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Brauchtum

DIE SAGE VOM ALTEN HUFSCHMIED

Der Kürbis gehört zu Halloween wie der Osterhase zu Ostern. Doch was hat es eigentlich auf sich mit diesem Brauch, eine Arzneipflanze auszuhöhlen und eine grässliche Fratze in die Außenhaut zu schneiden?

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Halloween, das Wort ist ein Zusammenzug von „All Hallows‘ Eve“, der Abend vor Allerheiligen. Der 1. November war einst von Papst Gregor III. zum Generalfeiertag für sämtliche Heilige und Märtyrer der katholischen Kirche bestimmt worden. Einen Tag vorher, am 31. Oktober, beging das Keltentum das Samhain-Fest. Darin feierte man das Sommerende, den Einzug des Viehs in die Ställe und der Sage nach auch die Rückkehr der toten Seelen in ihre Heimstätten.

Die Forschung verneint heute eher einen Zusammenhang mit Halloween, doch hat das Christentum von jeher einen geschmeidigen Übergang von traditionellen alten Bräuchen hin zu kirchlichen Feiertagen gepflegt. Das war bei unserem Weihnachtsfest so – die römischen Saturnalien lagen ebenfalls um den 24. Dezember und wurden „umgewidmet“ – und auch das Osterfest geht auf die heidnische Göttin Ostera zurück. Spuren der keltischen Geschichte sind auch im Begriff „Walpurgisnacht“ zu finden, der Nacht, in der die Hexen tanzen; dies geht auf das Frühlingsfest Beltane um den 1. Mai zurück.

Legende aus Irland Was hat nun ein Kürbis mit einem Totenfest zu tun? Dazu bemühte man eine alte Legende aus Irland. Der Hufschmied Jack lebte einst auf der grünen Insel und war ein arger Trunkenbold, der gotteslästerlich lebte und um einen saftigen Fluch nie verlegen war. Als er wieder einmal im Pub vor seinem Starkbier saß, stand plötzlich der Teufel neben ihm, um ihn zu holen. Jack wollte natürlich nicht ins ewige Fegefeuer wandern und bat den Teufel, der anscheinend in Bierlaune war, ihm einen letzten Drink zu spendieren.

Leider hatte der Beelzebub kein Geld dabei. Er verwandelte sich daher in einen Sixpence und damit in jene Münze, die zu dieser Zeit ein Bier kostete. Jack griff flugs nach dem Geldstück, stopfte es in seine Börse, in der auch ein silberner Kreuzanhänger steckte. Und da mochte der Teufel noch so zetern – das Kreuz hielt ihn fest und machte eine Mitnahme des Hufschmieds in die Hölle unmöglich. Ein paar Jahre später, der Teufel war wieder frei, fragte Jack nach einem letzten Apfel.

Warum der Teufel auf einen Apfelbaum kletterte, da er ja schon vorher schlechte Erfahrungen mit Jacks letzten Wünschen gemacht hatte, ist nicht mehr zu eruieren. Jedenfalls schnitzte Hufschmied Jack flugs ein Kreuz in die Rinde des Baumes, der Teufel saß wieder einmal fest. Jack half ihm erst wieder herunter, als dieser ihm versprach, ihn für alle Ewigkeit in Ruhe zu lassen und niemals zu sich ins Höllenfeuer zu holen.

Wussten Sie, dass
+ sich ein Kürbis bei trockener und frostfreier Lagerung mindestens drei Monate hält?
+ es rund 800 Kürbissorten gibt, aber nur fünf davon kultiviert werden?
+ der größte Kürbis der Welt 1190 Kilogramm wog?
+ es eine Kürbissorte gibt, die „Jack O’Lantern“ heißt?
+ der Kürbis „Spinning Goard“ nur 2,5 cm lang ist und damit die kleinste Sorte darstellt?
+ die Zucchini ebenfalls aus der Familie der Kürbisse stammt?
+ auch der dickschaligste Kürbis sich ganz leicht schälen lässt, wenn man ihn bei 150 Grad eine halbe Stunde in den Backofen stellt?
+ die Amerikaner verschiedene Namen für den Kürbis haben: Squash bezeichnet diejenigen die roh gegessen werden, Pumpkin die man kochen muss.

Der Teufel will ihn nicht Der Hufschmied wurde steinalt und trotz vieler krummer Touren auch steinreich. Als seine Zeit gekommen war, wiesen ihn die himmlischen Heerscharen sogleich ab – für einen verderbten Menschen wie ihn war beim lieben Gott kein Platz. Als Jack herunter in das finstere Reich des Teufels wanderte, stellte sich heraus, dass er auch dort nicht bleiben konnte: Er selbst hatte dem Gehörnten ja das Versprechen abgenommen, dass er ihn niemals aufnehmen würde.

