Auge © robertsrob / iStock / Getty Images
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Auge

DEN DURCHBLICK BEHALTEN

Das Auge ist das wichtigste Sinnesorgan des Menschen. Erst wenn die Sehfunktion durch Krankheit oder natürliche Altersprozesse eingeschränkt ist, offenbart sich die Bedeutung des Auges.

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Risiko Diabetes Die häufigste chronische Erkrankung, die mit einer Retinopathie verbunden ist, ist Diabetes mellitus. Nahezu alle Diabetiker erkranken im Laufe ihres Lebens an einer Mikroangiopathie der Netzhaut. Sie ist die häufigste Ursache für Erblindungen von Diabetikern. Weil die Retina von winzigen Äderchen durchzogen ist, ist sie anfällig für Gefäßschädigungen durch Zuckerablagerungen. Viele Diabetiker haben zudem noch eine Hypertonie und eine Fettstoffwechselstörung, die das Risiko erhöhen. Die krankhaften Prozesse betreffen zum einen Veränderungen der Gefäßwände und zum anderen eine Erhöhung der Viskosität des Blutes.

Die Folge ist ein Verschluss der kleinen Kapillaren mit einer Minderdurchblutung einzelner Netzhautbereiche. Ist ein fortgeschrittenes Stadium der nichtproliferativen Retinopathie mit einer flächenhaften Zunahme der Minderdurchblutung erreicht, reagiert das Auge mit der Neubildung von Gefäßen und tritt ein in das Stadium der proliferativen diabetischen Retinopathie. Es besteht das Risiko für Netzhautablösungen oder Makulaödeme mit der Gefahr der Erblindung. In dieser Situation ist die Laserfotokoagulation, bei der die defekten Gefäße stillgelegt werden, die Therapie der Wahl. Das diabetische Makulaödem wird mit dem VEGF-Hemmer Ranibizumab behandelt. Wegen der entzündungshemmenden und stabilisierenden Wirkung der Blut-Retina-Schranke wird außerdem das Glucocorticoid Triamcinolonacetonid off-label injiziert. Die wichtigsten Hinweise, die eine PTA einem Diabetiker zur Prophylaxe mitgeben sollte, sind:

  • jährliche Kontrolle beim Augenarzt.
  • Einstellung der Blutzuckerwerte auf einen HbA1c-Wert von unter 7 Prozent.
  • Überwachung von Blutdruck- und Blutfettwerten.


Ursache Gendefekt
Die Retinitis pigmentosa ist eine Erkrankung der Netzhaut, bei der die Fotorezeptoren nach und nach zugrunde gehen, bis die Patienten vollständig erblinden. In Deutschland sind etwa 30 000 Menschen betroffen. Typisch ist bei der Krankheit, dass sie immer beide Augen betrifft. Auslöser sind ein Gendefekt oder eine spontane Mutation. Der Prozess des Sehzelluntergangs dauert meistens mehrere Jahre und wird nicht sofort erkannt, da das Gehirn fehlende Bereiche des Gesichtsfeldes ergänzt. Oftmals beginnt die Krankheit in der frühen Kindheit. Das Gesichtsfeld verkleinert sich stetig, bis nur noch ein Röhrenblick möglich ist, weil zunächst die Zellen in der Peripherie absterben. Im Endstadium wird kein Licht mehr durch das Auge wahrgenommen. Die Krankheit ist nicht heilbar, Forscher arbeiten an Retinaimplantaten.

Nebenwirkungen von Augentropfen
Wirkstoffgruppe/ArzneistoffeAnwendungs- und Beratungshinweise
Betablocker (Timolol, Pindolol, Metipranolol) Cave: Asthma bronchiale, AV-Block NW: trockenes Auge
Prostaglandine (Latanoprost, Bimatoprost, Travoprost)NW: Verdunkelung der Irisfarbe, Verstärkung des Wimpernwachstums
Carboanhydrasehemmer (Dorzolamid, Brinzolamid)NW: Geschmacksstörungen, trockenes Auge, Mundtrockenheit
Alpha-2-Sympathomimetika (Clonidin, Brimonidin)NW: Geschmacksstörungen, trockenes Auge, Mundtrockenheit
Parasympathomimetika (Pilocarpin, Cabachol) NW: Verschlechterung des Sehvermögens, Gefahr akuter Glaukomanfall

Bindehautentzündung Bei akuten Rötungen und Beschwerden am Auge suchen Patienten häufig den Rat von Apotheker und PTA. Hier ist wichtig abzugrenzen, ob es sich um einen Notfall im Rahmen einer schwerwiegenden Augenerkrankung handelt oder um eine akute, aber harmlose Konjunktivitis. Dazu sollte nach Dauer, möglichen Ursachen und Intensität der Beschwerden gefragt werden. Insbesondere ist wichtig, dass keine Seheintrübung und starke Schmerzen vorliegen. In so einem Fall sollte direkt an einen Augenarzt verwiesen werden. Die Konjunktivitis kann sich ganz harmlos mit einer leichten Rötung des Auges äußern, aber auch schwere Verläufe nehmen.

