Schattenfrau © aijiro / stock.adobe.com
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Wer ist‘s gewesen?

DER EWIG BERÜHMTE BIRNBAUM

Der Sohn eines Apothekers wurde selbst Apotheker. Doch seine Berufung war eine ganz andere: Er schrieb Gedichte, arbeitete als Journalist – und schuf schließlich als Schriftsteller Werke, die Unsterblichkeit erlangten.

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Der Sprössling des Neuruppiner Apothekers kommt 1819 zur Welt, nur einen Tag vor Silvester. Sieben Jahre zählt der Knabe, als der Vater die Apotheke verkaufen muss – Spielschulden. Der Junge tritt ins Gymnasium ein, besucht danach die Gewerbeschule und entschließt sich, ebenfalls Apotheker zu werden, Siebzehn Jahre alt ist er damals und es zeichnet sich ab, dass dauerhaft zwei Seelen in seiner Brust schlagen würden, denn bald darauf erscheint bereits seine erste Novelle: „Geschwisterliebe“ heißt sie.

Zahlreiche Stationen Was er macht, tut der junge Mann gründlich, und zunächst ist die Pharmazie dran. Im Zuge der Ausbildung und späteren Berufstätigkeit kommt es zu einem regelrechten Apotheken-Hopping: zunächst die Adler-Apotheke in Leipzig, dann die Salomonis-Apotheke in Dresden, zurück in die väterliche Apotheke in Letschin, worauf Berlin folgt: erst die „Polnische Apotheke“, dann eine Offizin mit Namen „Zum Schwarzen Adler“.

Zu dieser Zeit, man schreibt das Jahr 1847, ist der junge Pharmazeut schon als Revoluzzer unterwegs, wirkt bei den Barrikadenkämpfen mit und schreibt radikale Texte in Berliner Zeitungen. Einmal noch kehrt er in den Apothekerberuf zurück und bildet auch selbst aus, was er in einer seiner Autobiografien („Von Zwanzig bis Dreißig“) wortreich beschreibt. Im Jahr 1849 vollzieht er den Schnitt: Er erkennt, dass sein Herzblut dem Schreiben gehört, veröffentlicht noch im selben Jahr sein erstes „richtiges“ Buch, heiratet seine Verlobte und lebt fortan als Schriftsteller und Journalist. Den Apothekerkittel hängt er an den Nagel.

Die Auflösung vom September: „Karl Lagerfeld“

Der heute 84-jährige „Mann mit dem Silberblick“ wurde als Sohn des Glücksklee-Dosenmilchfabrikanten Otto Lagerfeldt auf Gut Bissenmoor bei Hamburg geboren und lebt seit seinem 17. Lebensjahr in Paris. Er ist Chefdesigner des Couturehauses Chanel und entwirft daneben zahlreiche eigene Kollektionen. Der geniale Modeschöpfer komponiert auch Parfüm, kreiert Kostüme und ist als erfolgreicher Fotograf tätig. Privat schenkt er nur einer seine Gunst: Die Birma-​Katze Choupette ist dem Vernehmen nach die einzige, mit der er jemals sein Schlafzimmer geteilt hat.

Der Reiseschriftsteller Die Anfänge sind hart. Die junge Familie hat wenig Geld. Der Ex-Apotheker wird das, was man heute einen Lobbyisten nennt: Er sorgt in London dafür, dass positive Berichte über die deutsche Außenpolitik in den englischen Zeitungen stehen. Wieder zurück in Deutschland wird er Reiseschriftsteller, „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ entsteht. Der Mann mit dem imposanten Schnauzbart schreibt Theaterkritiken und wird Vater.

Drei der sechs Kinder sterben unmittelbar nach der Geburt. Als er das sechste Lebensjahrzehnt erreicht, entstehen seine bedeutendsten Werke: „Effi Briest“, „Der Stechlin“, „Die Poggenpuhls“, „Frau Jenny Treibel“ – seine Ideen sind unerschöpflich. Er wird der wichtigste Vertreter des so genannten poetischen Realismus; seine Texte zeichnen sich durch feinsinnige Naturbeschreibungen und psychologisch durchdachte Handlungen aus. Seine Dialoge glänzen in feiner Ironie, die Hauptfiguren entlarven sich dabei häufig gegen ihren Willen selbst.

Der Balladendichter 1889 schließlich, neun Jahre vor seinem Tod, entsteht eine seiner berühmtesten Balladen, das bis heute beinahe jedes Schulkind zumindest in Teilen einmal auswendig lernen muss: Wie der Herr Ribbeck von Ribbeck im Havelland einen Birnbaum in seinen Garten pflanzt, durch dessen Zweige es auch nach dem Tod des Hausherrn immer noch flüstert: „Lütt Dirn, komm man röwer, ick gew‘ di ne Birn“, das ist sozusagen deutsches Allgemeingut geworden. Wer ist dieser Mann, der in einem Ehrengrab auf dem Friedhof in Berlin-Mitte liegt, nach dem viele Kunst- und Literaturpreise benannt sind – und sogar der Artname eines Fisches? Coregunus fontanae heißt die Maräne, die ausschließlich im Großen Stechlinsee in der Mark Brandenburg vorkommt.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 10/18 ab Seite 126.

Alexandra Regner, PTA und Journalistin

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Einsendeschluss ist der 31. Oktober 2018.
Die Gewinner werden von uns benachrichtigt, die Auflösung gibt’s im nächsten Heft!

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