Schaurig muss das Gelächter gewesen sein, das durch die dunklen Flure hallte. Jack war nun sozusagen heimatlos. Für die Menschen im Mittelalter war es eine schlimme Vorstellung, dass eine Seele keine Aufnahme fand: nirgends ein Ort, an dem sie sich ausruhen konnte! Jack, der nun den Nachnamen O’Lantern erhielt, war dazu verdammt, auf ewig ein Plätzchen zu suchen, an dem er sich niederlassen konnte, mit null Aussicht auf Erfolg.

Der betrübte Mann rührte selbst den Teufel und er schenkte ihm eine Rübe und ein niemals verlöschendes Stück Kohle aus dem Fegefeuer. Jack höhlte die Rübe aus, schnitt ein paar Fenster hinein; mithilfe der Kohle konnte er wenigstens sehen, wohin sein Schritt ihn führte: in die dauernde, eisekalte Finsternis.

Kürbis wird zur Laterne Diese irische Volkssage hielt sich über Jahrhunderte. Während der großen Hungersnot um 1850 (die sogenannte Kartoffelfäule entvölkerte ganze Landstriche) mussten viele Iren auswandern; bevorzugtes Auswanderungsland war Amerika. Sie nahmen ihre alten Bräuche mit; und so wurde auch vor den Haustüren der neuen Heimat in der Nacht vor Allerheiligen die Laterne des alten Jack angezündet. Bloß Rüben gab es nicht genug, dafür jede Menge Kürbisse.

Am Brauch, mit der beleuchteten Fratze des Kürbisgesichtes böse Geister fernzuhalten, wurde von den irischen Auswanderern festgehalten; in den USA entstand ein eher fröhliches als schauriges Fest, an dem gruselig verkleidete Kinder durch die Straßen zogen und an den Haustüren klingelten, um „trick or treat“ zu fordern – „Gib Süßes, sonst bekommst du Saures“. Nach und nach schwappte Halloween auch nach Deutschland über, dessen Charakter des harmlosen Vergnügens sich teilweise zu ändern beginnt.

Mittlerweile gibt es durchaus Menschen, die ihre Haustür fest verrammeln, wenn der 31. Oktober bevorsteht. Denn das aus einer alten Legende entstandene Fest ist zur Unruhenacht geworden, in der es auch einmal zu Vandalismus kommen kann und die Polizei häufiger ausrückt als sonst. Die evangelische Kirche hat zudem ihren eigenen Feiertag, der auf dem 31. Oktober fällt: den Reformationstag. Vor genau 500 Jahren hat in diesem Jahr Martin Luther seine 95 Thesen an die Kirchentür zu Wittenberg genagelt, was den Deutschen 2017 einen zusätzlichen allgemeinen Feiertag beschert.

Halloween
… bezeichnet den Abend vor Allerheiligen, den 31. Oktober also. Nach einem alten Volksglauben sollen die Seelen der Verstorbenen bis zu diesem Tag auf der Erde herumgeistern, um eine Bleibe zu finden. Die Menschen versteckten sich bereits im Mittelalter hinter Masken und Verkleidungen, damit die Toten sie nicht fänden. Im Zusammenhang damit steht die Legende vom irischen Hufschmied Jack O’Lantern, der einst den Teufel betrog und seitdem mit seiner Laterne einen Ort sucht, an dem er sich niederlassen kann.

Arzneiwirkung des Kürbis Und was hat nun der Kürbis damit zu tun? Die als Ersatz für eine Rübe herhaltende Herbstfrucht hat segensreiche Eigenschaften für Männer, die an gutartiger Prostatavergrößerung leiden. Auch Frauen stärken aufgrund der enthaltenen Phytosterole ihre Blasenfunktion. Wer keine Kapseln schlucken mag, der kann ihn auch essen! Hier ein einfaches Rezept mit hervorragenden Kombinationsmöglichkeiten: 500 Gramm Hokkaido-Kürbis in Würfel schneiden, ebenso eine geschälte Kartoffel und eine Lauchstange.

Mit einem Liter Gemüsebrühe aufgießen und durchgaren lassen. Danach mit dem Passierstab pürieren. Nun wird verfeinert: Nach der Zugabe von 100 Gramm Sahne kann man Shrimps oder Krabben hineintun. Wer keinen Fisch mag, kann auch ausgelassene Speckwürfel nehmen. Und als Variante für Vegetarier: einen Klecks halb geschlagene Sahne auf die Suppe setzen und mit frisch geschnittenem Schnittlauch überstreuen.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 10/17 auf Seite 70.

Alexandra Regner, PTA/Redaktion

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