Besonders häufig sind Kinder betroffen. Die Bindehaut befindet sich auf der Innenseite der Augenlider und dem anliegenden Augapfel. Aufgrund eines Entzündungsreizes füllen sich die Blutgefäße mit mehr Blut und das Auge erscheint gerötet. Abhängig vom Auslöser der Bindehautentzündung, kann es zusätzlich zu vermehrtem Juckreiz der Augen (zum Beispiel bei einer allergisch bedingten Bindehautentzündung), zu einer Verklebung der Augen durch eitriges Sekret oder auch zu einer starken Schwellung des Augenlides, mit Einschränkung des Sehvermögens und einer Lichtempfindlichkeit kommen.

Typisch ist auch das Gefühl, ein Sandkorn im Auge zu haben, das bei jedem Lidschlag reibt. Vielfältige Ursachen führen zu einer Bindehautentzündung: Bakterien, Viren, Allergene, Umweltreize wie Zugluft, Fremdkörper, Stäube, aber auch schwerwiegende Erkrankungen anderer Teile des Auges können Entzündungen an der Bindehaut hervorrufen. Sehr häufig treten virale Bindehautentzündungen – oft im Zusammenhang mit einem grippalen Infekt – auf. Sie heilen in der Regel nach kurzer Zeit von alleine ab. Allerdings sind einige Erreger sehr ansteckend und können auf die Hornhaut übergehen und zu Komplikationen führen.

Herpes simplex-Erreger sind in ein bis fünf Prozent der viralen Konjunktivitiden die Ursache. Bei oberflächlicher Entzündung ist eine Behandlung mit antiviralen Augentropfen oder Augensalben (Aciclovir, Ganciclovir oder Bromovinyldesoxyuriden (BVDU = Brivudin)) fünfmal täglich über zwei bis drei Wochen angezeigt. Nur bei schweren Fällen oder wiederholten Beschwerden ist eine orale Gabe von Aciclovir zu erwägen. An zweiter Stelle stehen bakterielle Infektionen, die jedoch bei Kindern mit 50 bis 75 Prozent die Hauptursache infektiöser Konjunktivitiden darstellen. Auslösende Erreger sind meistens Staphylokokken, Streptokokken, Haemophilus influenzae und Moraxella catarrhalis.

Bei harmlosen Verläufen beträgt die Spontanheilungsrate 60 Prozent innerhalb von ein bis zwei Wochen. Ansonsten kommen lokale Antibiotika-Augentropfen in Frage. Dazu eignen sich sowohl Aminoglykoside (beispielsweise Gentamycin viermal täglich über eine Woche) als auch Fluorchinolone (Ofloxacin viermal täglich über eine Woche) oder Makrolide (Erythromycin viermal täglich über eine Woche, Azithromycin zweimal täglich für zwei Tage, dann einmal täglich für eine Woche). Bei infektiöser Bindehautentzündung sollte die PTA Tipps zur richtigen Hygiene erteilen: Häufiges Händewaschen ist zu empfehlen, und Kinder sollten aus Schule oder Kindergarten ferngehalten werden, bis der Arzt es wieder erlaubt. Eine allergisch bedingte Bindehautentzündung entsteht nach Kontakt der Augen mit einem Allergen, zum Beispiel Pollen oder Tierhaaren.

Jucken und Tränen der geröteten Augen sind charakteristisch. Die allergische Konjunktivitis wird oft von anderen Beschwerden wie einer Rhinitis begleitet. Behandelt wird mit Augentropfen mit Antihistaminika, Corticoiden oder Mastzellstabilisatoren. Während Antihistaminika eine rasche und eher kurzfristige Wirkung zeigen, sind Mastzellstabilisatoren für eine längerfristige Therapie geeignet, wirken aber nicht so intensiv. Cortisonhaltige Augentropfen sollten nur mit Vorsicht verordnet werden, da Nebenwirkungen wie ein Anstieg des Augeninnendruckes und beschleunigte Kataraktentwicklung auftreten können. Viele Kunden empfinden auch homöopathische Augentropfen aus dem Kraut des Augentrostes (Euphrasia officinalis) als sehr wohltuend bei gereizter Bindehaut.

