© Paul-Ehrlich-Institut, Langen (Hessen)

Schon mal da gewesen?

BERLINER MEDIZINHISTORISCHES MUSEUM DER CHARITÉ

Er war einer der bedeutendsten Wissenschaftler des 19. und 20. Jahrhunderts. Anlässlich seines 100. Todestages zeigt die Ausstellung „Arsen und Spitzenforschung – Paul Ehrlich und die Anfänge einer neuen Medizin“ seine weitblickenden Ideen und Forschungserfolge.

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Paul Ehrlich hatte ein besonderes Interesse an der Medizin. Er stand lieber im Labor als am Krankenbett und die Chemie war ihm beinahe so wichtig wie das ärztliche Metier. Mit scharfem Verstand, einer glücklichen Hand und tatkräftigen Mitarbeitern erzielte er eine Reihe von faszinierenden Forschungserfolgen.

Es begann mit einer kleinen Revolution in der Blutdiagnostik. An der Berliner Charité konnte Paul Ehrlich erstmals die Unterschiede zwischen weißen Blutzellen deutlich sichtbar machen. Dies gelang ihm mit Hilfe synthetischer Farbstoffe, weil diese spezifisch an bestimmte Strukturen innerhalb dieser Zellen banden. Anschließend erforschte Ehrlich das Aufeinandertreffen von Giften und körpereigenen Gegengiften. Diese Studien machten ihn zusammen mit seinem Beitrag zur Entwicklung eines wirksamen Diphtherieheilserums und seiner Seitenkettentheorie der Antikörperbildung zum Mitbegründer der Immunologie und 1908 zum Nobelpreisträger.

Heilendes Arsen Mit einem eigenen Institut zur staatlichen Serumprüfung – das heutige Paul-Ehrlich-Institut in Langen (Hessen) – ist er 1899 nach Frankfurt am Main gezogen, wo er Förderer im jüdischen Wirtschaftsbürgertum und Partner in der Farbenindustrie fand. In intensiver Suche nach der „Zauberkugel“, einem Wirkstoff, der allein den krankmachenden Erreger trifft und vernichtet, gelang ihm 1910 mit dem arsenhaltigen Salvarsan der Durchbruch gegen die Volkskrankheit Syphilis.

Die Ausstellung, die vom 15. April bis 27. September 2015 im Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité zu sehen ist, stellt Ehrlichs Leistungen in den Kontext seiner Zeit. Die aufblühende Teerfarbenindustrie versorgte ihn mit den notwendigen Reagenzien, in rascher Folge entdeckte Krankheitserreger gaben seiner therapeutischen Forschung ein Ziel. Als Jude bekam Ehrlich im deutschen Kaiserreich aber auch die zunehmende antisemitische Stimmung zu spüren. Erst im letzten Lebensjahr hat sich seine Hoffnung auf eine ordentliche Professur an der neu gegründeten Frankfurter Universität erfüllt.

Krimi-Fan Hinter dem wissenschaftlichen Werk, das im Zentrum dieser Ausstellung steht, scheint immer wieder auch Ehrlichs Persönlichkeit auf: als hoch präsenter Chef, talentierter Netzwerker, streitbarer Kollege, aber auch als gefühlvoll Liebender oder Freund von guten Zigarren und Kriminalgeschichten. Gemäß seiner Überzeugung „möglichste Genauigkeit und Ausdehnung der Versuche, möglichst wenig Schätzung“ ging Ehrlich den Dingen auf den Grund und wurde damit um 1900 zu einem der Schrittmacher einer neuen Medizin.

Vor 100 Jahren, am 20. August 1915, verstarb Paul Ehrlich – Anlass, sich der bedeutenden Leistungen dieses Forschers zu erinnern. Tipp Wer die Ausstellung in Berlin verpassen sollte, kann sich freuen, denn vom 29. Oktober 2015 bis 3. April 2016 ist „Arsen und Spitzenforschung – Paul Ehrlich und die Anfänge einer neuen Medizin“ im Historischen Museum in Frankfurt am Main zu sehen.

KONTAKT
Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité, Charitéplatz 1, Eingang: Virchowweg 17, 10117 Berlin, bmm@charite.de, www.bmm-charite.de

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 07/15 auf Seite 121.

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