Luftaufnahme von drei runden Klärbecken: Zwei enthalten klares Wasser, eines ist grün überwachsen.
Sind Arzneimittelrückstände im Abwasser? Hefezellen helfen dabei, diese Frage zu beantworten. © MikeLaptev / iStock / Getty Images Plus

Arzneimittelrückstände | Nachweis

DICLOFENAC BRINGT HEFE ZUM LEUCHTEN – IM ABWASSER

Wussten Sie, dass Diclofenac bei oraler Gabe zu 60 bis 70 Prozent über den Urin wieder ausgeschieden wird? Um den Arzneimittelrückständen im Abwasser auf die Spur zu kommen, haben deutsche Wissenschaftler ein neues Verfahren ausgetüftelt: Spezielle Hefezellen bringen das Diclofenac zum Leuchten.

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Diclofenac ist ein viel verkauftes Schmerzmittel bei Gelenkbeschwerden. Wenn der Wirkstoff ins Abwasser gelangt, kann er allerdings schon in geringen Konzentrationen einen negativen Einfluss auf die Umwelt nehmen und beispielsweise die Kiemen und Nieren von Fischen schädigen. Deshalb ist es wichtig, ihn aufzuspüren.

Wissenschaftler der TU Dresden haben sich gemeinsam mit einem Institut für Mess- und Sensortechnik einen Marker ausgedacht, der künftig zum Einsatz kommen soll. Er ist eine schnelle, vor Ort einsetzbare Alternative zu den bisherigen aufwendigen labordiagnostischen Verfahren.

Problem: winzige Mengen nachweisen
Hefezellen mit Namen Saccharomyces cerevisiae bilden bei Anwesenheit von Diclofenac ein Fluoreszenzprotein – das heißt, sie beginnen zu leuchten. Das macht das Aufspüren des Wirkstoffes einfach. Bislang ist es möglich, Diclofenac in 5- bis 50-mikromolarer Lösung zu markieren. Dieser Nachweis ist für die Praxis jedoch noch nicht sensibel genug. Um den Messaufbau noch empfindlicher für geringe Mengen Diclofenac zu machen, sollen nun sogenannte Reporter-Hefen zum Einsatz kommen. Die senken den nachzuweisenden Konzentrationsbereich so weit ab, dass umweltrelevante Diclofenac-Konzentrationen erkannt werden können.

Kompliziertes Verfahren
Das Verfahren basiert auf einem nagelneuen (und bereits patentierten) Hefe-Pheromon-System, das die Zellen sozusagen darauf aufmerksam macht, dass es Diclofenac entdeckt hat – und diese daraufhin stärker als bisher zu fluoreszieren beginnen. Eine Art Signalverstärkung also.

„Durch die Erhöhung der Nachweisempfindlichkeit könnte ein solcher Detektor an verschiedenen Stellen vorteilhaft zum Einsatz kommen“ sagt der beteiligte Forscher Professor Michael Mertig zum Sinn der Versuchsanordnung. Damit meint er die Überwachung der Abwässer von Krankenhäusern und Altenheimen, der Pharmaindustrie sowie regionaler Kläranlagen.

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Alexandra Regner,
PTA und Medizinjournalistin

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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