Tipps für die richtige Anwendung von Augentropfen:

+ Vor der Anwendung gründlich die Hände waschen.
+ Augentropfen in der Hand etwas anwärmen.
+ Mit dem Zeigefinger das untere Augenlid etwas herunterziehen.
+ Immer nur einen Tropfen in ein Auge tropfen.
+ Während des Tropfens den Kopf etwas nach hinten legen, den Blick zur Decke richten.
+ Die Spitze der Augentropfenflasche sollte nicht das Auge berühren, um Kontaminationen zu vermeiden.
+ Auge nach dem Einbringen der Tropfen langsam schließen und einige Sekunden geschlossen lassen.
+ Mit leichtem Druck auf den nasalen Augenwinkel den Tränenkanal verschließen, um ein Abfließen der Tropfen in die Nase zu reduzieren.
+ Bei Augentropfen auf die Aufbrauchfrist hinweisen.

Gerstenkorn Ist das Augenlid dick, gerötet und schmerzhaft, ist eine bakterielle Entzündung oftmals die Ursache. Die Eiteransammlung beim Gerstenkorn (Hordeolum) ist in der Regel harmlos und heilt ohne Komplikationen aus. Zielort der Infektion sind die Drüsen am Innen- oder Außenrand des Augenlids. Häufig sind Staphylokokken die Verursacher. Bei wiederkehrender Symptomatik kann ein geschwächtes Immunsystem begünstigend sein.

Behandelt wird mit desinfizierenden Augensalben, die zum Beispiel verschreibungsfrei Bibrocathrol oder rezeptpflichtig Antibiotika wie Gentamicin enthalten. Auf keinen Fall sollte ein Gerstenkorn mit den Fingern ausgequetscht werden. Sollte das Gerstenkorn nicht von alleine platzen, kann der Augenarzt diesen Abszess unter sterilen Bedingungen öffnen. Die PTA sollte darauf hinweisen, dass die Hände regelmäßig gewaschen werden sollten, um eine Ansteckung zu vermeiden.

Zu trocken Harmlos, aber unangenehm ist es, wenn die Benetzungsfunktion der Augenoberfläche nicht richtig funktioniert. Ursache können eine verminderte Bildung von Tränenflüssigkeit oder eine vermehrte Verdunstung des Tränenfilms sein. Einflüsse wie trockene Luft oder Reizung, Medikamente oder andere Augenerkrankungen können Auslöser sein. Etwa 20 Prozent der Menschen in den Industrieländern leiden unter trockenen Augen, mit dem Gefühl von Brennen, Reibung und Druck. Paradoxerweise tränen die Augen oftmals vermehrt. Besonders ältere Patienten sind betroffen, da sich mit dem Alter die Tränenproduktion vermindert.

Abhilfe schaffen „künstliche Tränen“, die die wässrige Phase der Tränenflüssigkeit ergänzen. Bei leichten Beschwerden reichen oft Polyvinylalkohole, Polyvidone oder Cellulose-Derivate. Mittelschwer betroffene Augen sollten eher mit Carbomeren, Hyaluronsäure, oder Hydroxyethyl- und Carboxymethyl-Cellulose behandelt werden. Gele oder Tropfen mit zusätzlichem Lipidanteil verbessern die Konsistenz, wenn der Tränenfilm zu leicht reißt. Wenn diese Augentropfen nicht ausreichend wirken, kann die Anwendung von autologen Serum-Augentropfen oder Ciclosporin A-haltigen Augentropfen ärztlich erwogen werden.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 07/18 ab Seite 34.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

Entwicklungsphysiologisch war das Sehen bereits in der Steinzeit für den Menschen überlebensnotwendig. Der Sehsinn sammelte und verarbeitete die notwendigen visuellen Informationen zur Nahrungsbeschaffung und zur Erkennung von Gefahren. Auch heute ist er in der industriellen und digitalisierten Welt unverzichtbar, um zu lesen, sich zu orientieren und unsere Umwelt wahrzunehmen. Sehen ist außerdem nicht einfach nur das Abbilden dessen, was der Mensch anschaut. Das Gehirn selektiert die eingehenden Informationen und lässt ihn nur das bewusst wahrnehmen, was gerade wichtig ist. Wie ein Mensch etwas wahrnimmt und filtert, hängt von seiner Sozialisation, seinen Erfahrungen und seiner momentanen Situation ab.

