Eine Seniorin sitzt mit überkreuzten Armen und bitterem Gesichtsausdruck in einem abgedunkelten Zimmer im Sessel.© Neil Bussey / iStock / Getty Images Plus
Mehr als Gedächtnisschwund: Demenz geht oft auch mit Apathie einher.

Apathie

METHYLPHENIDAT BEI ALZHEIMER-DEMENZ

Depressive Episoden, Antriebslosigkeit und Apathie – Alzheimer ist mehr als nur Vergessen. Diese drückenden Begleiterscheinungen belasten viele Betroffene zusätzlich. Das Neurostimulans Methylphenidat könnte ihnen neuen Schwung verleihen.

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Die neurodegenerative Erkrankung Morbus Alzheimer wird gerne sinnbildlich mit einem geknoteten Taschentuch, tausend Klebezetteln oder einem ratlos dreinblickenden Menschen dargestellt. Im Vordergrund der Krankheit steht eine nachlassende geistige Leistungsfähigkeit mit einhergehender zeitlicher wie räumlicher Orientierungslosigkeit und Gedächtnisstörungen.

Doch treten zusätzlich zu diesen kognitiven Auffälligkeiten auch psychische Verhaltenssymptome auf: Aggression, Apathie, Depression, Empathie- und Interessensverlust, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit oder Essstörungen. Der Leidensdruck sowie die Sterblichkeit werden unter der Symptomatik erhöht.

Signifikante Verbesserung der Apathie

Die ADMET-2-Untersuchung (Apathy in Dementia Methylphenidate Trial 2) bestätigte nun, was viele kleine Studien zuvor schon vermuten ließen: Methylphenidat verbessert die Apathie-Symptomatik von Alzheimer-Patient*innen signifikant. Die multizentrische, randomisierte, verblindete, placebokontrollierte Phase-III-Studie untersuchte über einen Zeitraum von vier Jahren an mehreren US-amerikanischen wie kanadischen Demenz-Zentren die Auswirkungen von Methylphenidat auf die Apathie-Zustände von insgesamt knapp 100 Alzheimer-Patient*innen. Jede*r erhielt oral zweimal täglich zehn Milligramm Methylphenidat für sechs Monate. Gegenüber Placebo konnte eine signifikante Verbesserung des Apathie-Scores gegenüber Placebo gemessen werden. 

Wirkmechanismus unklar

Das in Deutschland unter den Auflagen des Betäubungsmittelgesetzes geführte Methylphenidat wird zwar schon lange gegen Aufmerksamkeitsstörungen wie ADS und ADHS eingesetzt, über den genauen Wirkmechanismus wird aber noch diskutiert. Das Psychostimulans soll peripher oder zentral zu einer Freisetzung von Noradrenalin und Dopamin führen sowie deren Aufnahme aus dem synaptischen Spalt hemmen.

Während sich Menschen mit Aufmerksamkeitsdefizitstörung dadurch besser konzentrieren können, steht bei Alzheimer-Betroffenen die anregende und antriebsfördernde Komponente im Vordergrund – Ansatzpunkte, die durch die Behandlung mit klassischen Antidementiva nicht abgedeckt werden. „Bis heute gibt es keine in Europa zugelassene, ursächliche Therapie für die Alzheimer-Demenz. Umso bedeutsamer ist die Behandlung begleitender Symptome wie der Apathie, dieses allemal, da so auch die therapeutische Mitarbeit der Betroffenen erhöht und somit das Mortalitätsrisiko gesenkt werden kann“, erklärt Professor Dr. Richard Dodel in einem Statement der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/methylphenidat-bringt-alzheimer-patienten-aus-der-apathie-130337/ 
https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/alzheimer-demenz/hintergrund 

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