Quitten können geerntet werden, wenn sich die Früchte von grün nach gelb verfärben. © Syaber / iStock / Getty Images Plus

Quitte

DIE HEILIGE FRUCHT DER APHRODITE

Die Quitte gehört zu den ältesten Obstsorten der Welt. Doch es ist ruhig um sie geworden in den letzten Jahren. Zu Unrecht, denn die gelbe Frucht ist ein Tausendsassa, vielseitig verwendbar und ihre Bäume äußerst pflegeleicht.

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Die Quitte ist ursprünglich im östlichen Kaukasus und im Transkaukasus zuhause und hat eine Anbaugeschichte, die 6000 Jahre zurückreicht. Heute findet man sie auf der ganzen Welt, in Deutschland allerdings eher selten, höchstens in Hausgärten.

Das Wort Quitte stammt aus dem lateinischen „Mela cydonia“. Übersetzt heißt es so viel wie „Apfel aus Kydon“, was wiederum auf die griechische Insel Kreta anspielt, denn Kydon ist der alte Name für Kreta. Die Quitte ist die einzige Pflanzenart der Gattung Cydonia und gehört zur Untertribus der Kernbostgewächse innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Dort ist sie am nächsten verwandt mit der Gattung der Scheinquitte (Chaenomeles). Die Quitte ist ein kleiner Baum oder ein laubabwerfender Strauch mit einer Wuchshöhe von vier bis acht Metern und hat eine Lebenszeit von bis zu 50 Jahren. Die ganzrandigen Blätter werden bis zu zehn Zentimeter lang und 7,5 Zentimeter breit und sind länglich eiförmig mit rundlich-herzförmiger Basis. Junge Blätter weisen eine beidseitige dichte Behaarung auf. Sind die Blätter bereits voll ausgebildet, ist die Oberseite kahl und nur noch die Unterseite behaart.

Die duftenden Blüten sind zur Hälfte rosa und zur Hälfte weiß. Eine Quitte liebt warme, mittelschwere, humus- und nährstoffreiche Böden mit genügend Feuchtigkeit und ausreichender Durchlüftung. Ist der Boden kalt und nass fühlt sie sich nicht sonderlich wohl. Sinkt das Thermometer unter -25° C, entstehen Schäden an der Fruchtknospe. „Zu starke Frostlagen verträgt die Quitte nicht“, erklärt Beltz. Der Boden sollte leicht feucht, aber nicht nass sein. Und: Nicht jede Sorte kommt mit allzu kalkhaltiger Erde zurecht. Die Quitte ist das ganze Jahr lang ein schöner Begleiter. Während im Frühling die großen rosa-weißen-Blüten optisch einiges hermachen, ist es im Herbst mehr der aromatische Duft der goldgelben Früchte, der Freude bereitet. Wer den Baum stutzen möchte, kann dies im März oder Anfang April tun. „Meist ist gar kein Schnitt nötig, da die Pflanzen von Natur aus recht locker wachsen“, erläutert Beltz.

Wenn die Quitten reif sind, ist die Erntezeit eigentlich schon fast vorbei: Die gelben, filzig behaarten Früchte gehören zu den letzten der Saison. Sie können geerntet werden, wenn sich die Früchte von grün nach gelb verfärben. Je nach Sorte ist das zwischen Mitte und Ende Oktober der Fall. Doch nur selten erfüllt der süße Quittenduft heute noch die Gärten: „Äpfel und Birnen, aber auch Kirschen und Pflaumen sind wesentlich beliebter“, sagt Oliver Fink vom Verband der GartenBaumschulen in Haan (NRW).

Dabei spricht einiges für einen Quittenbaum im Garten. Durch ihren markanten, eher strauchartigen Wuchs bleiben die Bäume eher klein – perfekt für ebenso kleine Gärten, die immer gängiger werden. Doch rückt sie hinter Apfel und Birne in Vergessenheit, weil man sie nicht so einfach roh genießen kann. Der Feuerbranderreger spielt ebenfalls eine große Rolle beim Rückgang der Beliebtheit. Dieser Erreger tritt vermehrt auf, kann den ganzen Baum befallen und letztlich zum Absterben führen.

Widerstandsfähiger als Apfel und Birne
Der Quittenbaum ist sehr robust gegenüber Krankheiten und Schädlingen. „Quitten sind bedeutend widerstandsfähiger als die eng mit ihnen verwandten Äpfel und Birnen“, sagt Heinrich Beltz von der Niedersächsischen Gartenakademie. Blattflecken treten vermehrt in feuchten Lagen und feuchten Sommern auf. Dies kann zu Blattverlusten führen. Der Experte weiß, dass man dagegen leider nur sehr wenig unternehmen kann: „Wenn möglich, sollte man das kranke Laub entfernen und über der Biotonne entsorgen, damit im Folgejahr weniger Infektionspotenzial da ist“. Dennoch rät der Fachmann, auf Fungizide im Hausgarten zu verzichten.

