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Länder Und Ihre Sitten

AUFSTREBENDE SCHÖNHEIT

Wo war noch mal die Fußball-Weltmeisterschaft 2002? Richtig: in Südkorea. Deutschland verlor damals das Finale mit 0:2 gegen Brasilien. Seitdem erlebt das Land einen Touristen-Boom.

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Südkorea liegt zwischen dem Japanischen Meer im Osten, dem Gelben Meer im Westen und der Koreastraße im Süden, und wird aufgrund seiner Vielfalt und landschaftlichen Schönheit gerne als Urlaubziel gewählt. Zu seinem Erzfeind Nordkorea besteht seit längerem ein Abkommen zum grenzüberschreitenden Personenverkehr. Südkorea zählt mit seinen etwa 52 Millionen Einwohnern zu den 30 bevölkerungsreichsten Ländern der Welt. Allein etwa die Hälfte der Einwohner leben im Großraum der Hauptstadt Seoul, die bei Touristen sehr beliebt ist. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten, wie das Folklore-Museum, der Jogyesa-Tempel oder der Namsan-Berg und moderne Wolkenkratzer, wie beispielsweise der Seoul Tower sind ein Touristenmagnet.

Aber auch Städte wie Busan, wo während den Olympischen Spielen 1988 die Segelwettkämpfe stattfanden oder Incheon und Daegu sind gefragt. Wer nicht nur einen Städtetrip, sondern auch Strände und Buchten sehen möchte, sollte der beliebten Vulkaninsel Jeju-do einen Besuch abstatten.a a Reisende, die schon einmal in China oder Japan gewesen sind, werden schnell erkennen, dass sich die Kulturen im Grundsatz ähneln. Obwohl Korea zumindest politisch zweigeteilt ist, sind die kulturellen Wurzeln im Norden und Süden Koreas ohne Zweifel identisch. Die Menschen in Südkorea sind offen und freundlich gegenüber Touristen und schätzen es, wenn Nicht-​Einheimische versuchen, die Sitten und Gebräuche umzusetzen. Dennoch sollte man versuchen, nicht in zu viele Fettnäpfchen zu treten.

Man sollte sich niemals am Tisch die Nase putzen, denn das gilt als unhöflich und ist tabu.

Bloß nicht lächeln Wer gerne lacht, sollte seine Gesichtsmuskeln etwas zurückhalten, denn in Südkorea ist maximal ein Lächeln erwünscht. Ein lautes Lachen, wie es bei uns in Deutschland schon mal vorkommen kann, sei es auf einer Feier oder in einer geselligen Runde, ist nicht erwünscht, im Gegenteil. Viele Einwohner empfinden es als störend, fühlen sich manchmal sogar persönlich getroffen. Also am besten lieber nur schmunzeln oder lächeln, dann finden es auch die Südkoreaner passend. Wenn man sich in Deutschland begrüßt, sagt man meist Hallo. Dabei ist es vollkommen egal, ob sein Gegenüber die Begrüßung erwidert oder ob man den anderen kennt. Lediglich ein Nichtzurückgrüßen wird auch bei uns Deutschen als unhöflich empfunden. Ganz anders sieht es da bei den Südkoreanern aus. Der Begrüßung wird hier ein besonderer Stellenwert beigemessen. Mit der Vorstellung wird ein dauerhaftes bekanntschaftliches Verhältnis eingeläutet. Hat man kein Interesse an seinem Gegenüber, dann stellt man sich einfach nicht vor. Beim Begrüßungsritual ist auf jeden Fall folgendes zu beachten: Bei der Verbeugung bleiben die Arme meist seitlich am Körper liegen. Grundsätzlich verneigt sich der sozial schwächer Stehende tiefer vor dem sozial höher Gestellten. Zu dieser Gruppe zählen beispielsweise Eltern, Lehrer, Amtsinhaber und Vorgesetzte. Auch vor Älteren wird sich verbeugt, da sich eine hohe Achtung genießen.

Aber nicht mit links In der Geschäftswelt ist es mittlerweile üblich sich die Hand zu geben. Auch hier gibt es ein Ritual. Steht eine wichtige Person vor einem, gilt es als angemessen, zusätzlich mit der linken Hand das rechte Handgelenk zu umfassen, um dem anschließenden Händedruck einen entsprechenden Nachdruck zu verleihen. Wer sich allerdings etwas in der Kultur Südostasiens auskennt, dürfte jetzt ins Grübeln geraten, denn war da nicht etwas mit der linken Hand? Richtig, denn grundsätzlich gilt die Benutzung der linken Hand im Kontakt mit anderen als unhöflich und man sollte immer die rechte Hand verwenden. Die linke Hand wird, wenn überhaupt, als Unterstützung eingesetzt, beispielsweise wenn man seinem Gegenüber seine besondere Wertschätzung ausdrücken möchte. In diesem Fall benutzt man beide Hände.

Kampf-Mampfen
In Südkorea filmen sich junge Menschen beim Essen und bekommen auch noch Geld dafür. Mukbang heißt dieser Trend, der sich durch einen Mix aus Fressen, Fernsehen und interaktivem Geschwätz definiert und das gemütlich und bequem von zuhause aus. Kurz und knapp: Man wird dafür bezahlt, dass andere einem beim Essen zuschauen. Geld bekommen die Kamp-Mampfer entweder von Fans, die ihnen Geld überweisen oder durch Werbung und Sponsoring.

Stets gefüllte Gläser In Südkorea kommen alle Speisen gleichzeitig auf den Tisch und jeder darf alles probieren. Doch Vorsicht, denn man sollte erst kräftig zulangen, nachdem der Älteste am Tisch mit dem Essen begonnen hat. Alles andere wäre unhöflich. Beim Essen sitzt man nicht, wie bei uns in Deutschland üblich, an einem Tisch, sondern auf einem Kissen auf dem Boden. Hier sollte man gut aufpassen, dass man seinem Gegenüber nicht die Füße unter dem Tisch entgegenstreckt und seine Schuhe vorher ausgezogen hat. Wenn man zum Essen eingeladen wurde, wird es vom Gastgeber gern gesehen, dass man richtig viel isst. Ist man kurz vorm Platzen oder kann einfach nicht mehr essen, kann man ruhig die Anstandsreste in den Schüsseln lassen. Ansonsten könnte der Gastgeber denken, er hätte nicht ausreichend gekocht und fühlt sich verletzt. Eine letzte Sache sollte man unbedingt beachten: Getränke sollte man sich nicht selbst einschenken, denn das gilt in Südkorea als gierig. Aber keine Sorge, für reichlich Flüssigkeit wird vom Gastgeber gerne gesorgt. Es ist zur Tradition geworden, dass jeder seinem Tischnachbarn einschenkt.

Sicheres Reiseland Wer sich für eine Tour nach Südkorea entscheidet, der sollte sich in Sachen Schutzimpfungen frühzeitig informieren, da bei einigen Impfungen längere Wirkzeiten eingeplant werden müssen. Zunächst gelten einmal die Standardimpfungen des Impfkalenders des Robert-Koch-Instituts, wie beispielsweise Tetanus, Diphtherie und Polio. Zusätzlich zu den Standardimpfungen werden die Impfungen gegen Hepatitis A, bei Langzeitaufenthalten auch Hepatitis B, Tollwut und Japanische Enzephalitis empfohlen. 

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 11/17 ab Seite 46.

Nadine Hofmann, Redaktion

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