Anatomie Das Auge besteht aus dem Augapfel, der sich in der Augenhöhle befindet, und den Anhangsorganen, den Augenlidern und Augenmuskeln. Die einzelnen Teile des Auges erfüllen verschiedene Funktionen: Der Augapfel nimmt die Lichtreize auf, und dient so als Rezeptororgan. Die knöcherne Augenhöhle, Augenlider, Bindehaut und Tränenapparat schützen das Auge vor äußeren Einflüssen und Verletzungen. Für die Bewegung des Auges sorgen die Augenmuskeln, vier gerade und zwei schräge, die an allen Seiten des Augapfels ansetzen und dem Auge ermöglichen, sich in alle Richtungen zu drehen. Die Umwandlung der optischen Reize in Bilder geschieht durch den Sehnerv, der die Verbindung zum Gehirn schafft. Er ist also mehr eine Hirnbahn, die vom Augapfel zur Sehrinde im Gehirn verläuft. Der Augapfel ist kugelförmig, mit einem Durchmesser von etwa 2,5 Zentimeter. Im Innern befinden sich die Linse, der Glaskörper und die Augenkammern. Der sichtbare Teil des Auges besteht aus:

  • der Iris mit der schwarzen Pupille, die das Licht einlässt,
  • der Hornhaut (Cornea), die sich über Iris und Pupille wölbt und die vordere Augenkammer bedeckt,
  • der weißen Lederhaut (Sklera), die zwar den ganzen Augapfel umschließt, aber für den Betrachter nur als weißer Bereich rund um die Iris zu erkennen ist, und
  • der Bindehaut, die auf der Innenseite der Augenlider und auf der sichtbaren Oberfläche der Lederhaut aufliegt.


Die inneren Teile sind die Augenlinse, direkt hinter Iris und Pupille, der Glaskörper und die Netzhaut (Retina), die die hintere Innenwand des Augapfels bedeckt. Von hier aus führt der Sehnerv zum Gehirn, dieser dient neben der Weiterleitung von elektrischen Signalen auch der Versorgung des Auges mit Blut und Nährstoffen über eine Netzhautarterie und eine Netzhautvene. Die Linse wird durch elastische Zonulafasern, die kreisförmig die Linse umgeben, gehalten. An diese schließen sich Ringmuskeln (Ziliarmuskeln) an, mit deren Kontraktion die Krümmung der Linse verändert werden kann – ein essenzieller Mechanismus für das Nah- und Weitsehen.

Das größte Volumen im Augapfel nimmt der gelartige Glaskörper ein. Er besteht aus einem Netz aus Kollagenfasern, etwa zwei Prozent Hyaluronsäure und zu 98 Prozent aus Wasser. Die Netzhaut setzt sich aus einer Schicht von zahlreichen Nervenzellen zusammen, unter anderem aus den sogenannten Fotorezeptoren, die das eintreffende Licht in elektrische Impulse umwandeln und diese an die nachgeschalteten Nervenzellen zur Weitergabe an das Gehirn weiterleiten.

Im zentralen Bereich der Retina, der Makula, ist die Dichte an Fotorezeptoren am höchsten. In der Mitte liegt die Sehgrube (Fovea), die den Punkt des schärfsten Sehens auf der Retina bildet. Der „blinde Fleck“ bezeichnet die Stelle auf der Retina am Übergang zum Sehnerv. Hier befinden sich keine Fotorezeptoren und es kann auch kein Licht verarbeitet werden. Das Gehirn vermag aber die fehlende Information zu ersetzen. Unterhalb der Retina liegt die Aderhaut (Choroidea), eine pigmentierte Versorgungschicht mit vielen Blutgefäßen.

Thema Augen – Zielgruppen für die Beratung

+ Alte Patienten, die offensichtlich nicht gut sehen, das Rezept oder die Aufschriften auf den Medikamentenpackungen schlecht lesen können.
+ Diabetiker – regelmäßige jährliche Augenuntersuchungen werden empfohlen.
+ Menschen, die bei normalen Lichtverhältnissen eine Sonnenbrille tragen.
+ Kunden, die etwas gegen trockenes Auge verlangen.
+ Menschen, die sichtbar gerötete Augen haben.

