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Tiere In Der Apotheke

ATEMWEGSINFEKTIONEN BEI KATZEN

Infektiöse Atemwegserkrankungen sind trotz der Routineimpfungen ein häufiges Problem in der Katzenpopulation, allerdings ist der Verlauf aufgrund der regelmäßig durchgeführten Immunisierungen vielfach etwas milder.

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Bei den Atemwegserkrankungen spielen vor allem das feline Herpesvirus (FHV) sowie das feline Calicivirus (FCV) eine wesentliche Rolle. Diese Erreger sind für den Katzenschnupfenkomplex verantwortlich, wobei beide Viren weit verbreitet sind und als gleichbedeutende Ursachen angesehen werden. Die Prävalenz dieser Viren ist abhängig von Faktoren wie Populationsgröße und Hygienestatus und hat bei Untersuchungen in deutschen Katzenpopulationen bis zu 50 Prozent betragen. Daneben sind Chlamydien, das Reovirus und auch Bakterien an Infektionskrankheiten der Atemwege beteiligt.

Symptome FHV verursacht in der Regel eine schwere Erkrankung mit Fieberschüben, Niesanfällen, starken Augen- und Nasenausfluss und vermehrtem Speichelfluss. Darüber hinaus werden auch Hornhautentzündungen sowie Zungen- und Hautgeschwüre beobachtet. Es ist möglich, dass die unteren Atemwege ebenfalls in das Krankheitsgeschehen involviert sind. Die Infektion mit dem Calicivirus verläuft insgesamt milder als die FHV-Infektion: Der Ausfluss und der Zustand der Abgeschlagenheit sind weniger ausgeprägt. Im Gegensatz zum Herpesvirus existieren mehrere FCV-Stämme, von denen einige ein mit Fieber gekoppeltes Lahmheitssyndrom auslösen können. Auch eine chronische Entzündung der Mundhöhlenschleimhaut kann Folge eines Befalls mit FCV sein.

Infektionen mit neuen FCV-Varianten können hohes Fieber, Ulzerationen im Gesicht und an den Ballen, Ödeme an Kopf und Pfoten, Dyspnoe, Diarrhö, Erbrechen und Ikterus verursachen. Bei einer Infektion mit dem Herpesvirus kommt es in bestimmten Zeitabständen zu Schüben von Virusausscheidungen über den Speichel, das Nasen- und Bindehautsekret. In diesen Phasen können sich andere Tiere anstecken. Derartige Schübe ereignen sich hauptsächlich nach Stresszuständen, zum Beispiel nach einem Ortswechsel. Dabei kann es sich um einen Umzug oder eine Reise zu einer Katzenausstellung handeln. Aber auch der Einzug eines neuen Familienmitgliedes (Hund, Katze, Baby) kann bei einer Katze Stress auslösen. Die Stillphase nach einem Wurf ist ebenfalls eine Stressbelastung. Eine Virusausscheidung kann auch durch eine Behandlung mit Kortisonpräparaten induziert werden.

Präventive Maßnahmen
Regelmäßig impfen Trächtige Katzen mindestens drei Wochen vor dem Wurftermin isolieren Welpen einer trägerverdächtigen Mutter bald möglichst absetzen und anschließend isolieren Alle Jungkatzen impfen, sobald die mütterlichen Antikörper ihre Schutzwirkung verlieren, also etwa neun Wochen nach der Geburt Katzen mit einer nachweislichen Erkrankung bei früheren Würfen aus dem Zuchtprogramm ausschließen

Lebenslängliche Virusträger Nach der Infektion scheiden die Katzen das Calicivirus über mehrere Wochen aus. Einige bleiben wahrscheinlich lebenslang Virusträger. Man differenziert zwischen gering-, mittel- und hochgradigen Trägern, wobei geringgradige Virusträger bei weitem nicht so ansteckend sind und schwieriger entdeckt werden. Es gibt zahlreiche FCV-Träger in der Katzenpopulation. So wird vermutet, dass vor der Einführung der Impfung circa 40 Prozent aller Katzen betroffen waren. Und auch heutzutage ist das Virus noch weit verbreitet, man rechnet damit, dass etwa 20 Prozent aller Katzen FCV-positive Reaktionen zeigen. Sowohl das Herpes-, als auch das Calicivirus erweisen sich als höchst infektiöse Krankheitserreger. Katzen in Einzelhaltung sind davon weniger betroffen als Tiere, die in Katzenheimen oder Zuchtstationen leben. Neben der direkten Ansteckung durch akut erkrankte Katzen ist auch die indirekte Übertragung der Viren über Käfige, Futter oder auch über Menschen, die die Erreger zum Beispiel durch Kleidung einschleppen, möglich. Die Viren können mit Hilfe von Trägerorganismen in den Atmungsorganen einer geheilten Katze überleben, sodass trotz der Impfungen Träger in der Katzenpopulation weit verbreitet sind, die als Quelle für eine Virusinfektion in Frage kommen.

Chlamydien Gegen eine Infektion mit dem Erreger Chlamydia psittaci sind viele Säugetiere und auch Vögel empfänglich. Die meisten Stämme, mit denen sich eine Katze infizieren kann, scheinen artspezifisch zu sein, das heißt, es handelt sich um keine Zoonose. Andere Tierarten oder Menschen können also nicht infiziert werden. C. psittaci greift insbesondere die Lidbindehaut an, wobei anfangs oft nur ein Auge betroffen ist. Die Bindehaut ist gerötet und geschwollen, und es kommt zu krampfhaftem Augenlidverschluss und starkem Augenausfluss. Ferner sind die oberen Atemwege häufig beteiligt. Die Entzündung der Lidbindehaut kann etwa sechs Wochen lang anhalten. Während bei FHV und FCV Fieber und Nasenausfluss die dominierenden Symptome sind, treten diese klinischen Anzeichen bei C. psittaci nur selten in Erscheinung.

Kein Stress Um Katzen vor Viruserkrankungen zu schützen, stehen verschiedene Impfstoffe zur Verfügung. Eine Impfung kann zwar meist vor dem Auftreten schwerer klinische Symptome schützen, bietet jedoch aufgrund der großen Variation der Stämme hinsichtlich Pathogenität und Virulenz oft keinen ausreichenden Schutz gegen neue, virulente Feldstämme. Am besten ist deshalb die Kombination von Impfung und der optimalen Versorgung von Seiten des Tierarztes und des Katzenbesitzers. In einer Stadt mit hoher Dichte der Katzenpopulation ist das Risiko der Virusübertragung höher, normalerweise ist der Kontakt zwischen Katzen dafür jedoch zu flüchtig. Katzen, die in einem Privathaushalt gehalten werden, sollten selbstverständlich regelmäßig geimpft werden. Außerdem ist alles, was ihnen Stress bereitet zu vermeiden.

Auf Hygiene achten Bei Verdacht auf eine Infektion mit einem FCV sind gründliche Hygiene- und Quarantänemaßnahmen wichtig, um die Infektion weiterer Katzen zu verhindern. Während das FHV in der Umwelt wenig haltbar ist, kann das FCV bis zu 14 Tage oder sogar noch länger in der Umgebung überleben. Erkrankte Katzen sollten von gesunden Tieren bei Verdacht sofort isoliert werden. Darüber hinaus muss eine gründliche Desinfektion aller Oberflächen mit einem effektiven Desinfektionsmittel erfolgen. 

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 11/17 ab Seite 124.

Astrid Heinl-Zapf, Tierärztin

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