Arzt hält Pipette, die mit Blut gefüllt ist© Plyushkin / iStock / Getty Images Plus
Schon eine kleine Menge Blut genügt, um die Zahl der zirkulierenden Antikörper im Körper zu bestimmen.

Corona-Booster

ANTIKÖRPERWERTE NOCH NICHT AUSSAGEKRÄFTIG

Seit kurzem wird die sogenannte Booster-Impfung für alle Personen ab 18 Jahren empfohlen. In der Regel sollte sie sechs Monate nach der zweiten Impfung erfolgen, teils gestatten die Impfteams aber schon früher den Pieks. Wie sinnvoll sind dabei Antikörpertests im Vorfeld?

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Bei anderen Impfungen stellt sich die Frage selten: Brauche ich die Auffrischung oder genügt mein Antikörper-Titer, um noch einmal ein Jahr zu warten? Bei der Corona-Impfung herrscht diesbezüglich noch große Verunsicherung. Auf der einen Seite sprechen die begrenzten Impftermine, Wartelisten und ungleich verfügbaren Impfstoffmengen der Hersteller dafür, noch einmal geduldig zu sein und bei entsprechender Antikörpermenge zu warten. 

Andererseits verunsichern die Meldungen über Impfdurchbrüche, auch innerhalb von Nicht-Risikogruppen, und hohe Inzidenzen sowie die Meldungen über ausgelastete Intensivstationen. Auch wenn die Immunisierung schon eine Zeit zurückliegt und die Antikörperzahl im Blut sinkt, ist der Schutz nicht von heute auf morgen weg. Hinzu kommt, dass jeder Körper in unterschiedlichem Maß auf die Corona-Schutzimpfung reagiert sowie gebildete Abwehrzellen verschieden schnell abbaut. Der Gedanke, mit Hilfe eines Antikörpertests mehr über die eigene Immunität zu erfahren, klingt daher logisch – doch: Ist es sinnvoll?

Wie funktioniert ein Antikörpertest?

Schon eine kleine Menge Blut genügt, um die Zahl der zirkulierenden Antikörper im Körper zu bestimmen. In der Regel wird dabei der Wert des Anti-Spike-Antikörpers (IgG) bestimmt. Er wird nach einem Standard der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in BAU/ml angegeben (BAU = Binding Antibody Units). Die Tests stellen keine Kassenleistung dar und kosten in etwa 20 Euro. Sichere Grenzwerte, ab denen eine Impfung nicht mehr ausreichend Schutz liefert, gibt es allerdings noch nicht. Andreas Bobrowski, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte spricht in einem Interview mit GEO laut seiner Erfahrungen mit eigenen sowie Laborwerten aus Israel von einem Schätzwert. Demnach sei unter einem Wert von 21,8 BAU/ml kein messbarer Schutz durch Anti-Spike-Antikörper gegeben. Darüber folge jedoch ein großer Graubereich, wo man noch nicht so richtig wisse, wann der Schutz ausreichend gut ist. "Nach meiner Einschätzung ist ein Wert von 500 so hoch, dass man nicht sofort eine Drittimpfung benötigt", so der Laborarzt. Bei allem über 1000 BAU/ml könne man von einem guten Schutz sprechen.
 

Offizielle Stellen raten von Antikörpertests ab

Das Robert Koch-Institut (RKI) und das Bundesgesundheitsministerium (BMG) vertreten die klare Haltung, von Antikörpertests abzusehen. Solange man nicht wisse, ab welchem Wert ein ausreichender Schutz besteht, würden die Tests keinen Sinn ergeben. Zudem sei es nicht schädigend, sich trotz hoher Antikörper-Titer boostern zu lassen. Das RKI betont, dass es auch bei bestehender Immunität keine Sicherheitsbedenken gebe, der Schutz würde nur besser werden. 

Quellen:
https://www.oekotest.de/gesundheit-medikamente/Corona-Antikoerpertest-Wann-ist-der-Test-sinnvoll_12252_1.html
https://www.geo.de/wissen/gesundheit/antikoerpertest-vor-der-booster-impfung-sinnvoll--30920032.html
https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/coronavirus/stiko-empfehhlung-booster-1982770 
 
 

×