© Hannes Eichinger / fotolia.com

Homöopathie

CHAMOMILLA

Homöopathisch wird Chamomilla vor allem bei Kindern eingesetzt. Leitend für die Auswahl, auch bei der Behandlung akuter Krankheiten, ist die gereizte und wütende Stimmung.

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Matricaria recutita, die Echte Kamille, gehört zur Familie der Korbblütler . Die aromatisch duftende, bis zu 50 Zentimeter hoch wachsende Pflanze sollte nicht mit der römischen Kamille und der bei uns häufigen Hundskamille verwechselt werden. Die weißen Zungenblüten sind zurückgeschlagen, innen sitzen die einem Gänseblümchen ähnlichen gelben Röhrenblüten. Der hohle Blütenboden ist ein typisches Kennzeichen für die Echte Kamille.

Bereits im Alten Ägypten wurde die Pflanze zur Insektenabwehr den Gräbern von Tutenchamun und Ramses II. beigefügt. Von den vielen bekannten Wirkstoffen ist das nach Destillation entstehende blaue Azulen der wichtigste. Wegen der verbreiteten allergischen Reaktionen auf Korbblütler kann es bei Verwendung von Kamille auch zu unerwünschten Wirkungen kommen.

Charakteristische Symptome Auslöser: bei Erkrankungen im Zusammenhang mit einer erschwerten Zahnung

Beschwerden: Im Mittelpunkt steht die Veränderung der Gemütsverfassung:

  • Unzufriedenheit, Launenhaftigkeit, das Kind weiß nicht was es will, wirft die erst eingeforderten Dinge dann wieder weg
  • Wut und Trotz, Überstrecken und nach Nach-Hinten-Biegen des Körpers, Treten, Schlagen, Werfen, schlägt den Kopf auf den Boden
  • Ungeduld, Ruhelosigkeit, Verzweiflung

Besserung durch: Beruhigung nur durch Tragen und Schaukeln auf dem Arm.
Verschlechterung durch: jede Art von Störung, angesprochen oder berührt werden, in der Nacht, zu viel Kaffee (durch die stillende Mutter).
Weitere Hinweise: (grünlicher) unverdauter, oft wund fressender Durchfall, eine Wange kann gerötet sein, die andere ist blass.

Anwendung Bekannt ist das Mittel für die erschwerte Zahnung bei Kindern. Vor dem Einsatz ist zu prüfen, ob tatsächlich die typischen Symptome, zum Beispiel die gereizte wütende Stimmung, vorliegen und Chamomilla die richtig gewählte Arznei ist. Bei dieser Indikation können auch andere Arzneien in Frage kommen, wie Belladonna (plötzliche Entwicklung von hohem Fieber; Gesicht ist gerötet; Augen glasig; trotz glühender Hitze sind die Extremitäten kühl), Mercurius solubilis (begleitende Schwellung des Zahnfleisches; vermehrter Speichelfluss; Schwellung der Lymphknoten am Hals) sowie Rheum (ähnlich Chamomilla starke Reizbarkeit und Ruhelosigkeit; der Durchfall, auch Urin oder Schweiß, riechen auffällig sauer).

Auch bei Dreimonatskoliken der Säuglinge ist Chamomilla oft angezeigt. Die wütende Stimmung, der typische Stuhlgang, die Neigung zum Überstrecken und die Besserung durch Tragen auf dem Arm weisen auf die Arznei hin. Säuglinge, die Colocynthis benötigen, sind ebenfalls gereizt und wütend. Auffallend ist allerdings, im Gegensatz zu Chamomilla, die Besserung durch Krümmen und durch Anziehen der Beinchen. Auch (harter) Druck lindert die Beschwerden, die Kinder beruhigen sich, wenn sie über der Schulter oder quer über dem Arm getragen werden.

Steht mehr eine ausgeprägte Flatulenz im Mittelpunkt, kommt Lycopodium in die engere Auswahl. Die Beschwerden treten bevorzugt am Nachmittag auf, warme Anwendungen lindern. Sollte die Neugeborenengelbsucht besonders stark oder prolongiert ausgeprägt gewesen sein, dient das als weiterer Hinweis auf die Arznei.

Nux vomica, schließlich, ist bei diversen Störungen im Säuglingsalter angezeigt. Zorn und insbesondere Ungeduld sind auch für dieses Arzneimittel typisch. Auffällig ist die Verschlechterung am Morgen, nach dem Erwachen. Dann leidet das Kind auch unter einer hartnäckigen Obstipation. Es hat häufigen Stuhldrang (insbesondere am Morgen) ohne jedoch erleichternd zum Erfolg zu kommen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 11/12 auf Seite 48.

Dr. med. M. Berger, Facharzt für Allgemeinmedizin/ Homoöpathie

×