So glänzend und neu bleiben Brillen nicht lange – schnell hat sich die ein oder andere Bakterienkolonie breit gemacht. © Kwangmoozaa / iStock / Getty Images Plus

Mikroorganismen | Hygiene

BAKTERIENPARTY AUF DER BRILLE

Mikroorganismen tummeln sich bekanntermaßen gerne auf solchen Alltagsgegenständen, die wir oft in die Hand nehmen, beziehungsweise auf denen, die viel mit der Mikrobiota unserer Haut in Kontakt kommen. Forscher haben sich deshalb nun einmal genauer Brillen angesehen.

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Klingt erst einmal banal, ist aber immerhin für jeden zweiten Deutschen von Interesse, schließlich trägt hierzulande fast die Hälfte der Bevölkerung dauerhaft oder zeitweise eine Brille. Da möchte man schon gerne wissen, wie viel „zusätzlichen Ballast“ man täglich mit sich rumträgt. Und vielleicht auch, wie man ihn wieder loswird. Für ihre Untersuchung hat das Team um Markus Egert von der Hochschule Furtwangen an verschiedenen Stellen von Test-Brillen Proben genommen, die anschließend auf einem Nährmedium kultiviert wurden. So konnten sie sowohl Aufschlüsse über die Bakterienarten als auch über deren Bevölkerungsdichte gewinnen. Getestet wurden dabei Brillen von Studierenden der Hochschule Furtwangen und von Bewohnern eines Altenheims – um eventuelle Unterschiede bei der Besiedelung festzustellen, die altersabhängig sein könnten.

„Alle untersuchten Brillen waren bakteriell besiedelt“, berichtet Egert. „Am stärksten an Stellen mit direktem Hautkontakt wie Ohrbügel und Nasenpolster“. Es konnten Spitzenbesiedelungen von 660 000 Bakterien pro Quadratzentimeter (cm2) festgestellt werden. Die Altenheim-Brillen waren dabei etwas stärker betroffen als die Hochschul-Brillen. Der größte Unterschied konnte bei den Gläsern gefunden werden. Wobei diese generell am wenigsten Kulturen besaßen, fanden sich bei den Hochschülern nur 40 Bakterien/cm2, bei den Senioren im Schnitt 230 Bakterien/cm2. Der Grund scheint offensichtlich: Älteren Menschen fallen leichte Verunreinigungen wie Fingerabdrücke nicht so schnell auf, daher reinigen sie die Gläser wohl einfach seltener. Auch für die größere Artenvielfalt auf den Altenheim-Brillen haben die Forscher direkt eine plausible Erklärung parat. Die menschliche Hautmikrobiota gewinnt im Alter nämlich an Diversität.

Es fanden sich jedoch auch potenziell gesundheitsschädliche Keime, rund 60 Prozent der nachgewiesenen Keime seien demnach für Personen mit geschwächtem Immunsystem problematisch. Auch bekannte pathogene Erreger für Bindehautentzündung fanden sich, wer daher häufiger unter Augenentzündungen leide, sollte seine Brille einmal untersuchen lassen und sie öfter reinigen. Doch Egert beruhigt: „Für gesunde Menschen stellt ihre Brille in der Regel kein besonderes Infektionsrisiko dar.“ Doch womit am besten reinigen? Feuchte Brillenputztücher sind laut Forschungsteam die effektivste Methode, sie schaffen eine Keimreduktion von bis zu 99 Prozent. Trockene Tücher beseitigen aber immerhin auch 85 bis 90 Prozent der Erreger.

In weiteren Studien wollen sich die Wissenschaftler nun gezielt mit der Brille als Erregerreservoir beschäftigen – zum Beispiel bei Patienten mit rezidivierenden Augeninfektionen ungeklärter Genese.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: www.wissenschaft.de

×