Optische Meisterleistung Für den Sehvorgang ist Licht notwendig. Dieses gelangt auf die Hornhaut, wird dort gebrochen und trifft nach Durchtritt der Pupille auf die Linse, wird erneut gebrochen und durch den Glaskörper schließlich auf die Netzhaut umgeleitet. Über die Weit- oder Engstellung der Pupille reguliert diese, wie viel Licht die Netzhaut erreicht. Es findet hier eine stark verkleinerte, seitenverkehrte und auf dem Kopf stehende Projektion des gerade betrachteten Ausschnitts statt.

Die Fotorezeptoren wandeln die Strahlung nun in elektrische Impulse um, die über die Nervenzellen und nachgeschaltet über die Nervenbahnen im Sehnerv ins Gehirn transportiert werden. Im Gehirn wird das Gesehene nun wieder um 180 Grad gedreht und als Bild korrekt wahrgenommen. Normalerweise werden die Strahlen von der Linse so gebündelt, dass sie am Punkt des schärfsten Sehens – der Makula – auftreffen und dadurch auch ein scharfes Bild entsteht.

Dass Menschen sowohl Gegenstände in der Nähe als auch in der Ferne scharf und deutlich sehen können, hängt mit der Krümmung der Linse zusammen. Für die scharfe Weitsicht ist die Wölbung der Linse eher flach und für das Sehen in der Nähe eher stärker gekrümmt. Die Steuerung des Krümmungsgrades erfolgt über das Gehirn in Sekundenschnelle. Typische Sehfehler sind auf Hornhautverkrümmung, Kurz- oder Weitsichtigkeit zurückzuführen.

Schlecht sehen Etwa jeder vierte Europäer zwischen 20 und 30 Jahren ist kurzsichtig, rund jeder fünfte weitsichtig. Diese häufigen Sehstörungen werden oftmals schon im Kindesalter offenbar. Während das Schielen sehr rasch auffällt, werden Kurzsichtigkeit (Myopathie), Weitsichtigkeit (Hyperopie) oder eine Fehlsichtigkeit aufgrund einer Hornhautverkrümmung erst später sichtbar. Wer Gegenstände in der Ferne nur unscharf, in der Nähe aber besser sieht, ist kurzsichtig. Bei fünf Prozent der Kleinkinder wird dieser Sehfehler festgestellt. Häufig erkennen Eltern die Sehprobleme, wenn die Kinder in die Schule kommen, weil sie dann die Texte auf der Tafel nicht lesen können.

Hintergrund ist, dass der Augapfel bei den Betroffenen länger ist und der Brennpunkt nicht auf, sondern vor der Netzhaut liegt. Das Bild wird auf der Netzhaut leicht zerstreut und so entsteht ein unscharfer Seheindruck. Kurzsichtigkeit kann außerdem auftreten, wenn die Brechkraft von Hornhaut, Kammerwasser und Linse zu stark sind. Werden Dinge, die sich nahe am Auge befinden, nicht mehr scharf gesehen, sprechen Mediziner von Hyperopie. Eine typische Altersweitsichtigkeit äußert sich, wenn Menschen Probleme beim Lesen haben und schärfer sehen, wenn sie das Buch möglichst weit vom Auge entfernt halten.

Hier schafft das Auge nicht mehr die geforderte Akkommodation aufgrund der Abnahme der Elastizität der Linse. Ursache bei jüngeren Menschen ist oft ein leicht verformtes Auge, das bewirkt, dass der Brennpunkt des Bildes nicht auf der Netzhaut, sondern dahinter liegt. Bei einer angeborenen Weitsichtigkeit ist der Augapfel etwas verkürzt. Eine leichte Weitsichtigkeit kann das Auge noch selber korrigieren. Bei stärkeren Problemen und wenn die Augen unterschiedlich betroffen sind, ist eine Brille erforderlich. Schielen kommt bereits im Kleinkindalter relativ häufig vor. Oft hat das eine Auge eine andere Fehlsichtigkeit als das andere.

Durch das Abkleben eines Auges und die Verwendung einer Brille lässt sich diese Augenfehlstellung leicht beheben. Nur selten ist eine Operation nötig. Wenn der Lichtstrahl auf der Netzhaut nicht auf einem Punkt gebündelt wird, ist ebenfalls kein scharfes Sehen möglich. Dies tritt auf, wenn die Hornhaut nicht gleichmäßig konvex gewölbt ist, sondern eine leichte Delle aufweist – also eine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) vorliegt. Astigmatismus kann angeboren sein oder sich mit der Zeit entwickeln. Zur Korrektur ist eine Brille auch im Kindesalter nötig, damit sich nicht langfristig eine Fehlsichtigkeit entwickelt.

