Vor einem Regal mit Fertigarzneimittelpackung steht eine Person in weißem Kittel und tippt auf einem Tablet.© MJ_Prototype / iStock / Getty Images Plus
Eine neue Software soll in Kliniken dabei helfen, unerwünschte Arzneimittelwirkungen zu verhindern.

Arzneimittelsicherheit

PROJEKT SOLL WECHSELWIRKUNGEN VERHINDERN

Zwei gesetzliche Krankenkassen, gut ein Dutzend Kliniken, ein Projekt: Eine Software soll anhand von Kassendaten auf gefährliche Neben- und Wechselwirkungen hinweisen. Das soll vor allem ältere Krankenhaus-Patienten schützen.

Seite 1/1 1 Minute

Seite 1/1 1 Minute

Patient*innen, die mehrere verschiedene Medikamente einnehmen, sollen in einem Krankenkassenprojekt besser vor gefährlichen Wechselwirkungen geschützt werden. Das Projekt ist ein Vorhaben von Barmer und AOK Nordost mit mehreren beteiligten Kliniken in Berlin und Brandenburg.

Und es funktioniert so: Mit Zustimmung der Patient*innen können Kliniken bestimmte Krankenkassendaten abrufen, eine Software weist dann auf mögliche Risiken durch verschiedene bereits verordnete Arzneimittel hin. Potenziell gefährliche Informationslücken zur medizinischen Vorgeschichte sollen so geschlossen werden.

750 Versicherte nehmen teil

Am Klinikum Frankfurt (Oder) gehe das Projekt nun in die entscheidende Phase, sagte die Barmer-Landesgeschäftsführerin Barmer Berlin/Brandenburg, Gabriela Leyh, am Mittwoch. Rund 750 Versicherte beider Kassen, die regelmäßig fünf und mehr Wirkstoffe einnehmen, hätten dort ihre Teilnahme erklärt, hieß es.

Wie viele Medikamente der Mensch nimmt

Die Anzahl der verordneten Wirkstoffe nimmt mit dem Alter zu. Durchschnittliche Patient*innen ab 40 Jahren haben innerhalb von zehn Jahren

  • 21 Praxen aufgesucht,
  • 37 Diagnosen,
  • 76 Rezepte,
  • 20 verschiedene Wirkstoffe sowie
  • 113 Arzneimittelpackungen erhalten,

schilderte Leyh. Dies sei kaum überschaubar, es brauche digitale Lösungen. Schlimmstenfalls seien Komplikationen bei der Therapie bis hin zum Tod möglich.

Gut ein Dutzend Kliniken in sechs Bundesländern

Das Projekt hat unter anderem mit Testläufen im Oktober 2020 begonnen und läuft bis Ende September 2024. Insgesamt nehmen gut ein Dutzend Kliniken aus sechs Bundesländern teil. In Brandenburg gehören dazu auch noch das Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam, die Havelland Kliniken in Nauen und das Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus. In Berlin sind es das Auguste-Viktoria-Klinikum und das Humboldt-Klinikum von Vivantes.

Man wünsche sich, dass ein solches Vorgehen zum Standard werde, um die Versorgung zu optimieren, sagte Leyh. Deutschland hinke bei dem Thema im internationalen Vergleich hinterher.

Quelle: dpa

×