte Auftragsrecherchen durch.

Im Jahre 1970 entstand die erste Datenbank Medline. Den Schritt ins Internet machte das DIMDI 1993 mit seinem Telnet-Zugang, ein Jahr später erschienen die ersten statischen Internetseiten, welche den Weg zum heutigen Informationsangebot im World Wide Web bereiteten. Seit 1993 beziehungsweise 1994 gibt das DIMDI die medizinischen Klassifikationen ICD und OPS im jährlichen Rhythmus heraus, seit 1995 betreibt es das Arzneimittel-Informationssystem (AMIS) der deutschen Zulassungsbehörden. Im Jahr 2000 erhielt es den gesetzlichen Auftrag zur Bewertung von gesundheitsrelevanten Verfahren – Health Technology Assessment (HTA). Das DIMDI bietet beispielsweise mit dem Versandapothekenregister nicht mehr Informationen, die lediglich für Fachkreise bestimmt sind, sondern die auch zunehmend der breiteren Öffentlichkeit dienen.

Aufbau des DIMDI Das Institut wird von einem Direktor geleitet, der verantwortlich und repräsentativ tätig ist. Ihm sind die drei Abteilungen „Abteilung D (Datenverarbeitung und Informationssysteme)“, „Abteilung M (Medizinische Information)“ sowie „Abteilung V (Verwaltung)“ untergeordnet. Innerhalb der einzelnen Bereiche finden die inhaltliche Bearbeitung, die technische Umsetzung sowie die Organisation des Instituts statt. Am 18. August 2006 wurde Dr. Dietrich Kaiser in das Amt des Direktors eingeführt, zuvor leitete er das Institut bereits als kommissarischer Direktor. Seit 1986 war der IT-Experte in der Abteilung Datenverarbeitung und Informationssysteme tätig, deren Leitung er im Jahre 2001 übernahm. 1999 wurde er bereits Gruppenleiter für die Software-Entwicklung.

Aktuelles Seit dem 1. Juli 2018 wird im DIMDI auch das neue Samenspenderregister Deutschlands geführt. Darin werden Daten über Samenspender und Empfängerinnen von Samenspenden dokumentiert. Kinder können ab dem 16. Lebensjahr Auskunft über ihre Abstammung erhalten, der Spender wird über diese Kommunikation informiert.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 11/18 ab Seite 114.

Martina Görz, PTA, Psychologin und Fachjournalistin

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