Nebenwirkung Sehstörungen: verursacht durch Medikamente

Eine Reihe von Medikamenten verursachen unerwünschte Arzneimittelwirkungen am Auge. Hier sollten PTA und Apotheker darauf hinweisen, denn plötzliche Einschränkungen der Sehfähigkeit können zu Gefährdung im Straßenverkehr oder vermehrter Sturzgefahr im Alter führen. Beispiele für Pharmaka sind:

+ Barbiturate
+ Benzodiazepine
+ Carbamazepin
+ Chinidin
+ Gyrasehemmer
+ Selegilin
+ Acitretin
+ Amantadin
+ Amiodaron
+ Doxazosin
+ Tramadol
+ Doxepin

Sehstörungen im Alter Im Normalfall kann ein gesunder Mensch auch im Alter – mit Unterstützung der richtigen Sehhilfe – scharf sehen. Das Farbensehen, die Wahrnehmung von Kontrasten und die Funktionen des Gesichtsfeldes nehmen jedoch mit steigendem Lebensalter ab. Typisch ist im Alter die nachlassende Akkommodationsfähigkeit. Zur Kompensation können neben Brillen auch Operationen der Linse Abhilfe schaffen. Entweder wird die Hornhautkrümmung durch einen Lasereingriff korrigiert oder bei starker Sehbehinderung eine Kunstlinse zusätzlich vor oder hinter der Regenbogenhaut implantiert. In schweren Fällen wird die Linse komplett durch eine Kunstlinse ersetzt.

So ein Eingriff kann im optimalen Fall eine Sehhilfe überflüssig machen. Eine häufige Augenerkrankung im Alter ist der Graue Star (Alterskatarakt), der vermehrt ab dem 60. Lebensjahr auftritt. Unter den über 70-Jährigen ist jeder dritte betroffen. Die Erkrankung beginnt schleichend mit einer zunehmenden Eintrübung der Linse. Patienten beschreiben das Sehen „wie durch eine trübe Scheibe“ verbunden mit einer erhöhten Lichtempfindlichkeit und vermindertem Kontrastsehen. Nicht jede Katarakterkrankung wirkt sich gleichermaßen auf das Sehvermögen aus. Die Ursache liegt in einem gestörten Stoffwechsel des Auges und einem Aufquellen der Linse.

Weitere Risikofaktoren für einen Katarakt sind Diabetes mellitus, Verletzungen am Auge und übermäßige UV-Strahlung. Medikamentös ist diese Situation nicht zu behandeln, es bleibt nur die operative Therapie, spätestens dann, wenn zu starke Beeinträchtigungen im Alltag bestehen. Die Operation wird routinemäßig von Augenärzten durchgeführt und erfolgt durch Entfernen der alten Linse und Einsetzen einer neuen Kunststofflinse. Im besten Fall ersetzt die multifokale Linse eine zusätzliche Brille. In der Apotheke ist dem Kunden die medikamentöse Begleitbehandlung zu erklären.

Leitliniengerecht wird nach der Operation antibiotisch und antientzündlich therapiert. Dazu werden drei Tage lang nach dem Eingriff dreimal täglich Ofloxacin-haltige Augentropfen angewendet. Cortisonhaltige Augentropfen, zum Beispiel mit Dexamethason, werden fünfmal täglich bis zu vier Wochen nach der Operation eingetropft, um Entzündungen postoperativ vorzubeugen. Zwischen der Anwendung der beiden Augentropfen sollte ein zeitlicher Abstand von mindestens 15 Minuten liegen.

Glaukom Vom Grauen Star wird der laienhaft bezeichnete Grüne Star abgegrenzt. Der Begriff umfasst mehrere Augenerkrankungen mit einer Störung des Kammerabflusses. Oftmals bleiben diese zunächst unbemerkt, führen jedoch auf Dauer über die Schädigung des Sehnervs zu Einschränkungen der Sehkraft bis hin zur Erblindung. Das primäre Offenwinkelglaukom ist dabei die häufigste Erkrankung. Hierfür sind Ablagerungen im Trabekelwerk, einem siebartigen Geflecht im Kammerwinkel, durch das das Kammerwasser abfließt, verantwortlich. Beim Engwinkelglaukom ist der Abfluss des Kammerwassers durch eine Verlegung des Irisgewebes behindert.