Bereits kurz nachdem die reifen Quitten geerntet wurden, beginnt die Pflanzzeit für neue Bäume, die von Oktober bis März wurzelnackt verkauft werden, solange der Boden nicht gefroren ist. Topfpflanzen hingegen können das ganze Jahr gesetzt werden. Wichtig ist dabei nur, dass die Temperaturen unter 30 Grad liegen. „Bei zu viel Hitze und Trockenheit bekommen die Bäume gelbe Blätter und können eingehen“, erklärt Fink.

Im alten Griechenland wurde der Tausendsassa bereits als Nahrungs-, Genuss- und Heilmittel geschätzt. „Die Quitte war im alten Griechenland die heilige Frucht der Aphrodite und stand für Fruchtbarkeit und ein langes Leben. Die Römer sollen bei der Besetzung von Kreta die Quitten mit ins Römische Reich genommen und so zum großflächigen Anbau beigetragen haben“, berichtet Thea Carlin, Chefgärtnerin der Königlichen Gartenakademie in Berlin.

Man unterscheidet Quitten anhand der Fruchtform in Apfel- und Birnenquitten. Geschmacklich macht es kaum einen Unterschied. Die wohl bekanntesten und ältesten Sorten sind für die Chefgärtnerin die portugiesischen Apfel- und Birnenquitten. „Sie werden schon im Jahr 1611 in einem englischen Katalog erwähnt“.

Wir haben ja bereits erfahren, dass man die gelben Goldstücke nicht roh genießen kann. Gründe hierfür sind neben den bitteren Gerbstoffen das harte Fruchtfleisch. Und dennoch macht sie nicht nur äußerlich eine gute Figur, sondern glänzt zudem auch noch mit ihren inneren Werten: Jede Menge Vitamin C, Zink, Eisen und Kalium machen die Frucht zu einem Gesundheitsbooster.

Frucht mit Großer Heilkraft
Aus der Quitte lässt sich neben Mus, Gelee, Soßen, Chutney, Brot, Kompott und Kuchen auch Likör herstellen. Neben diesem breiten Repertoire besitzt sie zudem eine große Heilkraft. Denn sie verstärkt die Verdauung, hilft gegen Erkältungen und lindert Entzündungen der Haut. Vor allem der Samen steht hier im Vordergrund des Interesses. Die Samen und auch die Blätter der Quitte kann man zu einem Tee verarbeiten. Wichtig ist dabei, dass der Samen unzerkleinert verwendet werden muss, da er im Inneren giftige Blausäure enthält. Bei der Zubereitung eines Tees einfach ein bis zwei Teelöffel unzerkleinerte Samen mit einer Tasse kochendem Wasser fünf Minuten ziehen lassen, anschließend abseihen. Ein solcher Tee soll gegen Verdauungsbeschwerden, Unruhe und Schlaflosigkeit helfen. Die Früchte der Quitte finden als Mus bei Verdauungsschwäche und gegen Erkältungen Einsatz. Außerdem kann man die Frucht kleinschneiden und in Honig einlegen. Dann wird sie volkstümlich bei Husten eingesetzt oder allgemein zur Stärkung des Immunsystems. Wer denkt, die Palette an heilenden Einsatzgebieten wäre schon beendet, der irrt. Aus dem frischen Saft der Früchte kann man beispielsweise eine Tinktur herstellen, die blutbildend sein soll. Nimmt man sich die Quittenkerne und kocht sie so lange, bis sie einen Schleim ergeben, kann man den entstandenen Schleim bei Hautentzündungen und schlecht heilenden Wunden anwenden.

Rezept Quittengelee
Die Quitte ist also ein richtiger Allrounder. Zu guter Letzt fehlt jetzt eigentlich nur noch ein schönes Rezept, beispielsweise für Quittengelee. Hierfür einfach rund 1,5 Kilogramm Quitten zunächst abreiben, dann das Kernhaus entfernen, grob zerkleinern und die Stücke in einem Topf mit reichlich Wasser bedecken und weichkochen. Anschließend 24 Stunden kühl stellen und durchziehen lassen. Nach Ablauf der Zeit erneut aufkochen und vorsichtig abseien. Letztlich sollte die Flüssigkeit klar sein. Den daraus entstandenen Saft wiegen und im Verhältnis 2:1 mit Gelierzucker einkochen.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: dpa
    www.dlr.rlp.de
    www.lwg.bayern.de
    www.heilkraeuter.de

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