Schokoladenplätzchen mit Streusel aufeinander gestapelt© rsester / iStock / Getty Images Plus
Bunte Zuckerstreusel wie sie beispielsweise auf Schokoladenplätzchen zu finden sind, könnten zur Identifizierung von gefälschten Präparaten beitragen.

Arzneimittelidentifizierung

ZUCKERSTREUSEL GEGEN ARZNEIMITTELFÄLSCHUNGEN

Sie sehen zum Anbeißen aus – bunte Zuckerkügelchen. Was nicht nur schön aussieht, sondern auch noch gut schmeckt, könnte zur Identifizierung von Arzneimitteln beitragen und so gefälschte Präparate  entlarven. 

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Es gibt Länder auf der Welt, in denen sich das Fälschen von Arzneimitteln lohnt. Vor allem in den Entwicklungsländern scheint dies der Fall zu sein. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind rund zehn Prozent aller Arzneimittel gefälscht oder minderwertig. Solche Arzneimittelfälschungen verursachen nicht nur finanzielle Schäden, sondern können vor allem auch gesundheitliche Schäden hervorrufen. 

Aber wie könnte es gelingen, solche Fälschungen schnell und einfach aufzudecken? Forscher haben eine süße Antwort gefunden.
 

Bunte Zuckerstreusel leisten Detektivarbeit

Professor Dr. William Grover von der University of California hat zu diesem Thema eine vergleichsweise kostengünstige und eher unkonventionelle Idee. Bunte Zuckerkügelchen verleihen der Oberfläche von Tabletten, Kapseln und Co. ein einzigartiges Muster und somit eine einzigartige Farbcodierung. Durch diese Codierung ist ein Arzneimittelanwender in der Lage, den von Grover sogenannten CandyCode fotografisch mit validierten Codes aus Herstellerdatenbanken abzugleichen und womöglich gefälschte Ware zu identifizieren. 

Aber wie kommt man bei diesem Thema gerade auf bunte Zuckerstreusel? Wie Grover in einer Pressemitteilung erklärte, waren es Schokoladendrops mit bunten Zuckerstreuseln, die sein Interesse weckten. „Jedes Bonbon hat im Durchschnitt 92 zufällig angebrachte Zuckerstreusel, und die Zuckerstreusel haben acht verschiedene Farben. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein zufällig erzeugtes Bonbonmuster jemals wiederholt, ist gleich Null, sodass jedes dieser Bonbons einzigartig ist und niemals zufällig dupliziert werden kann.“
 

Eigenen Algorithmus entwickelt

Die Idee mit den bunten Streukügelchen war geboren. Nun galt es, erste Testläufe zu starten. Tylenol®-Kapseln (ein US-amerikanisches Fertigarzneimittel mit Paracetamol) machten den Anfang. Grover überzog diese Kapseln mit essbarem Tortendekorationskleber. Im Anschluss entwickelte er einen Algorithmus, der das Foto der codierten Kapsel in Textzeichen umwandelt, die in einer Datenbank gespeichert werden. Dadurch ist der Verbraucher in der Lage, vor der Einnahme des Arzneimittels die Daten abzufragen – quasi ein Securpharm für zu Hause.

Nun stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit einer solchen Vorgehensweise. Gibt es genug Streuselkombinationen, um den Verbraucher gut genug zu schützen? Grover hat hierzu eine klare Tendenz: „Mit einer Computersimulation von noch größeren CandyCode-Bibliotheken habe ich herausgefunden, dass ein Unternehmen 1017 CandyCode-Pillen produzieren könnte – genug für 41 Millionen Pillen für jeden Menschen auf der Erde – und immer noch in der Lage wäre, jede CandyCode-Pille eindeutig zu identifizieren.“

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/bunte-zuckerstreusel-koennten-medikamente-sicherer-machen-133101/
William H. Grover: "CandyCodes: simple universally unique edible identifiers for confirming the authenticity of pharmaceuticals", Scientific Reports, 6. Mai 2022. https://www.nature.com/articles/s41598-022-11234-4 
 

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