Nur bei jedem zweiten Glaukompatienten wird ein erhöhter Augeninnendruck gemessen. Der normale Augeninnendruck liegt bei Werten von 10 bis 21 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg). In diesen Fällen handelt es sich um ein Normaldruckglaukom. Die Ursache ist noch nicht ganz geklärt. Sicher sind Vorgänge auf molekularer und zellbiologischer Ebene beteiligt, zum Beispiel oxidative Prozesse und Induktion des programmierten Zelltods. Neben der Druckmessung sind die Gesichtsfeldmessung und eine Überprüfung des Sehnervs zusammen diagnostische Maßnahmen zur Feststellung eines Glaukoms. Generelle Risiken sind Glaukomanfälle in der Verwandtschaft, Kurzsichtigkeit und erhöhtes Lebensalter. Neben der altersabhängigen Makuladegeneration ist das Glaukom eine der häufigsten Ursachen für Erblindung.

Zu unterscheiden sind spontan auftretende Glaukomanfälle und sekundäre Glaukome, zum Beispiel als Folge einer Vorerkrankung wie Diabetes mellitus oder Nebenwirkung einer medikamentösen Therapie mit Glucocorticoiden oder Anticholinergika. Ein Glaukomanfall geht mit Begleitsymptomen wie starken Kopfschmerzen und Übelkeit einher. Im Zentrum stehen die ausgeprägte Rötung des betroffenen Auges mit Entstehung von Hornhautödemen, Verhärtung des Auges und daraus folgenden Sehstörungen mit Sehen von Regenbogenfarben und Farbkreisen.

Berichtet ein Patient in der Apotheke von derartigen plötzlichen Symptomen, sollte sofort ein Augenarzt aufgesucht werden. Wird nicht innerhalb weniger Stunden behandelt, besteht ein hohes Risiko für einen nachhaltigen Schaden am Auge. Die wichtigste Maßnahme bei hohem Druckniveau wie auch bei Normaldrucksituation ist den Augeninnendruck schnellstmöglich zu senken. Der Zielwert sollte 20 Prozent unter dem Ausgangswert, aber höchstens bei 20 mmHg liegen. Als Wirkstoffe der ersten Wahl gelten Betablocker (zum Beispiel Timolol, Metipranolol) und Prostaglandine (Latanoprost, Travoprost).

Außerdem kommen Carboanhydrasehemmer, wie Dorzolamid oder Brinzolamid, sowie alpha-2-​Sympathomimetika und Parasympathomimetika – diese jedoch als zweite oder dritte Wahl – zum Einsatz. Die Prostaglandine erhöhen den Kammerwasserabfluss und reduzieren die Kammerwasserproduktion im Auge. Die übrigen Wirkstoffe vermindern die Produktion des Kammerwassers. Zunächst wird eine Monotherapie angestrebt, bei Nichterreichen des gewünschten Augeninnendrucks sind Kombinationspräparate eine Alternative. Hier sind zum Beispiel Betablocker und Carboanhydrasehemmer oder Prostaglandinanaloga in einem Mittel enthalten. Von Vorteil ist die besser Adhärenz, da nicht zwei verschiedene Augentropfen angewendet werden müssen.

Wussten Sie, dass ein gesundes menschliches Auge bei normaler Beleuchtung bis zu 100 000 Farbnuancen unterscheiden kann?

Netzhauterkrankungen In den Industrieländern ist die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) mit 50 Prozent die häufigste Ursache für Erblindungen. Risikofaktoren für die Erkrankung sind höheres Lebensalter, helle Haut- und Irisfarbe, Rauchen und hohe Sonnenlichtexposition. Aufgrund der demographischen Entwicklung wird die Zahl der Patienten dieser Augenerkrankung im Jahr 2020 auf mehr als zwei Millionen geschätzt und im Jahr 2030 auf über drei Millionen. Es werden die trockene (85 Prozent) und die aggressivere feuchte AMD (15 Prozent) unterschieden.

Die Erkrankung betrifft die Netzhaut an der Makula und führt im Verlauf zu einem langsam fortschreitenden Sehverlust in der Mitte des Gesichtsfeldes, während die Randbereiche weiter scharf zu sehen sind. Ursache dieser Krankheit ist eine Stoffwechselstörung innerhalb der Zellschichten der Retina. Wenn die Pigmentzellschicht und die darunter liegende Aderhaut nicht mehr ordnungsgemäß von den Blutgefäßen versorgt werden, entstehen Ablagerungen, und die Sehzellen degenerieren. Dies betrifft bei der AMD den kleinen Bereich des schärfsten Sehens, die Makula.

