BIOHACKING

Gewicht, Kalorienverbrauch, Körperfettanteil, Antrittsgeschwindigkeit und Maximalkraft - der amerikanische Trainer der NCAA-Basketballspieler an der Boston University überließ nichts dem Zufall: „Unser Sportleralltag wurde maßgeblich von unseren Leistungen bestimmt, die täglich gemessen, bewertet und optimiert wurden. Zum einen wurden dadurch Leistungsgrenzen erkannt, zum anderen diente das Messen der psychologischen Motivation“. Auch nach den USA, in Deutschland, ließ Gotzler das Thema nicht mehr los. Biohacking sei im Prinzip ein Weg, ein biologisches System auseinanderzunehmen, zu verstehen und wieder zusammenzusetzen, schreibt er.

Überforderung aller Systeme Damit keine Missverständnisse aufkommen: Hier geht es nicht (nur) um Sport. Es geht darum, Körper und Geist den dynamischen Anforderungen des modernen Lebens anzupassen. Oft genug sind wir überfordert mit Reizüberflutung und permanenter Erreichbarkeit; unser Körper reagiert auf den chronischen Stress mit Schlaflosigkeit und Energiemangel. Um uns selbst zu optimieren, um freudig unserer Arbeit nachgehen zu können und noch Energie für die Familie am Abend übrig zu haben, ist Biohacking ein guter Weg.

Es geht halt nicht um Narzissmus, sondern darum, ein besseres Verständnis für den eigenen Körper zu entwickeln, sagt Gotzler. Dabei hilft es schon einmal zu wissen, dass wir in 90-Minuten-Zyklen funktionieren (sogar im Schlaf), und dass uns nach anderthalb Stunden Konzentration eine 20-Minuten- Pause guttut. Dass man Lebensmittel mit leistungsmindernden Bestandteilen zumindest kennen sollte – und dass intermittierendes Fasten die Leistungskurve steigen lässt. Der Autor führt in seinem Bestseller durch die Bereiche Ernährung, Bewegung, Erholung, Balance, Fokus und Umwelt und weil er ahnt, dass die Leser am Ende des Buches gleich damit anfangen wollen, ihr Leben zu optimieren, hat er als letztes Kapitel eine kleine Gebrauchsanweisung zusammengestellt; er nennt es „Biohacker-Fahrplan“.

Das geht von ganz praktischen, sofort umsetzbaren Maßnahmen wie „Optimiere deine Küche“ (er meint Aufräumen und Wegschmeißen) bis hin zu täglichen Tätigkeiten wie „Geh raus in die Sonne“ (Vitamin D!), „Stehe regelmäßig auf “ und „Iss Gemüse mit kräftigen Farben“. Biohacks, das sind auch die Nutzung von Rotlicht für besseren Schlaf, Neurofeedback, Meditation, eine besondere Atemtechnik zur Energiegewinnung, die Anwendung von Kälte und intensives Intervalltraining.

Max Gotzler „Biohacking. Optimiere dich selbst.“ Softcover, 192 Seiten, 19,99 Euro,
ISBN 978-3-7423-0102-4

Wenn alles fließtDie Belohnung: Der Flow. Jenes selbstvergessene Aufgehen in einer konzentrierten Tätigkeit in einem Fluss von Kreativität und Einfallsreichtum. Der Moment, in dem alles stimmt, weil wir die Voraussetzungen dafür geschaffen haben. Und nein, man muss dafür nicht Basketball spielen können.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 08/2020 auf Seite 114.

Alexandra Regner, PTA und Journalistin