Chinchillas© Alina Prochan / iStock / Getty Images

Tiere in der Apotheke

DAS CHINCHILLA ALS HAUSTIER

Seidenweiches Fell, große Ohren und Knopfaugen – die Rede ist von Chinchillas, die sich als Hautiere zunehmender Beliebtheit erfreuen. Doch die geselligen Chinchillas sind keine Kuscheltiere und zudem sehr anspruchsvoll, was ihre Pflege, Haltung und Ernährung betrifft.

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Der, die oder das Chinchilla? Das grammatische Geschlecht von Chinchilla ist neutral, der korrekte bestimmte Artikel ist daher „das“ Chinchilla. Die Nagetiere sind mit den Meerschweinchen verwandt, jedoch mit einer Körperlänge von 25 bis 35 Zentimetern, einer Schwanzlänge von 15 bis 20 Zentimetern und einem Gewicht von 400 bis 600 Gramm größer und schwerer. Da die ursprüngliche Heimat der Chinchillas die südamerikanischen Anden von Peru, Bolivien, Chile und Argentinien sind, sind sie perfekt an das Leben in der kalten und kargen Landschaft angepasst.

So wird es dort am Tag oft sehr warm, in der Nacht fallen die Temperaturen dagegen deutlich ab. Das dicke Fell schützt die Tiere sowohl vor Kälte als auch Hitze, wobei sie hohe Temperaturen schlechter vertragen, da sie keine Schweißdrüsen besitzen. Die warmen Tagesstunden verschlafen die nachtaktiven Chinchillas daher in kühlen Höhlen und Felsspalten und sind auf diese Weise nicht von hohen Mittagstemperaturen betroffen.

Am besten ist ein eigenes Chinchilla-Zimmer Dies muss in der Heimtierhaltung berücksichtigt werden: Optimale Temperaturen im Chinchillagehege betragen etwa 15 Grad, Temperaturen über 22 Grad sollten vermieden werden. Außenhaltung ist für Chinchillas hierzulande aufgrund der hohen Feuchtigkeit nicht geeignet, da das Fell nicht wasserabweisend ist. Chinchillas brauchen zudem sehr viel Platz und Auslauf. Dabei muss unbedingt beachtet werden, dass die Tiere normalerweise in großen Gruppen leben und daher zumindest paarweise oder in Familienverbänden gehalten werden müssen. Es können sowohl ein kastriertes Böckchen und zwei bis drei weibliche Tiere oder ausschließlich Weibchen oder Männchen zusammenleben.

Chinchillas sind zwar soziale und friedliche Tiere, die nur selten miteinander kämpfen, doch je mehr Platz sie haben, umso weniger Stress gibt es, und umso besser kann der enorme Bewegungsdrang befriedigt werden. Für ein Pärchen sollten es auf jeden Fall mindestens zwei Quadratmeter sein. Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. empfiehlt für zwei Tiere drei Kubikmeter. Die meisten handelsüblichen Käfige sind jedoch leider zu klein. Eine Möglichkeit ist, das ausgeprägte Kletter- und Springbedürfnis der Tiere durch regelmäßigen freien Auslauf zu ermöglichen.

Dies sollte aber stets nur unter Aufsicht stattfinden, denn Chinchillas nagen Teppiche, Türrahmen, Möbel, Pflanzen, Bücher und auch Stromkabel an. Freiliegende Kabel müssen daher gesichert und für die Tiere giftige Pflanzen, wie Efeu, Ficus, Yuccapalme, Gummibaum, Weihnachtsstern, Geranien oder Farn, entfernt werden. Die optimale Lösung ist ein eigenes, speziell für Chinchillas eingerichtetes Zimmer mit verschiedenen Ebenen und Plattformen, vielen Ästen für Spring- und Klettermöglichkeiten, mehreren Sitzbrettern, Schlafhöhlen oder -häusern, Schlupfröhren und Versteckmöglichkeiten. Neben Futternäpfen brauchen Chinchillas eine Tonschale zur Wasseraufnahme sowie stets frisches Nagematerial.

Hierfür sind Äste von ungespritzten und ungiftigen Bäumen und Sträuchern wie Apfel-, Birnbaum oder Haselnussstrauch geeignet. Als Einstreu können Hanf-, Leinen- oder Holzeinstreu verwendet werden. Chinchillas verbringen viel Zeit mit der Fellpflege, daher muss ihnen ein Sandbad angeboten werden. Dieses sollte so groß wie eine Katzentoilette sein und muss mit speziellem Chinchilla-Sand gefüllt werden, niemals mit normalem Spielzeug- oder Vogelsand, da diese die Fellstruktur schädigen können.

Chinchillas in Gefahr
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Chinchillas wegen ihres begehrten Fells durch die Jagd fast ausgerottet. Da auch ihr Lebensraum zusehends zerstört wird, hat sich der Bestand trotz intensiver Schutzprogramme noch nicht vollständig erholt. Daher sind Chinchillas als vom Aussterben bedrohte Tierarten gelistet.

Vorsicht Stress – bitte nicht stören! Das Gehege sollte an einem hellen, vor direkter Sonneneinstrahlung geschützten Ort ohne Durchzug stehen – wo die Tiere tagsüber ungestört sind, denn Chinchillas sind wie erwähnt dämmerungs- und nachtaktiv. Dies zeigt sich auch an der Nahrungsaufnahme. In der freien Wildbahn sind Chinchillas in der Dämmerung und nachts auf Nahrungssuche. Während tagsüber also kaum Nahrung aufgenommen wird, findet die hauptsächliche Futteraufnahme zwischen 21 und 7 Uhr statt, mit der höchsten Aktivität zwischen 21 und 23 Uhr.

Werden Chinchillas tagsüber gestört oder geweckt, bedeutet das für sie großen Stress. Sie sind allgemein sehr stressanfällig und leiden beispielsweise auch bei Umgebungswechsel, Umbauarbeiten, neuen Geräuschen oder Lärm in der Umgebung unter Stress, was man ihnen häufig nicht anmerkt. Sie können dadurch aber krank werden und sogar sterben.

Haustier für Erwachsene
Chinchillas sind keine Kuscheltiere. Sie werden oft nicht richtig zutraulich und mögen es in der Regel auch nicht, gestreichelt zu werden. Außerdem werden sie erst am Abend richtig munter. Für Kinder sind die Tiere daher nicht geeignet, jedoch gut für Berufstätige, da Chinchillas dann tagsüber ungestört schlafen können.

Reine Pflanzenfresser Auch die Verdauung der Chinchillas ist empfindlich. In ihrer Heimat ernähren sie sich von Hochlandgräsern, Blättern, Früchten und Rinden von Sträuchern. In der Heimtierhaltung sollte Chinchillas hochwertiges Heu, Blätter, Kräuter und Gräser angeboten werden sowie gelegentlich kleine Apfel- oder Karottenstückchen. Beeren und Obst dürfen sie nur in geringen Mengen fressen. Nüsse oder Kaninchenfutter vertragen Chinchillas nicht. Futterumstellungen sollten allgemein vermieden werden.

Fazit Die hübschen und quicklebendigen Chinchillas machen viel Freude. Man muss allerdings bedenken, dass sie extrem bewegungsfreudig, aber nicht so robust und anpassungsfähig wie beispielsweise Hunde und Katzen sind. Hinzu kommt, dass eine artgerechte Haltung und Pflege bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 15 bis 20 Jahren viel Aufwand bedeutet. Die Entscheidung für Chinchillas als Haustiere sollte daher genau überlegt werden.

Diesen Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/2022 ab Seite 102.

Dr. Astrid Heinl, Tierärztin

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