Aufmerksam sollten PTA in der Apotheke werden, wenn Patienten über Schatten oder Unschärfe im Sehmittelpunkt, verzerrte Linien und eine erhöhte Empfindlichkeit auf Lichteinfall berichten. Selbst in einem fortgeschrittenen Stadium sind die Betroffenen noch in der Lage sich grob zu orientieren, auch wenn bereits kein Lesen und scharfes Sehen mehr möglich ist. Gegen den Zelltod bei der trockenen AMD gibt es keine leitliniengerechte medikamentöse Therapie. Es sollte prophylaktisch auf das Rauchen verzichtet werden. Die Zufuhr von antioxidativ wirkenden Vitaminpräparaten könnte möglicherweise das Fortschreiten der trockenen AMD verlangsamen.

In der AREDS-Studie wurde eine Kombination aus Vitamin C (500 mg), Vitamin E (400 mg), Beta-Carotin (15 mg), Zinkoxid (80 mg) und Kupferoxid (2 mg) mit einem günstigen Einfluss auf den Verlauf der AMD in Zusammenhang gebracht. Raucher und ehemalige Raucher sollten jedoch auf Beta-Carotin verzichten, da dies das Risiko für ein Lungenkarzinom erhöht. Charakteristisch für die feuchte AMD ist die Neubildung von Blutgefäßen unter dem Einfluss des Wachstumsfaktors VEGF (vascular endothelial growth factor). Das Gefährliche dabei ist, dass die neuen Äderchen in die Retina hineinwachsen, Permeabilitätsstörungen hervorrufen und zu Makulaödemen und -blutungen mit anschließender Narbenbildung führen.

Die feuchte AMD tritt typischerweise zunächst an einem Auge auf. Die Wahrscheinlichkeit, dass innerhalb von fünf Jahren auch das zweite Auge erkrankt, beträgt 45 Prozent. Besonders typisch sind bei der feuchten AMD Linienverzerrungen im Zentralgesichtsfeld, die gut mit dem Amsler-Gitter diagnostiziert werden können. Das kleine quadratische Rastergitter weist einen Punkt in der Mitte auf. Der Patient deckt ein Auge ab und versucht den Punkt zu fixieren. Treten scheinbare Löcher, verkrümmte Linien oder dunkle Stellen in dem Gittermuster auf, stellt das einen Hinweis auf eine feuchte AMD dar.

Eine frühe Diagnosestellung ist sehr wichtig, denn bereits bestehende Schädigungen können nicht wieder geheilt werden. Ziel der Behandlung ist es, die Verschlechterung des Sehens aufzuhalten oder den Prozess zu verlangsamen. Die Therapie der feuchten AMD greift am auslösenden Wachstumsfaktor VEGF an. VEGF-​Hemmstoffe werden direkt in den Augapfel gespritzt und unterbinden so die unkontrollierte Bildung von zusätzlichen Blutgefäßen. Eine systemische Therapie hätte zu viele Nebenwirkungen und lokal appliziert lassen sich viel höhere Wirkspiegel an der Makula erzielen. Eingesetzt werden die Antikörper Ranibizumab und off-label auch Bevacizumab.

Alternativ wird außerdem mit dem löslichen VEGF-Rezeptor Aflibercept und heute nur noch selten mit dem VEGF-Hemmer Pegaptanib behandelt. Die Therapie der feuchten AMD ist eine Dauertherapie, die mit hohen Kosten verbunden ist. Zunächst bekommen die Patienten initial drei Injektionen im Abstand von einem Monat. Danach werden unter monatlicher Kontrolle des Zustands weitere Injektionen vorgenommen. Im Durchschnitt kommen die meisten Patienten auf sechs bis acht Eingriffe im Jahr. Da viele Patienten Angst vor der Therapie haben, sollte in der Apotheke aufgeklärt werden, dass die positiven Effekte dieser Maßnahmen gegenüber den Risiken wie zum Beispiel Entzündungen oder Verletzungen von Linse und Netzhaut deutlich überwiegen.

Altersbedingte Makuladegeneration – Wissensdefizite

Trotz intensiver Aufklärungsarbeit sind die AMD und die damit verbundene Erblindungsgefahr nur wenig bekannt. Bei einer umfangreichen Befragung in Deutschland gaben 73 Prozent der Risikogruppe im Alter ab 55 Jahren an, die Krankheit nicht zu kennen, 9 Prozent waren unsicher und nur 18 Prozent sind informiert (Quelle: Bundesverband der Augenärzte e.V.).

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