© DIE PTA IN DER APOTHEKE

Tatort Apotheke

DIE PTA ERMITTELT

Doxycyclin bildet mit mehrwertigen Kationen, wie Kalzium und Magnesium, aber auch Eisen, schwerlösliche Chelatkomplexe.

Einnahmeabstände von zwei Stunden sollten eingehalten werden.

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Stark hustend betritt die Stammkundin Elisabeth Großmann die Apotheke. Sie reicht der PTA ein Rezept über Doxycyclin mit Ambroxol. „Da hat es Sie aber erwischt“, begrüßt sie die PTA. Die Kundin berichtet über einen starken Husten seit ein paar Tagen. Nun sei sie doch zum Arzt gegangen und müsse ein Antibiotikum gegen die Bronchitis einnehmen. „Ich hoffe, es verträgt sich mit meinen anderen Medikamenten. Können Sie bitte einmal nachschauen und mir die Einnahme erklären, in der Praxis ging alles so schnell?“ Die Medikamente von Frau Großmann sind auf der Kundenkarte gespeichert und so lässt die PTA rasch einen Interaktionscheck drüber laufen. Frau Großmann ist Osteoporose-Patientin mit einer Laktose-Intoleranz und nimmt deshalb ein Kalzium- Vitamin D-Präparat, um die geringe Kalzium-Zufuhr auszugleichen. Der Computer zeigt eine Wechselwirkung zwischen Kalzium und dem Doxycyclin an.

Pharmakologischer Hintergrund Doxycyclin ist ein Standardantibiotikum bei Bronchitis. Da es die Speiseröhre reizen kann, sollte es mit einem großen Glas Wasser in aufrechter Haltung geschluckt werden. Die gleichzeitige Einnahme zusammen mit polyvalenten, also mehrwertigen Kationen, zum Beispiel Eisen, Kalzium, Magnesium oder Aluminium kann die Bildung von Chelatkomplexen hervorrufen. Nach derzeitigem Kenntnisstand gibt es diese Interaktion nicht mit Zink. Die Kationen sind zum Teil in Nahrungsmitteln enthalten – wie Kalzium in Milchprodukten – aber eben auch in Nahrungsergänzungsmitteln. Die Chelatkomplexe werden nur schwer im Darm resorbiert und führen zu erniedrigten Wirkspiegeln des Antibiotikums.

Die Interaktion kann leicht umgangen werden, wenn ein Einnahmeabstand von mindestens zwei Stunden zwischen Antibiotikum und Nahrungsergänzungsmittel eingehalten wird. Zurück zum Fall Die PTA händigt Frau Großmann das Antibiotikum aus und erklärt ihr die mögliche Wechselwirkung des Antibiotikums mit dem Kalzium-Präparat. „Da Sie das Antibiotikum nur einmal pro Tag morgens zum Frühstück einnehmen sollen, rate ich Ihnen das Kalzium- Präparat abends zu schlucken, das können Sie sich leicht merken und Sie halten den Abstand von mindestens zwei Stunden ein. Weil Sie wegen der Laktoseintoleranz sowieso keine Milchprodukte essen, gibt es für Sie morgens kein Problem, sodass Sie das Antibiotikum ruhig zum Frühstück anwenden können.

Initial nehmen Sie heute Morgen direkt wie vom Arzt verordnet zwei Tabletten und dann jeden Morgen eine Tablette über sieben Tage. Achten Sie bei der Einnahme in aufrechter Körperhaltung darauf, ein großes Glas Wasser dazu zu trinken. Neben dem Antibiotikum ist in den Tabletten noch ein Schleimlöser enthalten, der dann über den Tag das Abhusten erleichtert.“ „Gut, dass ich Sie gefragt habe, jetzt möchte ich noch etwas wissen. Meine Tochter hat mir Zinkbrausetabletten gegeben, sie sollen mein Immunsystem stärken. Die darf ich wahrscheinlich auch nicht dazu nehmen, oder?“, so die Frage von Frau Großmann. „Gut, dass Sie mich danach fragen. Tatsächlich scheint Zink da keine Probleme zu machen. Um auf Nummer Sicher zu gehen, würde ich sie jedoch auch nicht direkt zusammen mit dem Antibiotikum anwenden, sondern ebenfalls mittags oder abends. Da können Sie nichts falsch machen.“

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 12/16 auf Seite 30.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

×